BLKÖ:Giovini (Bianchi-Giovini), Angelus Aurelius

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Girardi, Michael
Band: 5 (1859), ab Seite: 195. (Quelle)
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Giovini, gewöhnlich Bianchi-Giovini, Angelus Aurelius (Publicist, geb. zu Como im Dec. 1799). Widmete sich anfangs dem Handelsstande, studirte aber später zu Wien die Rechte. Im J. 1835 redigirte er durch einige Monate das Journal „l’Ancora“, dann 1837 zu Lugano ein anderes Blatt „Il Repubblicano della Svizzera italiana“. 1839 mußte er aber, seiner politischen Ansichten wegen, indem er die clerikale Partei auf die verwegenste Art angriff, Tessin verlassen und nach Zürch flüchten. Sparer von einer Amnestie des Kaisers Ferdinand Gebrauch machend, kehrte er nach Mailand [196] zurück und lebte daselbst bis 1847. Im Jänner 1848 folgte er einem Rufe des Generals Durando, nachmaligen Kriegsministers, nach Turin und übernahm die Redaction der Zeitung „l’Opinione“. Die Politik, welche G. in seinem Organ befolgte, ist in wenig Worten folgende: „Krieg gegen Oesterreich und die Knechtung Roms, Vereinigung Piemonts mit dem Lombardisch-Venetianischen Königreich.“ Die Früchte, welche aus diesem Samen aufschossen und wie sie Radetzky’s Heldenschwert gepflückt, sind bekannt. Nach der Niederlage dieser Partei verlangte Oesterreich durch die englischen und französischen Bevollmächtigten Lord Aberdeen und Ferdinand Barrot die Verbannung G.’s, in welche Marquis d’Azeglio willigte. G. suchte seine Zuflucht wieder in der Schweiz. Als aber bald darauf Graf Cavour die Präsidentschaft im sardinischen Ministerrathe übernahm, machte er G.’s Rückberufung zur Bedingung.. G. kehrte nunmehr zurück, um die Redaction der „l’Opinione“ wieder zu übernehmen. Als im J. 1852 dieses Blatt in den Besitz einiger Parteigänger kam, welche, um Stellen zu erschleichen, gegen die Regierung Front machten, gab G. die Redaction des Blattes auf, und begründete 1853 ein neues Blatt, die „Unione“, worin er, seinem alten Programme getreu, die schändlichsten Lügen gegen die österr. Regierung verbreitete. G. hat als Schriftsteller bisher eine große Thätigkeit entwickelt. Mit der deutschen Literatur innig vertraut und von Achtung für dieselbe erfüllt, trieb er insbesondere kirchengeschichtliche und theologische Studien und wird in diesen Kenntnissen als unübertroffen in Italien betrachtet. Seine vorzüglichsten Werke sind: „Biografia di Fra P. Sarpi“, zwei Bde. (zuerst Zürich 1836, zuletzt Turin 1850), dieses Buch, vom römischen Clerus heftig angefochten, erlebte viele Auflagen; – „Sulle origini italiche di Angelo Mazzoldi“ (Mailand 1841), woran sich „Nuove osservazioni sulle opinioni di Mazzoldi“ (Ebenda 1841) anschließen; – „Storia degli Ebrei e delle loro sette e dottrine religiose durante il secondo tempio“(Mailand 1844); – „Dizionario corografico della Lombardia“ (Ebenda 1844); – „Dizionario storico-filologico della Bibbia“ (Ebenda 1845); – „Esame critico degli atti e documenti relativi alla favola della Papessa Giovanna“ (Ebenda 1845), zweite Auflage unter dem Titel: „Papessa Giovanna“ (Turin 1849); – „Pontificato di S. Gregorio il Grande“ (Turin 1844); – „Idee sulla decadenza dell’ Impero Romano in Occidente“, 3 Bde. (Mailand 1846), zunächst mit Bezug auf C. Cantù’s: „Storia universale“; – „Storia dei Longobardi“ (Mailand 1848); – „Commentario storico-critico sul poema Tartaro del Casti“ (Capolago u. Mailand), erschien anonym; – „Storia biblica“ (Turin 1851); – „Critica degli Evangeli“ (Turin 1853); – „Storia dei Papi“ (Bd. I–IV Capolago, 1852, Bd. V–VIII Turin); – „L’Austria in Italia“ (Turin 1853). G.’s Schriften, einerseits reiche und gründliche Kenntnisse beurkundend, tragen das Gepräge des bittersten Parteihasses, dem kein Mittel zu schlecht dünkt, frevelhafte Zwecke zu verfolgen. Vor der Hand besitzt er das wenig trostreiche Bewußtsein, durch Lug und Trug wesentlich beigetragen zu haben zur Entwicklung des blutigen Drama’s, dem schon Tausende und Hunderttausende unschuldig zum Opfer gefallen sind.

Bilancia (la.), Giornale di Milano. 1854 (anno IV) Nr. 85: „Nuove bugie di Bianchi-Giovini.“ – Die Controlle (ein Hamburger Journal) 1858, Nr. 23, 24, 25: „Bianchi-Giovini und die Kölnische Zeitung.“ – L’uomo di Pietra (Mailänder Journal) 1858 (anno II) Nr. 11, S. 82 [daselbst sein Carricatur-Porträt]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon [197] (10. Auflage) VI. Bd. S. 737. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la dir. de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XX. Bd. Sp. 632 [Renseignements particuliers par G. Vitali]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Bd. Supplem. S. 1021 [daselbst heißt er irrig: Biamhi-Giovini].