BLKÖ:Kaempfer, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Kaehßmann, Joseph
Band: 10 (1863), ab Seite: 350. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Kaempfer in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kaempfer, Joseph|10|350|}}

Kaempfer, Joseph (Contrabaßvirtuos, geb. in Ungarn in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts). Diente vorher als Officier in der kaiserlichen Armee, und als er in Croatien stationirt, fern von der gebildeten Welt sich selbst überlassen war, begann er auf dem Contraviolon sich zu üben, und erlangte, ohne irgend eine andere Anleitung als eigenes Studium und beharrliche Uebung, eine erstaunliche Geschicklichkeit auf dem Instrumente. Als er sich so stark fühlte, um öffentlich auftreten zu können, begab er sich nach Wien und ließ sich hören. Der Erfolg war, daß er sogleich eine entsprechende Anstellung an der Fürst Eßterházy’schen Capelle erhielt, welche damals auf ihrem Höhenpuncte stand, und Joseph Haydn [Bd. VIII, S. 108] zum Director hatte. Auf diesem Posten bildete er sich nur noch mehr aus und brachte es dahin, daß er auf seinem „Goliath“, wie er scherzweise selbst sein Instrument nannte, die schwersten Violinpassagen heraus- und die höheren Töne dem Laute der Harmonika nahe brachte. Im Jahre 1776 unternahm er eine Reise nach Deutschland; um aber sein Instrument mitnehmen zu können, gerieth er auf die Idee, es zu zerlegen, was ihm vollkommen gelang, worauf er es wieder mit 26 Schrauben geschickt zusammensetzte. Noch besuchte er Petersburg und ging 1783 über Kopenhagen und Hamburg nach London. Dort erregte sein meisterhaftes Spiel allgemeine Bewunderung und er wurde in das große Abington’sche Concert als Solospieler aufgenommen. Von London scheint er nicht mehr zurückgekehrt zu sein, denn er hatte früher schon die Absicht, sich dort bleibend niederzulassen, ausgesprochen. Seine ferneren Schicksale, wie auch, ob er componirte, ist nicht bekannt.

Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. J. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 703. – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1857, Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 554. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 473 [nennt ihn aus Breslau gebürtig, während ihn Gerber, sein Zeitgenosse, ausdrücklich in Ungarn geboren sein läßt].