Zum Inhalt springen

BLKÖ:Frytschay (Fričaj), Thomas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Fruhwirth, Karl
Nächster>>>
Fua, Hermine
Band: 4 (1858), ab Seite: 388. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Tomáš Fryčaj in Wikidata
GND-Eintrag: 1069536016, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Frytschay (Fričaj), Thomas|4|388|}}

Frytschay, slavisch Fričaj, Thomas (Schriftsteller, geb. zu Keltsch in Mähren 1. Juli 1759, lebte noch 1815). Sohn eines Handwerkers, besuchte die Piaristenschule in Leipnik und sollte später nach des Vaters Wunsch ein Handwerk erlernen; doch die Vorliebe des Sohnes für das Studium behielt die Oberhand und er ging nach Olmütz, wo er unter Franz Samuel Karpe die Philosophie hörte. Die Gedichte von Gellert, Hagedorn, Klopstock, Kleist, Lichtwer, weckten seine Anlage zur Poesie, worin er sich jedoch nur in seiner Muttersprache, der slovakischen, versuchte. Da er arm war und sich ihm keine Aussichten im bürgerlichen Leben boten, wählte er den geistlichen Stand, trat 1778 zu Brünn in’s Seminar und hatte das Glück, im folgenden Jahre mit einem seiner Vorsteher Wien zu besuchen, wo er die Bekanntschaft mit Sonnenfels, Ruschitzka, Gazzaniga und andern Gelehrten machte, was seinen wissenschaftlichen Eifer sehr belebte. Am 7. Sept. 1783 erhielt er die Priesterweihe und kam zur Aushilfe in der Seelsorge nach Bystritz. Noch während seiner theolog. Studien versah er die Stelle eines Bibliothekars im Priesterhause, wodurch seine Liebe für Bücher und Literatur genährt wurde, die er auch in seiner neuen Stellung bewahrte. Krankheit und Melancholie, wozu er immer eine Neigung gehabt, nöthigten ihn seinen Aufenthalt zu ändern, und er erhielt die Erlaubniß, einen andern Ort zu wählen. Er kam 1789 nach Wien. Daselbst gelang es ihm durch Freundes Verwendung von Kaiser Joseph die Zusage zu einer entsprechenden Stellung zu erhalten, als der Tod des Monarchen Alles vereitelte. Endlich erhielt er die Stelle eines Pfarrgehilfen [389] in Mistelbach, aber in Folge seiner geschwächten Gesundheit mußte er diese schon in einigen Jahren aufgeben und um den Defizienten-Gehalt bitten, mit dem er am 25. Juni 1795 aus der Seelsorge ausschied. Er lebte seit dieser Zeit in Brünn, beschäftigte sich mit der slavischen Literatur und verfaßte ein vollständiges Gesangbuch für die mährische Nation, welches bis dahin dem Volke fehlte und als „Kancional katolický“ bis 1835 bereits die 7. Auflage erlebt hatte. Ferner vollendete er ein Gesangbuch für die Jugend, welches 1807 in Brünn erschien; – das Werk: „Zrcadlo wyborneho sedlskeho obcowanj przedstawugjcy: Žiwot a przjbihy rozssafneho muže a polnjho hospodárze Frantjsska Wawaka, tehdegssjho Rychtarze diediny Milczic etc. etc.“, d. i. Spiegel eines ausgezeichneten Umganges mit Landleuten, vorstellend: Das Leben und die Zufälle des rechtschaffenen Mannes und Landwirthes Franz Wawak, jetzigen Richters des Dorfes Milczic u. s. w., 3 Thle. (Brünn 1807–1808) – und dichtete 1796 den Feldgesang für die mähr. Legionen, gedruckt unter dem Titel: „W zbuzenj ku spolecznemu ozbrogenj obywatelu morawskych proti Francouzum“, d. i. Aufforderung zur allgemeinen Bewaffnung der mähr. Einwohner gegen die Franzosen (Brünn 1796, 8°.). Auch übersetzte er mehrere gemeinnützige Schriften, als über die Pflanzung von Zwetschenbäumen, über die Verhütung des Brandes im Weizen, in die Landessprache, welche durch die Kreisämter unentgeltlich vertheilt wurden.

Erscheint in slavischen Werken als Fryčaj. – Czikann (Joh. Jak. Heinr.), Die lebenden Schriftsteller Mährens (Brünn 1812, Traßler, 8°.) S. 55.