BLKÖ:Gaul, Franz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Gauermann, Jakob
Nächster>>>
Gautieri, Joseph
Band: 5 (1859), ab Seite: 109. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Franz Gaul in der Wikipedia
Franz Gaul in Wikidata
GND-Eintrag: 136375529, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gaul, Franz|5|109|}}

Gaul, Franz (Münzgraveur, geb. in Wien 27. Juni 1802). Widmete sich der Kunst, für welche ihn von früher Jugend ein höherer Drang beseelte; besuchte die Akademie der bildenden Künste in Wien, welche damals unter Kliebers Leitung stand. G. trug mehrere Preise davon, einen für die Genesungsmedaille auf Se. Majestät den Kaiser Franz, den zweiten für das in Wachs ausgeführte Medaillon: Hagar in der Wüste. Mit 27 Jahren (1829) wurde er im kaiserl. Münzamte als Graveur angestellt, und die heraldischen Adler der neuen Münzsorten sind von G.’s Hand. Von seinen übrigen Arbeiten sind anzuführen u. a. sein „Orpheus“, die „Medaille auf Fanny Elssler“, für welche er von Sr. Majestät dem König von Preußen mit der großen Medaille für Kunst ausgezeichnet wurde; – „Rudolph von Habsburg dem Priester sein Pferd anbietend“, nach Pet. Krafft in Wachs bossirt[WS 1]. G. ist noch gegenwärtig im kais. Münzamte angestellt. Seine Söhne Franz und Gustav[WS 2] haben beide sich der Kunst gewidmet. – Gustav (Maler, geb. in Wien 6. Februar 1836). Begann seine ersten Arbeiten unter der Leitung seines Vaters und setzte sie, während er die Schule besuchte, fort. Später ertheilte ihm Robert Theer Unterricht im Aquarellmalen und zugleich besuchte er die Akademie der bildenden Künste in Wien. Als Karl Rahl 1851 seine Wirksamkeit auf der Akademie begann, zählte G. zu seinen Schülern und malte unter seiner Leitung 5 Jahre, sich besonders an den alten italienischen Meistern der Kunst bildend. 1853 folgte er Rahl als Begleiter auf dessen Reise in die Lombardei und hatte nun Gelegenheit, die coloristische Richtung an Tizian, Giorgione, Veronese, diesen Vorbildern Rahls, zu studiren; 1854 besuchte er Dresden und skizzirte dort fleißig die Meisterwerke der venetianischen Schule. 1855 ging er mit Rahl nach Paris zur großen Weltausstellung, wo ihm in Amsterdam und im Haag der Anblick der herrlichen Rubens und Rembrandts ein neues Gebiet in der Kunstwelt aufdeckte. In Paris lernte er den ausgezeichneten Coloristen und Porträtmaler Gustav Ricard kennen, der zugleich mit Rahl auf des jungen Künstlers fernere Richtung Einfluß übte. 1656 unternahm er mit dem Vater und dem jüngeren Bruder Franz, der sich dem historischen Genre widmet und hauptsächlich Talent für das Schlachtstück besitzt, eine zweite Reise nach Ober-Italien und im folgenden Jahre mit seinem Bruder allein eine Reise nach Holland, wo er Rembrandt studirte, und [110] nach Paris, wo sein Bruder Franz sein Vorbild Horace Vernet kennen lernte. Im Jahre 1858 besuchte G. nach einem Ausfluge nach Prag, wo er den berühmten Meister der Töne Spohr malte, zu künstlerischen Zwecken Dresden, Nürnberg und München. Gustav hat bereits eine große Menge Porträte geliefert, die sich durch treffende Aehnlichkeit auszeichnen und den begabten Schüler des großen Meisters Rahl beurkunden. Außer Porträten und mehreren Studienköpfen waren von seinen Arbeiten in öffentlichen Ausstellungen zu sehen: „Vier Mädchen auf einer Terrasse[WS 3]“ (1858), Porträte und das Gegenstück dazu: fünf Männer-Porträte, darunter des Künstlers eigenes und Porträte seiner Freunde; – „Der Lautenspieler“, im mittelalterlichen Costüme (Eigenthum des Grafen Pejacevich in Ofen); – „Saul und David“ (1854); – „Das liederliche Kleeblatt“ (1855); – „Sir John Falstaff und die Rekruten“ (1857, 300 fl.) und der „Sänger Roger als Raoul in den Hugenotten“. Sein Atelier ist reich an Copien berühmter Gemälde der älteren italienischen und niederländischen Schulen, die theils in Aquarellen, theils in Oel ausgeführt sind.

Ueber Franz G., den Vater: Frankl (Dr. Ludw. A., Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1842, S. 776: „In Ehren der Dem. Fanny Elßler.“ – S. 934: „Auszeichnung.“ – Ueber Gustav, den Sohn: Die Ausstellungs-Kataloge des (neuen) österr. Kunstvereins 1853 März (Nr. 17), Mai (Nr. 31); 1854 März (Nr. 64), April (Nr. 61), Mai (Nr. 41), Juli (Nr. 23), Nov. (Nr. 49), Dec. (Nr. 36); 1855 April (Nr. 64), Mai (Nr. 5), Juni (Nr. 18, 47), Nov. (Nr. 27), Dec. (Nr. 9, 73, 74); 1856 Febr. (Nr. 3), März (Nr. 36), April (Nr. 18), Nov. (Nr. 90), Dec. (Nr. 32, 34, 40); 1857 Febr. (Nr. 2, 51), März (Nr. 13), Juni (Nr. 20), Juli (Nr. 23), December (Nr. 31, 33); 1858 Juni (Nr. 37, 54).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bussirt.
  2. Gustav Gaul (Wikipedia).
  3. Vorlage: Terasse.