BLKÖ:Kinsky von Wchinitz und Tettau, Karl Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 298. (Quelle)
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Kinsky von Wchinitz und Tettau, Karl Graf (Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Chlumecz in Böhmen 28. Juli 1766, gest. zu Burgstein bei Prag 4. September 1831). Sohn des Grafen Franz Ferdinand aus dessen Ehe mit Marie Christine Fürstin Liechtenstein. Erhielt seine militärische Ausbildung in der Wiener-Neustädter Akademie, aus welcher er, 20 Jahre alt. 1786 als Lieutenant in das 5. Chevaux-legers-Regiment eingetheilt wurde. Bald wurde ihm Gelegenheit, seinen Muth und sein Talent zu erproben. Zuerst zeichnete er sich im Türkenkriege aus und wurde in Anerkennung seines guten Verhaltens mit der Nachricht von der Eroberung des linkischen Lagers bei Dubicza an den Kaiser Joseph nach Semlin gesendet. Bei dem Sturme auf Novi als Ordonnanzofficier des FM. Loudon verwendet, bewies er solchen Eifer und solche Thätigkeit, daß er auch mit der Nachricht von dem Falle dieser Festung an den Kaiser in das Lager nach Lugos abgeschickt wurde. Der Kaiser zeichnete ihn durch Ernennung zum Seconde-Rittmeister außer seinem Range aus. Nun kam der Graf zur Armee in die Niederlande und wurde bei Vertheidigung der Posten von Quesnoy verwundet. Am 9. Juni erhielt er Befehl, mit sechs Zügen Chevaux-legers und einem Zuge Jäger das bei Arlon stehende, zum Plänkeln beorderte Corps zu decken. Zwei Stunden hielt er den weit stärkeren Feind auf, bis ihn die sich stets erneuernden feindlichen Verstärkungen zum Rückzuge nöthigten, den er ohne den geringsten Verlust an Leuten und Pferden bewerkstelligte. Bei Hirschberg wurde indessen ein im Rückzuge befindliches Bataillon von Jellačić -Infanterie von einer feindlichen Colonne angegriffen. Eben langte Graf Kinsky mit seinen Huszaren daselbst an; ohne erst Befehl abzuwarten, warf er sich auf den dreimal stärkeren Feind mit solchem Ungestüm, daß dieser völlig zurückgeworfen wurde. Indessen hatte sich das Gefecht auf dem Wallberge in großer Heftigkeit entsponnen. Drei Escadronen Carabiniere suchten ein Bataillon Franz Kinsky-Infanterie in die Flanke zu nehmen. Als der Graf dieß sah, griff er unverweilt die Carabiniere an, schlug sich mit bewunderungswürdiger Bravour bis zur feindlichen Infanterie durch und hatte durch diese unerwartete Attake den Feind so lange beschäftigt, daß das angegriffene Bataillon Zeit gewann, in eine vortheilhafte Stellung zu rücken. Als der Feind nun seinen Angriff auf das Bataillon erneuerte, schlug er auch diesen mit vieler Entschlossenheit zurück und vernichtete zugleich mit dem Bataillon den Rest der feindlichen Cavallerie. Ebenso gab er am 12. September, als er zwischen Villers en Couchie und Avesnes le sec aufgestellt war, Proben seiner Umsicht und Unerschrockenheit. Gegen den mit Uebermacht anrückenden Feind hielt er [299] entschlossen Stand, stellte seine kleine Abtheilung so geschickt auf, daß er den Gegner über seine Schwäche vollends täuschte, hinderte durch seine Plänkler den Feind geraume Zeit am Vorrücken und machte sogar einige Gefangene. Als ihn endlich die Uebermacht des Gegners zum Rückzuge zwang, stellte er sich hinter Villers en Couchie auf, griff das Dorf mit einem Theile seiner Mannschaft an und hinderte nun den Feind lange Zeit, die gesuchte Stellung zu nehmen. Am 16. Juni 1794 war es bei Charleroi K.’s ebenso unerschrockener als rascher Angriff auf den rechten Flügel des Feindes, der denselben zum Weichen brachte und dadurch den Sieg und Entsatz der Festung zur Folge hatte. K. hatte bei dieser Gelegenheit auch mehrere Geschütze abgenommen. Er wurde zum Major befördert; als solcher that er sich bei Mannheim hervor, wo unsere Abtheilungen vom Gegner bereits hart bedrängt wurden und in Unordnung zu gerathen begannen. K. fiel dem Feinde in die Flanke, hielt ihn durch diese unerwartete und lebhafte Attake auf und verschaffte unseren Abtheilungen Zeit, sich wieder zu ordnen und von Neuem auf den Feind zu werfen, der nun auch mit dem Verluste von mehreren Hundert Mann das Feld räumen mußte. Ebenso zeichnete er sich bei Schopp und Landstuhl (am 18. und 20. December d. J.) aus und wurde für seine erwähnten Waffenthaten in der 42. Promotion (vom 11. Mai 1796) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Als Kinsky’s Regiment in das Lager nach Wien beordert ward, wurde er zum Oberstlieutenant befördert und erhielt bald darauf Befehl, auf’s Neue zur Armee abzugehen. Nun gab der Graf in der Schweiz bei Frauenfeld und bei mehreren anderen Gelegenheiten Proben seines oft bewährten Muthes. Nach der Schlacht bei Hohenlinden wurde er Oberst und Regimentscommandant. Sein Regiment befand sich im Jahre 1805 unter jener heldenmüthigen Schaar, welche sich von Ulm nach Böhmen durchschlug. Nach dem Frieden trat Graf K. im September 1806 mit General-Majors-Charakter aus dem Activstande der Armee, trat aber wieder in ihre Reihen, wenn die Gefahr des Vaterlandes ihn rief; so in den Jahren 1809 und in den Befreiungskriegen der Jahre 1813–1815. Im April 1815 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, commandirte er im Armeecorps des Feldmarschall-Lieutenant Prinz Philipp von Hessen-Homburg eine Division, mit der er an mehreren Gefechten Theil nahm und den Feind unter die Kanonen von Straßburg jagte. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurde K. Divisionär in Böhmen und im März 1822 Inhaber des 6. Dragoner-Regiments. Im März 1828 trat er in den Ruhestand über und zog sich nach Burgstein bei Prag zurück, wo er, 3 Jahre später, im Alter von 65 Jahren starb. Der Graf war seit 8. Februar 1810 mit Elise Gräfin von Thun (geb. 5. Mai 1790) vermält, aus welcher Ehe eine Tochter, die Gräfin Philippine und ein Sohn, Graf August Leopold, stammen; letzterer das gegenwärtige Haupt der von ihrem Vater gestifteten Burgsteiner Nebenlinie.

Leitner von Leitnertreu (Th. Ign.),. Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1852, Steinhausser, 8°.) Bd. I, S. 450. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 481 u. 1730. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 537.