Zum Inhalt springen

BLKÖ:Czech, Franz Hermann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Czech, Johann
Band: 3 (1858), ab Seite: 91. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Hermann Czech in Wikidata
GND-Eintrag: 1055361030, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Czech, Franz Hermann|3|91|}}

Czech, Franz Hermann (Humanist, geb. zu Münchengräz in Böhmen 20. Sept. 1788, gest. in Wien 28. Juli 1847). Besuchte die Schule seiner Vaterstadt, in der bloß in böhmischer Sprache gelehrt wurde, und nahm Unterricht im Gesange. Mit 10 Jahren war er Sängerknabe bei St. Adalbert in Prag, und nun konnte er seinem Drange zu lernen nachkommen. Nach vollendetem Gymnasium trat er 1808 zu Leipnik in den Piaristenorden, studirte nun Philosophie, dann Theologie, und wurde zum Priester geweiht. Einem Rufe als Präfect an der Theresianischen Ritter-Akademie in Wien folgend, leitete er anfänglich die Humanitäts-Classen, und von 1816–19 die philosoph. Jahrgänge, in denen er selbst die Philosophie vortrug. Am 18. Oct. 1818 wurde er auch zum Religionslehrer am Wiener Taubstummeninstitute ernannt, und widmete sich, vereint mit dem vielverdienten Director dieser Anstalt M. Venus (s. d.) der Verbesserung des Looses dieser Unglücklichen. Die seit 1792 eingeführte, auf die Tonsprache gegründete Methode S. Heineckens, wurde mit der auf die Zeichensprache basirten des französischen Abbe de l’Epée zu vereinigen gesucht; insbesondere aber richtete C. sein Augenmerk darauf, sämmtlichen Taubstummen im Sinne der schon früher durch den Schulrath Glaser und den Pfarrer Daniel vergeblich gemachten Versuche, eine zweckmäßige Ausbildung durch Einführung des Taubstummenunterrichtes in den gewöhnlichen Schulen zu verschaffen. Zu diesem Behufe erschienen von ihm folgende Schriften: „Religions-Lesebuch für gebildete Taubstumme“ (Wien 1821, Harter [92] u. C., Mit 1 K., 8°.); – „Grundzüge des physischen Lebens gehör- und sprachloser Menschen im Naturzustande; oder Darstellung des unglücklichen Seelenzustandes der ungebildeten Taubstummen“ (Wien 1826, Ludwig, 4°.) – und „Versinnlichte Denk- und Sprachlehre, mit Anwendung auf die Religions- und Sittenlehre und auf das Leben“ (Wien 1836), welches letztere durch die k. k. geh. Haus- Hof- u. Staatskanzlei zur Kenntniß aller Regierungen und selbst in Amerika gelangte, und sich überall der wärmsten Aufnahme erfreute. Im J. 1839 erhielt er die Lehrkanzel der Religionswissenschaft an der k. k. Akademie der bildenden Künste. In Folge seiner angegriffenen Gesundheit machte er 1840 eine Reist nach Karlsbad; da wurde er, zu einem kirchlichen Feste nach Schlackenwerth geladen, vom Schlage getroffen. Er mußte aus dem Dienste treten. Erst als ihm in Münchengräz, seinem Geburtsorte, wo er derzeit lebte, die Nachricht ward, der Kaiser habe unterm 11. Juni 1842 die Einführung der von ihm angegebenen Maßregeln zur größern Verbreitung des Taubstummenunterrichts in allen Provinzen der Monarchie angeordnet, erholte er sich allmälig und begab sich, mit vollem Gehalte in Ruhestand versetzt, nach Wien. Noch begründete er im J. 1845 zu Nikolsburg die israelitische Taubstummenschule, aber schon im folgenden Jahre starb er in Baden bei Wien, wo er bei der berühmten Heilquelle Linderung seines Leidens gesucht.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1843 u. f., Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Suppl. Bd. S. 1208.