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BLKÖ:Giulini, Georg Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 5 (1859), ab Seite: 201. (Quelle)
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Giulini, Georg Graf (Geschichtschreiber, geb. zu Mailand 27. Juli 1714, gest. in der Nacht vom 25/26. Dec. 1780). Entstammt einer ansehnlichen Familie. Sein Vater war Senator. Georg besuchte die Jesuitenschulen in Mailand und begann, 18 Jahre alt, das Rechtsstudium. In Pavia erhielt er die Doctorwürde. Zugleich aber war es die Archäologie, auf die er sich mit besonderem Eifer verlegte, und seine Erholung bildete die Musik, worin er ausgezeichnete Kenntnisse besaß und mehreres componirte. G. nahm an mehreren öffentlichen Diensten Theil und entledigte sich der ihm übertragenen Geschäfte mit Geist und Geschick. Seine histor. Arbeiten erregten Aufsehen und seine Landsleute nannten ihn allgemein ihren Historiographen. Die österr. Regierung beauftragte ihn mit einer ausführlichen Darstellung sämmtlicher milder Stiftungen der Lombardie, in welchem Gebiete die Leistungen dieses Landes unübertroffen dastehen. Seine rastlose Thätigkeit unterbrach aber mit einem Male ein Schlag-Anfall, der ihn 1774 im Alter von 60 Jahren traf. Auf ärztliche Anordnung mußte er nun jede geistige Beschäftigung aufgeben, er befolgte auch einige Zeit diese Vorschrift, aber wieder zog es ihn mit aller Macht zu seinen Arbeiten, als ihn 1777 zum zweiten Male der Schlag traf und anfänglich seine Sprache lähmte, die er jedoch durch die sorgfältigste Pflege seiner Gemalin wieder gewann. Aber sein Gedächtniß hatte er verloren, und mit ihm die Möglichkeit, seine Forschungen fortzusetzen; nur die Liebe zur Musik war ihm geblieben bis an seinen Tod, der im Alter von 66 Jahren erfolgte. Seine Schriften sind: „Di Giulia Drusilla, figliuola di Germanico“ (Mailand 1756); die Inschrift, ganz verstümmelt, war in Arcore bei Monza gefunden und bisher nicht entziffert worden, ihm war es gelungen, sie vollständig herzustellen; – „Sopra l’Anfiteatro di Milano“ (Ebenda 1757), beide Abhandlungen in der von Agnelli herausgegebenen „Raccolta milanese“; – „Orazione recitata in morte del Conte Gius. Mar. Imbonati“ (Mailand 1769, 4°.); – „Memorie spettanti alla storia, al governo ed alla descrizione della città e della Campagna di Milano ne’ secoli bassi“, 9 Bde. (Mailand 1760–1775, 4°., zuletzt Mailand 1856 u. f.. Colombo, 8°.); – „Continuazione delle Memorie spettanti alla storia della città di Milano“, 3 Bde. (Mailand, 4°.), diese beiden Werke sind die bedeutendste Leistung G.’s; schon nach dem ersten Bande ernannten ihn viele gelehrte Akademien zum Mitgliede, die Deputirten Mailands zum „Historiographen“, und die Kaiserin Maria Theresia, welche ihm eine Pension auswarf, ließ, als der neunte Band [202] erschienen war, ihn durch den Grafen Firmian, der ein Gönner G.’s war, beglückwünschen und auffordern, diese Arbeit fortzusetzen. G. war seit 1765 eines der wichtigsten Mitglieder der Accademia dei Trasformati; beschäftigte sich auch eifrig mit der Gemmenkunde und hinterließ mehrere Arbeiten über dieselbe, über Inschriften, dann histor. Forschungen, mehrere Dramen und lateinische Gedichte in Handschrift. Unter diesen heben wir heraus die „Raccolta di notizie intorno ai Vescovadi, alle Abbazie, Prepositure e altri benefizj dello stato di Milano“, 3 Thle.; das oberwähnte im Auftrage der österr. Regierung gearbeitete Werk über die frommen Stiftungen der Lombarden; den vierten Band der „Continuazione delle Memorie spettanti alla Storia di Milano“, welcher aber unvollendet geblieben; – und einen „Elenco di libri stampati che trattano delle cose civili, politiche ed economiche dello stato die Milano“, welches Verzeichniß in der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand sich befindet.

Giovio (Giov. Batt.), Gli uomini illustri della comasca Diocesi (Modena 1784). – Fontana (Franc.), Commentarius de Vita scriptisque Georgii Julini Comitis et Patricii Mediolanensis im XIII. Bde. Nr. 8 von Fabroni’s „Vitae Italorum, doctrina excellentium qui saec. XVII et XVIII floruerunt.“Storia della letteratura italiana del Tiraboschi. III. Bd. (von Ant. Lombardi). – Tipaldo, Biografia degli Illustri Italiani del secolo XVIII (Venedig 1841). – Gerber (Ernst Ludwig), Neues histor.-biograph. Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, Kühnel, gr. 8°.) II. Thl., Sp. 337. – In der neuen Ausgabe seiner „Memoria spettanti alla storia .... di Milano“ (Mailand 1855, Colombo, 8°.) befindet sich im ersten Bande S. IX–XXIV seine Lebensbeschreibung von M. Fabi [daselbst S. XXI das Verzeichniß seiner gedruckten Werke und S. XXIII das seiner nachgelassenen Schriften. – Grabmonument. Giulini ist in der Familiengruft in der St. Thomaskirche in Terra Mala bestattet. Daselbst befand sich eine Gedenktafel aus weißem Marmor mit folgender Inschrift: Memoriae . Aeternae | Georgii . Julini | Comitis . Vialbae . Villaeq . Pizzoni | Patricii . Mediolanensis | Historiographi . Patriae | Tabulariisque . Civicis . Praefecti | In . Quo . Fuere | Ingenium . Doctrina | Modestia Religio | Abunde . Omnia . Laude . Digna | Ob . VIII . Kal . Jan . MDCCXXXI . | Aet . LXVI . | H . M . H . S . | – Im Jahre 1850 wurde unter einem Porticus im Palaste der schönen Künste zu Mailand, wo die Büsten der um das Vaterland verdienten Männer aufgestellt sind, Giulini ein Denkmal. u. z. seine Marmorbüste, aufgestellt. – Porträt. Facsimile der Unterschrift: Conte Giorgio Giulini. A. Pellegrini sc. Santamaria inc. (Mailand 1855, gr. 8°.)