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BLKÖ:Füster, Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 5 (1859), ab Seite: 27. (Quelle)
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Füster, Anton (Mitglied des ersten österr. Reichstages, geb. in Krain um das J. 1808). Studirte in Laibach, erhielt nach beendeten theologischen Studien in Wien die theologische Doctorwürde und kehrte nach Krain zurück, wo er 1834 Prediger an der Laibacher Domkirche war, 1835 als deutscher Prediger an die Neustädter Pfarrkirche nach Triest, von da 1839 als Professor der Religionswissenschaft und allgemeinen Pädagogik nach Görz kam, von wo er 1847 in gleicher Eigenschaft an die Wiener Hochschule versetzt wurde. In Triest und Laibach genoß er den Ruf eines ausgezeichneten Kanzelredners, dessen rationalistische Predigten jedoch schon öftere Bedenken erregt hatten. Eine andere, als die kirchlich-geistl. Thätigkeit entfaltete F. aber in dem denkwürdigen J. 1848, in welchem er seit 12. März den politischen Schauplatz betrat, an den Gräbern der im März Gefallenen seine erste politische Anrede hielt und seither auf die von den Ereignissen der Zeit mitgerissene Jugend jenen verderblichen Einfluß übte, der weder mit seiner priesterlichen Würde, noch mit seinem Amte als Leiter der Jugend, deren Verleiter er war, im Einklange stand. Als die Wahlen in den österr. Reichstag stattfanden, trat er im Wahlbezirk Mariahilf, Gumpendorf und im 2. Stadtbezirke als Reichstags-Candidat auf, und wurde im ersten gewählt. Seine Thätigkeit im Reichstage beschränkte sich auf Mitstimmen mit der Linken und Unterschrift von Protesten. Er floh nach Auflösung des Reichstages (7. März 1849). Außer den „Memoiren vom März 1848 bis Juli 1849". 2 Bde. (Frankfurt 1850, liter. Anstalt, 8°.) schrieb er früher den „Mentor des studierenden Jünglings" (Wien 1848, 12°.). Nach seiner Flucht lebte er einige Zeit in London, wanderte dann nach Nord-Amerika aus, wo er gegenwärtig lebt.

Memoiren vom März 1848 bis Juli 1849. Von Dr. Anton Füster (Frankfurt a/M. 1850, literar. Anstalt, 8°.). [Die Vorrede zum ersten Bande gibt Aufschlüsse über sein Leben vor 1848.] – Reichstags-Gallerie (von Freund). Geschriebene Porträts der hervorragendsten Deputirten des ersten östr. Reichstages (Wien 1848, Jasper, Hügel u. Manz, 8°.) I. Heft, S. 12. – Europa. Redigirt von G. Kühne 1850, S. 171. – Dass. Blatt 1850, S. 487: „Pröhle über Füster." [Pröhle schreibt über F. unter Anderem: „Unter den Abgeordneten des österr. Reichstages konnte man Füster wohl mit Herrn v. Berg vergleichen. Wie [28] Herr v. Berg mit dem Berliner Volke, so hat F. mit dem Wiener den „schönen Sommer des Jahres 1848" froh durchlebt. An Geist kann er sich mit Berg nicht von Ferne messen. Auch spielte er auf dem Reichstage keineswegs dieselbe Rolle, wie Dieser in der Constituante und in der zweiten Kammer. Sein eigentlicher Wirkungskreis war die Aula und die Stadt Wien selbst. Füster, der in Wien Universitätsprediger war, wußte der akademischen Jugend einen förmlichen Cultus der Freiheit zurecht zu machen, bei dem ein gutes Stück der göttlichen Verehrung auf ihn selbst fiel. Es lag ein eigenes Raffinement in der Art und Weise, wie dieser Priester sich an der österr. Revolution betheiligte. Keinen Schritt, den er that, that er als Mensch oder als einfacher Staatsbürger, sondern jeden mit dem Bewußtsein eines katholischen Priesters, das sich mit dem Freiheitsgefühl in seiner Brust gar wunderlich mischte. Pater Füster war mit der Aula ein Herz und eine Seele. Man nannte ihn „das bemooste Haupt" der Universität. Eines Tages ersuchte er die akademische Legion, diese „Goldjungen", wie er sie nannte, ihn nicht mit „Sie" anzureden, sondern, da wir alle Brüder sind, gradeweg mit „Du", und er sagte, wer ihn in Zukunft mit Sie anrede, den würde er zum Donnerwetter jagen. Und Alles das als katholischer Priester!"] – Frankl (Dr. Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1848 (VII. Jahrg.) S. 666. – Verhandlungen des östr. Reichstages, nach der stenograph. Aufnahme (Wien, Staatsdruckerei, 4°.). – Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile folgender Phrase mit dem Namen: Der studirende Jüngling ist der lebensfrische Ausdruck des Zeitgeistes. Prof. Ant. Füster. Eduard Kaiser. 1848. Gedr. bei J. Rauh (Wien, lith. kl. Fol.). – 2) Unterschrift: Der Patriot Ant. Füster (Professor in Wien), Reichstagsabgeordneter und – Staatsgefangener. Nach dem Leben. Kühner sc. [Die Zeitgenossen. Neue Folge Nr. LX. Copie von Nr. 1, 4°.) – Der Heitzmann’sche Porträt-Katalog (München 1858, gr. 8°) gibt ihn S. 121 irrig als Füstü an.