BLKÖ:Köffinger, Rudolph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Köderl, Joseph
Band: 12 (1864), ab Seite: 208. (Quelle)
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Köffinger, Rudolph (Arzt, geb. zu Ofen 29. Juni 1823, gest. Nachts 4. März 1856). Sein Vater, Doctor Paul Köffinger, war Physicus der [209] Stadt Ofen, ein Mann, „der“, wie es in einem Nekrologe seines Sohnes heißt, „mit den Besten seiner Zeit im lebhaften literarischen Verkehre stand“ [siehe zu Ende dieser Lebensskizze]. Unter seines Vaters Leitung beendete der Sohn die philosophischen und medicinischen Studien an der Pesther Hochschule. Im Jahre 1845 erlangte er die medicinische Doctorwürde; nun machte er im Wiener allgemeinen Krankenhause den praktischen Cursus, einen gleichen über die Augenheilkunde unter Professor Rosas und trat als Tertiär-, später als Secundararzt im Pesther Rochusspitale in die Praxis. Im Herbste 1847 zum Assistenten des Professors der Oculistik an der Pesther Universität berufen, blieb er daselbst bis 1850, in welchem Jahre ihn die Stadt Ofen zum wirklichen Physicus ernannte, nachdem er schon seit 1847 Honorar-Physicus der Stadt gewesen. Auch übernahm K. die Leitung des städtischen Spitals bei den barmherzigen Brüdern. Bald war K. ein sehr gesuchter Arzt, seine Geschicklichkeit und seine Humanität bahnten ihm den Weg und dann war K. ein Armenarzt nach dem Willen des Herrn. Sein Tod – der ihn im Alter von 33 Jahren hinraffte – erfolgte nach dreitägigen martervollen Leiden ohne vorangegangene Ursache; die Nachricht seines Ablebens erfüllte nicht bloß seine Freunde, sondern die ganze Bevölkerung mit Trauer. Köffinger hat im väterlichen Hause eine classische Bildung in des Wortes bester Bedeutung erhalten. Er besaß bedeutende Sprachkenntnisse, war ein Kenner der verschiedenen nationalen Literaturen, schrieb selbst sinnige Gedichte, welche jedoch nur vereinzelt gedruckt sich finden, und für seinen Freund Doppler den reizenden Text zur Oper „Afanasia“. Sonst erschien noch von ihm im Jahre 1845 im Drucke die Inaugural-Dissertation: „Ueber die wichtigsten Operationen des Auges“, welche von Fachmännern als eine tüchtige Arbeit bezeichnet wurde. Sie ist in ungarischer Sprache verfaßt. Ueberdieß war K. ein sehr geschickter Maler; zahlreiche Aquarelle und Oelbilder befinden sich im Besitze seiner Freunde und diese Arbeiten sind nicht Schöpfungen jenes Dilettantismus, der seine Muße in einer angenehmen Beschäftigung verwenden will, sondern es sind Schöpfungen eines wirklichen Talentes, das nur darum nicht diesem Berufe sich hingab, weil es sich eben einen anderen, der ihm innerlich mehr zusagt, erwählte. Noch war K. ein gebildeter Musiker, der sehr angenehm sang und mit Vollendung Clavier spielte. Beethoven, Mozart, Haydn waren die Meister, die ihm neben der Dichtung und Malerei die Stunden seiner Muße verklären halfen. Was K. als Arzt, besonders als Augenarzt gewesen, davon leben mehrere Züge aus seinem Leben im Volksmunde, namentlich unter den Armen, die an ihm, so jung er noch war, als er starb, ihren Freund und Wohlthäter, ihren Vater verloren. – In Hormayr’s „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“, in den Jahren 1820 bis 1825, finden sich mehrere ganz vortreffliche Gedichte, einfach mit Köffinger unterzeichnet; es sind im Jahrg. 1820, S. 318: „Die Sage von Stibor“; – 1821, S. 266; „Simon Kemény“; – 1823, S. 341: „Die Willi“; – 1824, S. 439: „Wie Graf Rudolph von Habsburg den Sänger geehrt“; – S. 434: „König Emerich“; – 1825, S. 333: „Der Geist von Somolan“. In den späteren Jahrgängen erscheint dieser Name nicht mehr. Diese Dichtungen, wie aus ihren Titeln ersichtlich, [210] Balladen oder erzählenden Inhalts, beurkunden eine nicht gewöhnlich poetische Kraft. Von Rudolph Köffinger, dem Sohne, können sie nicht sein, da dieser erst im Jahre 1823 das Licht der Welt erblickte; doch möchten sie wohl seinem Vater angehören, von dessen literarischem Verkehre mit den „Besten seiner Zeit“ in der Lebensskizze seines Sohnes ausdrücklich Erwähnung geschieht, und dann ist es wohl eine und dieselbe Person mit Johann Paul K., von dem ein Bändchen „Gedichte“ (Pesth 1807, Lehrer, 8°.) im Drucke erschienen ist, und der außerdem im Verein mit Joh. Nep. Grafen Mailáth den „Koloczaer Codex altdeutscher Gedichte“ (Pesth 1818, Hartleben, gr. 8°.) und eine Uebersetzung von Doussin-Dubreuil’s „Des égarements secrets“ unter dem Titel: „Ueber die Gefahren der Selbstbefleckung“ (Pesth 1816, Hartleben, 8°.) herausgegeben hat.

Abendblatt der Pesth-Ofner Zeitung 1856, Nr. 63: Nekrolog. – Pesther Lloyd (polit. Blatt) 1856, Nr. 60: Nekrolog. – Pesth-Ofner Localblatt (4°.) VII. Jahrg. (1856), Nr. 61.