BLKÖ:Chłędowski, Valentin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Chlopicki, Joseph
Band: 2 (1857), ab Seite: 345. (Quelle)
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Chłędowski, Valentin (Schriftsteller, geb. im Marktflecken Jasliska im Sanoker Kreise Galiziens 13. Februar 1798, gest. auf seinem Gute Wietrzna, Jasloer Kreises 23. Dec. 1846). Er studirte zuerst in Przemysl, später in Lemberg, wo er die höheren Studien absolvirte. Vom J. 1816 bis 1819 unterstützte er seinen älteren Bruder in der Herausgabe des „Pamiętnik Lwowski“, d. i. Lemberger Gedenkblatt, des ersten wissenschaftlichen und für jene Zeit sehr gediegenen Journals in Galizien. Als später dieses Zeitblatt zu erscheinen aufhörte, und Ch.’s Bruder nach Warschau übersiedelte, gab er selbst im J. 1820 in Lemberg ein ähnliches Blatt, unter dem Titel „Pszczoła Lwowska“, d. i. Lemberger Biene, heraus, die mannigfaltigen Localschwierigkeiten besiegend. Später ließ er seine Artikel im „Pamiętnik Galicyiski“, d. i. Galizisches Gedenkblatt, in den „Rozmaitości“, d. i. Miscellen, und anderen periodischen Schriften erscheinen. Zuletzt im J. 1830 veröffentlichte er das Sammelwerk „Haliczanin“, welches in der polnischen Literatur in Galizien einigermaßen Epoche macht. Mit fremden Literaturen und besonders mit der deutschen vollkommen vertraut, nahm er sich vor, seine Landsleute vor Allem mit dem Wesen der deutschen Philosophie (gegen welche zu jener Zeit eine Antipathie in Polen herrschte) bekannt zu machen. Zu diesem Ende schilderte er in einer Abhandlung ihre Nothwendigkeit, den aus ihr entspringenden Nutzen und gab später auch einen Abriß derselben von Kant bis auf die neueste Zeit heraus. Ueberdies ließ er in zwei Bänden werthvolle Abhandlungen über Aesthetik und Philologie, sowohl eigene als auch Arbeiten des Johann Nep. Kaminski; die schönen Gedichte des Alexander Graf Fredro und kleinere Arbeiten in Versen und in Prosa der jüngeren galizischen Schriftsteller drucken, welche er an sich zu ziehen, durch sein Beispiel anzueifern und zu einem wissenschaftlichen Ziele zu vereinigen verstand. Ch. selbst besaß eine vielseitige Bildung, seine Arbeiten zeichnen sich durch Leichtigkeit und Klarheit in der Darstellung, durch gründliches Urtheil, scharfen Witz und wahren Humor aus. In seinen jüngeren Jahren schrieb er kleinere Gedichte, oder übersetzte deren aus den deutschen Dichtern Gellert, Mathisson, Herder, Schiller und anderen. Später arbeitete er auf dem Felde der Aesthetik und verfaßte in diesem Fache ein Werk, welches bisher ungedruckt geblieben. Seine humoristischen Artikel, unter diesen: „Osioł“, d. i. Der Esel, eine historisch-psychologische Skizze, abgedruckt im „Album für die Rzeszower Abgebrannten“ im Jahre 1844, und andere, welche größtentheils noch ungedruckt geblieben, sind einzig in ihrer Art. Seine Reisen durch Europa beschrieb er [346] in dem auch noch ungedruckten Werke: „Listy do kumy“, d. i. Briefe an die Frau Gevatterin, deren Veröffentlichung von literar-historischem Interesse wäre.

Nach mündlichen und schriftlichen Mittheilungen des Grafen Moriz Dzieduszycki und Augustin Bielowski.