Zum Inhalt springen

BLKÖ:Hirsch, Arnold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Hirnle, Franz
Band: 9 (1863), ab Seite: 45. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Arnold Hirsch in Wikidata
GND-Eintrag: 116907029, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hirsch, Arnold|9|45|}}

Hirsch, Arnold (geb. zu Hořitz, einer kleinen Landstadt in Böhmen, 11. Juni 1815). Sein Vater Hartmann H. war Kaufmann, dabei Vertrauensmann der ehemaligen jüdischen Steuerdirection und Bezirkssteuereinnehmer. Seine reellen Verdienste um Schule, Gemeinde und Armenwesen hatten zur Folge, daß ihm noch vor dem Jahre 1848, wo die Juden im Allgemeinen vom Bürgerrechte ausgeschlossen waren, das Ehrenbürgerrecht in der durchaus čechischen Stadt Hořitz verliehen wurde. Der Sohn Arnold besuchte vorerst das Gymnasium zu Gitschin, begab sich dann auf die Hochschule nach Prag, kam 1838 nach Wien, wo er die Medicin studirte und 1841 die medicinische Doctorwürde erhielt. Während seiner Studien lebte er mehrere Jahre als Erzieher in dem reichen Handlungshause Porges zu Wien. Als Mediciner wandte er sich der Homöopathie zu und hatte sich bald eine große Praxis erworben, durch welche er in den Besitz eines mäßigen Vermögens gelangte, das er bei seiner später erfolgten Ehe mit einem reichen Fräulein wesentlich vergrößerte. Seine in der Armenpraxis erworbenen Verdienste hatten zur Folge, daß ihm von Sr. Majestät ausnahmsweise als einem Israeliten das Possessionsrecht zur Erwerbung eines Besitzes auf eigenen Namen gestattet wurde. Nach seiner Heirath entsagte er, 1850, der ärztlichen Praxis, um sich ästhetischen Studien zuzuwenden. Mit seiner Frau verließ H. Wien, den bisherigen Wohnort, und nahm, nach Laune wohlhabender Lustreisender, Dresden, Florenz. Rom, [46] Paris zum vorübergehenden Aufenthalte. Als praktischer Arzt hatte Dr. Hirsch eine Schrift geschrieben: „Helgoland als Seebad“ (Hamburg 1852. G. W. Niemeyer), die eine zweite vermehrte Auflage erlebte. Als belletristischer Schriftsteller trat H. zuerst im „Familienbuch des österreichischen Lloyd“ unter dem Pseudonym Eginhard Quelle mit Novellen und wissenschaftlichen Aufsätzen auf, und zwar zuerst im Jahre 1856 mit der Erzählung: „Balthasar Stengel“ (Bd. VI, S. 215) derselben folgten: „Das Grab eines Profeten in Offenbach“ (VII, 202); – „Der Krieg unter den Thieren“ (VIII, 275); – „Der Abendberg“ (IX, 240), welche Arbeit zuerst seinen wahren Namen trägt; – „Ueber Kretinismus“; – „Die Secte der Sabbatianer“ u. m. a. Auch brachte die (Leipziger) „Novellen-Zeitung“ seinen anläßlich einer Preisausschreibung verfaßten Aufsatz: „Zur Verständigung in den ärztlichen Kämpfen der Gegenwart“ (1855, S. 331 u. f.), der zwar nicht den Preis erhielt, aber als der Veröffentlichung besonders werth bezeichnet wurde. Aber H. gefiel sich bald nicht mehr in den engen Grenzen der Journalistik. Die Freiheit der Bewegung, welche dem Doctor später zu Theil geworden, die mannigfaltigen Reisen und Anschauungen in der Fremde und ganz vorzüglich der lebhafte Geist seiner Gemalin, regten ihn zu größeren Arbeiten an. Sein erstes Bühnenstück: „Der Familien-Diplomat“ (Wien, als Bühnenmanuscript gedruckt), gefiel im Jahre 1859 im k. k. Hofburg-Theater nachhaltig; Beckmann zählt seine Rolle in diesem Lustspiele zu seinen besten. Dem „Familien-Diplomaten“, der bald auf mehrere deutsche Bühnen überging und den Namen des Verfassers in weiteren Kreisen bekannt machte, folgte das Trauerspiel: „Blanca von Bourbon“, irrig hie und da „Maria Padilla“ genannt, die nur darin vorkommt, das im Dresdner Hoftheater im December 1860 gegeben wurde und ehrenden Beifall fand, bisher aber noch nicht auf andere Theater überging. Der Großherzog von Weimar, an dessen Hofe Hirsch das Drama vorlas, zeichnete dafür den Dichter mit der goldenen Gelehrtenmedaille am Bande aus. Seit 1861 lebt Dr. Hirsch mit seiner Gemalin in Paris. Die „Presse“, später die „Oesterreichische Zeitung“ enthielt und enthält zeitweilig Pariser-Feuilletons aus seiner Feder. Jedenfalls besitzt Dr. H. gerade für das Feuilleton eine ganz vorzügliche Eignung.

Porträt. Lithogr. von Ed. Kaiser (Wien, Fol.).