BLKÖ:Batthyáni, Joseph Graf von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 1 (1856), ab Seite: 177. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
József Batthyány in der Wikipedia
József Batthyány in Wikidata
GND-Eintrag: 100025250, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Batthyáni, Joseph Graf von|1|177|}}

Batthyáni, Joseph Graf von (Erzbischof, geb. zu Wien 30. Jän. 1727, gest. zu Preßburg 23. Oct. 1799). Nachdem er 1751 zum Priester geweiht worden war, erhielt er bald darauf die Würde eines Domherrn zu Gran, dann die eines infulirten Propstes zu Steinamanger und Preßburg; 1759 ward er Bischof von Siebenbürgen, 1760 Erzbischof von Colocsa, 1776 Fürstprimas von Ungarn und Erzbischof von Gran; 1778 Cardinal. Er war ein ausgezeichneter von Kaiser Joseph II. geachteter Kirchenprälat, der sich in verschiedenen schwierigen Lagen seines Vaterlandes um dasselbe sehr verdient machte. So war er bei dem Besuche, welchen Papst Pius VI. in Wien abstattete (1782) – bei dem Regierungsantritte Leopold II. (1790) – bei der ersten Drohung einer französischen Invasion (1797) der thätigste Vermittler, Aussöhner und Förderer. Man nannte ihn das „Orakel seiner Zeit,“ den „Dionysius im Ungarischen Aräopag;“ er bewies sich in den Stürmen des Landtages von 1790, sowie bei Lösung der schwierigen Aufgabe de Concordia Sacerdotii et Imperii als weiser und energischer Mann. Mehr noch sprechen seine wohlthätigen Handlungen für ihn. So vergrößerte er den Fond des Seminars zu Kolocza und stiftete daselbst ein adeliges Convict; da jene Gegend Mangel an Schulen hatte, führte er die Piaristen ein und dotirte sie. Auf gleiche Weise sorgte er für Verbreitung des Unterrichtes in Preßburg, Trentschin und Hermannstadt. Ferner gründete er auf seine Kosten eine vaterländische Bibliothek, die mehr als 700 Manuscripte enthielt. Der Bau des Primatenpalastes zu Preßburg, ein Meisterwerk, entstand durch ihn; er verwendete dazu eine Summe von 400,000 fl. Ein Hauptzug seiner Größe war es, daß er, selbst zur Benachteiligung seiner eigenen Einkünfte, auf die Zerstückelung der unermeßlichen Metropole in mehrere Bisthümer antrug. Trotzdem errichtete er noch viele Kirchen und Pfarrgebäude, und entschädigte die durch Abgang der protestantischen Gebühren verarmten Seelsorger seiner Güter. Gleich väterlich sorgte er für die Armeninstitute; er unterstützte die aus Frankreich vertriebenen Bischöfe, und spendete den Armen, Witwen und Waisen so reichlich, daß die Summe der so verwendeten Gaben, nur nach oberflächlicher Berechnung, mehr als eine Million betrug. Noch sterbend hinterließ er 10,000 fl. den Elisabethinerinnen zu Ofen, 15,000 fl. denen zu Preßburg, und 50,000 fl. den alten und dürftigen Seelsorgern. Als daher Kaiser Franz II. die Nachricht von dem Hinscheiden dieses Prälaten erhielt, sagte der edle Fürst und Menschenkenner: „Wir haben einen großen Mann verloren!“

Koppi (Carl)[WS 1], Justa solemnia in mortem cardinalis J. comitis Batthyán (Pest 1800, 8°.). – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 203. – Archiv f. Gesch., Statistik, Liter. u. Kunst (Wien 1824, 4°.) XV. Jahrg. Nr. 11, 12. S. 63. – J. S. Ersch u. J. G. [178] Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste ... (Leipzig 1822 u. f., 4°.) I. Sect. 8. Thl. S. 105 von Gamauf.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kopp (Carl).