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BLKÖ:Hrbek, Johann Wilhelm

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hřib, Wenzel Franz
Band: 9 (1863), ab Seite: 357. (Quelle)
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Hrbek, Johann Wilhelm (Virtuos auf der Flöte, geb. zu Kocerada in [358] Böhmen 16. Mai 1799, gest. 10. Jänner 1861). Sein Vater, Lehrer zu Kocerada, war selbst ein geschickter Musiker und ging dieses Talent auf sämmtliche Glieder seiner zahlreichen Familie, fünf Söhne und vier Töchter, über. Von ersteren zeigte Johann Wilhelm in früher Jugend eine ungewöhnliche Begabung. Als er sechs Jahre alt war, wurde er mit seinen Geschwistern von schwerer Krankheit befallen; er genas, aber – er war blind geworden. Karl Graf Khevenhüller nahm sich des erblindeten Knaben an und gab ihn 1810 in das Blinden-Institut auf der Kleinseite in Prag. Daselbst entwickelte sich sein musikalisches Talent immer mehr und neben anderen Instrumenten blies er mit Vorliebe und Kunstfertigkeit die Flöte. Professor Janys, selbst ein trefflicher Flötist, wendete sich dem Knaben mit besonderer Vorliebe zu. 1816 verließ er die Anstalt und begab sich nach Wien, wo er sich von Professor Beer [Bd. I, S. 222] operiren ließ. Aber die Operation gelang nicht vollkommen, H. bekam nur einen sogenannten Lichtschein, mehr nicht. Indessen war er insoweit Meister im Flötenspiel geworden, daß er 1822 zuerst in Prag öffentlich auftrat. Als man sein Spiel Iobte, meinte er, daß er noch besser blasen würde, wenn er eine bessere Flöte besäße. In Folge dessen schenkte ihm Kaiser Franz hundert Gulden, um welches Geld er ein treffliches Instrument in Wien kaufte. Von nun an unternahm H. Kunstreisen und zwar 1825 nach Karlsbad, dann nach Brünn, Olmütz, wo er sich vor Erzherzog Rudolph hören ließ, 1826 und 1827 nach Schlesien, 1829 nach Pesth, Belgrad, Agram, Karlowitz, Triest, Laibach; dann besuchte er auch das Ausland und spielte in Dresden, Nürnberg, Bamberg, Cassel, Coburg-Gotha u. a. O. Von diesen Kunstausflügen hatte er sich in einigen Jahren ein kleines Capital erworben, von dem er in seinem Geburtsorte lebte. Eine Feuersbrunst brachte ihn 1843 um sein kleines Eigenthum und nur seine Flöte hatte er gerettet. Nun gab er wieder Concerte und erübrigte nach Jahren eine Summe, um ein Häuschen zu kaufen, in welchem er in bescheidener Zurückgezogenheit von seinen Kunstwanderungen ausruhte. H. starb bald darauf im Alter von 62 Jahren. Für die Flöte hatte er mehrere Solostücke und Lieder componirt.

Dalibor. Časopis pro hudvum divadlo a umění vůbec, d. i. Dalibor. Musikalische Zeitschrift für Musik, Theater u. s. w. Redakteur Emanuel Meliš (Prag, 4°.) V. Jahrg. (1862), Nr. 10 u. 11: „Jan Vilém Hrbek“. – Dlabacz in seinem „Künstler-Lexikon“. Bd. I, S. 669, gedenkt eines Mathias Hrbek (gest. 28. Oct. 1735), der ein geschickter Schul- und Chorrector in Tabor war und eines Ignaz Hrbek, der auch in Tabor (nach 1790) lebte und ein guter Organist und Violoncellist war, vielleicht Großvater und Vater des Obigen.