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Aus eigener Kraft (Die Burg)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Aus eigener Kraft
Untertitel:
aus: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend, 2. Jahrgang, S. 120
Herausgeber: Prof. J. Hartorius und Oberlehrer K. Faustmann, Mainz.
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Verlag der Paulinus Druckerei
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Erscheinungsort: Trier
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Aus eigener Kraft erschien unter der Verfasserangabe W. K. auch in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1911, Bd. 4, S. 218–219
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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[120] Aus eigener Kraft. Von W. Kabel.

Einer der merkwürdigsten Männer, die England je hervorgebracht hat, ist Lord Calbot. Er gehörte dem englischen Hochadel an, lebte zur Zeit Friedrichs des Großen und genoß zwar eine ausgezeichnete Erziehung, verdankte aber doch seine Würde und Reichtümer lediglich seiner vornehmen Geburt. Erst fünfundzwanzig Jahre alt, war er bereits General, da er schon in der Wiege infolge eines alten Vorrechtes Oberst eines Kavallerieregiments war. Er selbst achtete aber seinen militärischen Rang, weil er ihn nicht durch eigene Tüchtigkeit verdient hatte, gar nicht. Ebensowenig bildete er sich auf den ihm verliehenen höchsten englischen Orden, den Hosenbandorden, etwas ein und hielt auch sein ungeheures Vermögen für eine Zufälligkeit, die ihm selbst gar keinen besonderen Wert verleihe.

Gequält von dem Gedanken, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er ohne die Vorzüge seines alten Namens seine Laufbahn von unten auf hätte beginnen müssen, entschloß er sich, seine persönlichen Fähigkeiten zu erproben und sich aus eigener Kraft emporzuarbeiten.

Ohne das geringste von seinem Plane zu verraten, bat er um einen mehrjährigen Urlaub. Nur das Geld für die notwendigsten Ausgaben in der Tasche, verließ er, nachdem er seine Besitzungen sicheren Händen anvertraut hatte, sein Vaterland, landete in Holland, reiste nach Wien und ließ sich unter dem angenommenen Namen Lewinghton für das in Brünn stehende Infanterieregiment als Gemeiner anwerben.

Calbot machte nun, stets unter dem Namen Lewinghton, und ohne daß seine wahre Herkunft entdeckt wurde, alle drei Feldzüge gegen Friedrich den Großen mit, zeichnete sich aber überall durch sein Benehmen wie durch große Tapferkeit so vortrefflich aus, daß er schnell befördert und nach der Schlacht bei Prag zum Obersten seines Regiments ernannt wurde.

Als Generalleutnant wurde er bei einem unbedeutenden Vorpostengefecht verwundet und mußte seinen Abschied nehmen. Jetzt gab er sich der Kaiserin Maria Theresia zu erkennen und kehrte dann, nachdem er aus eigener Kraft und durch seine eigenen Verdienste seinen hohen Rang erreicht hatte, in sein Vaterland zurück, wo er bald mit der Umbildung des englischen Heeres betraut wurde und nach einem arbeitsreichen, zufriedenen Leben als Oberbefehlshaber der englischen Armee starb.