BLKÖ:Gomez de Parientos, Moriz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gombos, Emerich
Band: 5 (1859), ab Seite: 265. (Quelle)
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Gomez de Parientos, Moriz (Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Nieuport in den Niederlanden 26. Dec. 1744, gest. zu Ofen 10. Jänner 1810). G. ist der Sohn eines k. k. Hauptmanns aus einer altspanischen Familie. Nach vollendetem Cursus in der Wiener-Neustädter Militärakademie trat er in das Inf.-Reg. Caprara, wurde 1775 Oberlieutenant, dann (1785) Hauptmann, und in derselben Akademie, wo er seine Bildung erhalten hatte, Professor der Tactik. Als der Türkenkrieg ausbrach (1788), rückte er zum Oberstwachtmeister im Generalstabe vor; wurde bald nachher Oberstlieutenant im Inf.-Regmt. Toscana, und erhielt zugleich das Referat bei der damals bestandenen Feldkriegscommission, deren Leitung von dem General der Cavallerie Grafen Nostitz besorgt wurde. Besondere Umsicht bewies G. in der Wahl des Terrains, und seinem Eifer im Recognosciren gelang es, das sogenannte Burzenland (ein Theil von Siebenbürgen), dann Háromßék, Csik und Gorgan gegen die feindlichen Attentate der Türken zu behaupten, so daß ein großer Theil des in den Jahren 1788 u. 89 erfochtenen Ruhmes aufs seine Rechnung kam. Ebenso werkthätig erprobte er sein kriegerisches Talent im J. 1790, wo er den Landstrich zwischen Schul und der Donau während der furchtbaren Kälte der Wintermonate beritt, und den glücklichen Entwurf machte, das Lager zwischen Redowan und Caraul zu schlagen, von wo aus sodann der Feind in Schach gehalten, und die kleine Walachei leicht gegen denselben sichergestellt werden konnte. Im nämlichen Jahre in dem Treffen bei Kalafat hielt er unter dem wüthendsten Kugelregen aus, und befeuerte seine, bereits zaghaft gewordene Mannschaft durch das Beispiel seiner glänzenden Bravour zu wiederholtem Angriffe. Auch bei Mouchin in den Niederlanden, bei Cambray und beim Entsatze der Festung Charleroy (1794) hatte seine Mitwirkung entscheidend zu dem glücklichen Erfolge beigetragen. Im J. 1794 war er Oberst geworden, 1800 Generalmajor und Director des k. k. Kriegsarchivs. Dies war die Sphäre, wo seine Kräfte sich ganz angemessen entwickeln konnten. Seine Tendenz war auf die Herstellung eines kenntnißreichen, wissenschaftlich gebildeten Officierscorps gerichtet, und er wollte das Kriegswesen auf eine Stufe erheben, wo es zum Wohle und zum Glanz der Monarchie wesentlich beitragen sollte. Zuerst mußte daher darauf hingearbeitet werden, Quellen für die Belehrung der Militärs aufzusuchen, und ihnen so Mittel zur Selbstcultur an die Hand zu geben. Die erste Ernte seiner Anstrengungen war ein, von ihm verfaßtes Handbuch der Terrainlehre, welches Buch lange als Lehr- u. Hilfsbuch der k. k. Armee diente. Zu dieser Zeit begründete und redigirte er auch die militärische Zeitschrift, welche die factische, durch den Stämpel der Authentizität außer Zweifel gesetzte Darstellung wichtiger Kriegsereignisse enthält und durch urkundengemäße Darstellung und beigefügte Karten ein reiches Materiale zur Kriegsgeschichte bietet. Auch das chalkographische Bureau des Generalquartiermeisterstabes, welches gegenwärtig eine so ehrenvolle Stelle unter Anstalten ähnlicher Art behauptet, verdankt seinen Ursprung G.’s begründeter Ansicht von der pragmatischen Wichtigkeit solcher Hilfsmittel. Ungefähr um diese Zeit ward G. mit dem Sistemisirungsplan der von den Ständen des Königreichs Ungarn errichteten Academia Ludovicea beauftragt; er löste die schwierige Aufgabe und sein Plan wurde einmüthig von der, zu ihrer Prüfung ausgestellten Commission [266] approbirt, und unter die Beschlüsse der Landtagsversammlung aufgenommen. Im J. 1801 zeichnete der Monarch die Verdienste des G. M. Gomez de Parientos durch die allergnädigste Verleihung des Indigenates im Königreiche Ungarn aus, verlieh ihm das Ritterkreuz des Leopoldordens, und ernannte ihn 1808 zum wirklichen Feldmarschall-Lieutenant. Beim Ausbruche des zweiten Krieges mit Frankreich (1809) wurde G. als Generalquartiermeister an die Spitze der ungar. Insurgenten gestellt, aber es war ihm nicht bestimmt, die damit verbundene Aufgabe zu lösen; vom Typhus befallen beschloß er 66 J. alt Anfangs 1810 sein thatenreiches Leben. Sein oben erwähntes Werk: „Terrainlehre, zum Unterricht für Officiere der österr. Armee“ (zuerst 1805) erschien 1823 in 3. Aufl. mit 16 Tafeln; und später (1839) in einem Auszuge von Anton Fischer. Die Angabe im Oestr. Militär-Konversations-Lexikon, daß davon im J. 1823 die 32. Aufl. herausgekommen, ist ein grober Druckfehler.

Vaterländische Blätter, herausgeg. von J. M. Armbruster (Wien) 1810, S. 147. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) II. Bd. S. 123. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgegeben von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851 u. f.) II. Bd. S. 755. – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 397.