BLKÖ:Klemm, Christian Gottlob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Klemm, Friedrich
Band: 12 (1864), ab Seite: 68. (Quelle)
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Klemm, Christian Gottlob (Schriftsteller, geb. zu Schwarzenberg im sächsischen Erzgebirge 11. November [69] 1736, Todesjahr unbekannt). Die Studien machte K. in Freiberg, später in Leipzig, wo er vornehmlich die Theologie und Rechtswissenschaften hörte. Im Jahre 1757 begab er sich nach Frankfurt a. M. und gab dort den Officieren des Regiments Rohan Unterricht in der deutschen Sprache. Nach zweijährigem Aufenthalte daselbst reiste er nach Jena und trieb an der dortigen Hochschule mathematische und andere Studien. Im October 1759 kam er nach Wien, wurde Corrector in der Trattner’schen Druckerei und versah diese Stelle bis zum Jahre 1762. In diesem Jahre begründete K. ein Wochenblatt – das erste in Wien – welches den Titel „Die Welt“ führte und dessen Erscheinen nur dadurch unterbrochen wurde, daß K. den General Bucow und den Freiherrn von Bruckenthal nach Hermannstadt begleitete, wo ihm eine Lehrkanzel der Philosophie in Aussicht gestellt wurde. Als sich aber die Angelegenheit in die Länge zog, verließ K. Hermannstadt, reiste nach Wien zurück und setzte die Herausgabe seines Wochenblattes fort. Nachdem Ein Jahrgang der „Welt“ beendet war, begann K. die Herausgabe einer andern Wochenschrift, betitelt: „Der österreichische Patriot“, zugleich gab er Privatunterricht in der Literatur, fungirte 1766 bei Hilverding als Theatersecretär und unternahm in dessen Auftrage eine Reise nach Sachsen, um die Dichter zu dramatischen Arbeiten aufzumuntern und Darsteller für die Wiener Bühne zu gewinnen. Im Jahre 1770 trat er als Bibliothekar und Secretär in die Dienste des Fürsten Khevenhüller-Metsch, wurde aber schon im folgenden Jahre Lehrer an der ersten Normalhauptschule in Wien. Auf literarischem Gebiete entwickelte K. eine rege Thätigkeit. Außer den zwei schon erwähnten gab er noch folgende Wochenschriften heraus: „Dramaturgie, Literatur und Sitten“, 4 Quartale (Wien 1769, 8°.); – „Wider die Langeweile“ und „Das Wiener Allerlei“, 2 Stücke (ebd. 1774), und redigirte im Jahre 1774 mehrere Monate die „Realzeitung“. Seine übrigen Schriften sind: „Beiträge zum deutschen Theater“, I. Bd. (Wien 1767, 8°.); – „Briefe über die neuere österreichische Literatur“ (Wien 1768, 8°.); – „Wienerische Dramaturgie“ (ebd. 17.., 8°.); – „Vermischte Schriften“ (ebd. 1776, 8°.). und in den Jahren 1772, 1773 und 1774 gab er den „Theater-Almanach von Wien“ heraus. Von seinen dramatischen Arbeiten sind folgende gedruckt: „Die Wohlthaten unter den Anverwandten“, Lustspiel in 3 Aufzügen (Wien 1769); – „Der auf den Parnass erhobene grüne Hut“, ein Lustspiel (Wien 1767), eine Satire auf Sonnenfels; – „Der Schuster ein Goldmacher“, Lustsp. (Wien 1768, 8°.); – „Die Seelengeographie“, Original-Lustspiel (Leipzig 1772); – „Die Kunst auf Kosten anderer Leute zu leben“, Lustsp. in 5 Aufz. (Wien 1776). Noch sollen von ihm sein: „Rekreation“; – „Die Frau, wie man sie selten findet“; – „Aeneas und Lavinia“; – „Die verjährte Liebe“; – „Das neue Reich der Todten“; – „Die ehrlichen Leute; – „Eine Lüge taugt nichts“, von denen die erstgenannten drei gedruckt sein sollen, die übrigen aber Handschrift geblieben sind. Sein Todesjahr ist nicht bekannt, da ihn aber weder Meusel in seinem „Lexikon der von 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller“ noch Samuel Baur in seinem „Hist. biogr. literarischen Handwörterbuch der im ersten Jahrzehend des 19. Jahrhunderts verstorbenen denkwürdigen Personen“ aufführt, so müßte sein Tod in die Zeit nach 1810 fallen, womit [70] freilich Gräffer’s Ausspruch: „in den Neunzigern (1790) war er ein Achtziger noch voll Kraft und Feuer“, gar nicht stimmen will. Auch ist dieser Ausspruch Gräffer’s ganz unrichtig, denn da Klemm’s Geburtsdatum (11. November 1736) genau ermittelt ist, so kann er in den Neunziger-Jahren höchstens in der Mitte der Sechziger gestanden sein.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 257. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, 8°.) Bd. II, S. 235. [Dasselbe auch in Ludw. Aug. Frankl’s „Sonntagsblättern“ (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), Nr. 77.] – Meusel (Joh. Georg), Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1783, Meyer. 8°.) 4. Ausgabe. Bd. II, S. 293. –