BLKÖ:Kletzinsky, Vincenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kletzinsky, Franz
Band: 12 (1864), ab Seite: 80. (Quelle)
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Kletzinsky, Vincenz (Chemiker, geb. zu Gutenbrunn in Niederösterreich nächst Pöggstall 21. Juni 1826). Sein Vater Joseph K. (gest. 1861) war Augenarzt und herrschaftlicher Arzt zu Gutenbrunn, der ausschließlich seinem Berufe lebte und in den Mußestunden Musik trieb, die er leidenschaftlich liebte. Der Sohn Vincenz kam in frühester Jugend nach Wien, daselbst besuchte er die Hauptschule und das Untergymnasium bei den Piaristen in der Josephstadt, das Obergymnasium im Stifte zu Mölk, hörte die philosophischen und medicinischen Studien in Wien, und zwar die letzteren an der Josephs-Akademie, den praktischen Theil derselben aber an der Universität. In den Jahren 1850 und 1851 unternahm er größere Reisen durch Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Italien. Im Jahre 1852 wurde er Assistent der pathologischen Chemie an der Wiener Hochschule und 1855 Professor der Chemie an der Wiedner Communal-Oberrealschule, welche Stelle er noch zur Stunde bekleidet. Ueberdieß wurde er schon im Jahre 1854 k. k. beeideter Landesgerichts-Chemiker, 1856 Prüfungs-Commissär der k. k. Finanz-Landesdirection. 1857 pathologischer Chemiker des k. k. Krankenhauses auf der Wieden und 1858 sanitätspolizeilicher Chemiker des Wiener Magistrates. Neben den durch seinen Beruf bestimmten Vorlesungen hielt er in den Jahren 1860 und 1861 alle Samstage in den Abendstunden unentgeltliche populäre Vorträge über diätetische und technische Chemie mit Demonstrationen, und 1862 und 1863 deren über gewerbliche Chemie im industriellen Vereine „Mercur“. Als in Folge der im Jahre 1859 eingetretenen politischen Reformen sich auch der Wiener Gemeinderath neu constituirte, wurde K. im 4. und 5. Bezirke dreimal in denselben gewählt, da er aber Communalbeamter und deren Wahl nicht zulässig ist, wurde ihm die Aufnahme in den Gemeinderath [81] verweigert. Wie als Lehrer, dessen Vorträge sehr gesucht sind, entfaltet K. auch als Schriftsteller eine rege Thätigkeit. Selbstständig hat er herausgegeben: „Compendium der Pharmakologie, als kurze Erläuterung der neuen österreichischen Pharmocopoe und der darin enthaltenen Arzneimittel“ (Wien 1857, Braumüller, gr. 8°., und 23 Tabellen zur österr. Pharmakopöa in gr. 8°., 4°. und Fol.); – „Lehrbuch der Biochemie“ (Wien 1858, Braumüller, gr. 8°., mit 10 Tabellen, eine davon lithogr. in Qu. Fol.). Außerdem sind seine zahlreichen Aufsätze zerstreut gedruckt in Fachblättern, wie im Heller’schen Archiv für pathologische Chemie und Mikroskopie 1852 und 1853, in der Wiener medicinischen Wochenschrift 1854 –1860, darunter die „Diätetischen Briefe“; – „Die lutronomischen Versuche“ (d. i. nämlich über die Wirkungen der Bäder); – „Ueber die Ausscheidung und Nachweisung der Metalle in den Se- und Excreten des Menschen“; – in der Zeitschrift der Gesellschaft der Aerzte 1858 bis 1860 eine Reihe von Expertengutachten und eine größere Abhandlung: „Ueber die Milch“; – in Dr. Fernand Stamm’s Zeitschrift „Die neuesten Erfindungen“ 1858–1860: „Eine neue Entfuselungsmethode des Weingeistes“ (1858, Nr. 15); – „Ueber die Ausnützung der fossilen Kohlen in chemisch-industrieller Hinsicht“ (ebd., Nr. 45); – „Ueber Rhodizit oder borsauren Kalk“ (1859, Nr. 28); – „Ueber die Naphta der Naphtaquellen in dem bituminösen Schiefer zu Krasne in Galizien“ (ebd., Nr. 32); – „Ueber vegetabilisches Pergament“ (1860, Nr. 16); – in Friedmann’s Sonntags- und Weinzeitung 1858: „Ueber Weinchemie“, eine Folge zusammenhängender Artikel; – in dem Localblatte Wien 1861, als dessen Hauptmitarbeiter K. ausdrücklich genannt erscheint, eine Reihe communaler und gewerblicher Artikel, als: „Ueber Straßenpflege“, „Ueber Messingpipen“, „Ueber Flammenschutz“ u. dgl. m. Auch sind die im Vereine „Mercur“ gehaltenen Vorträge, stenographisch aufgenommen und geschmackvoll gedruckt, einzeln ausgegeben worden; bisher sind erschienen unter dem Gesammttitel „Mittheilungen aus dem Vereine „Mercur“ in Wien“: „Ueber das Glycerin“, – „Ueber das Petroleum“, – „Ueber die Anilinfarben“, – „Ueber Parafin“, – „Ueber die technische Chemie der Knochen“ u. s. w. Im Jahre 1851 gründeten Bürger und Wähler des 4. und 5. Bezirkes der Stadt Wien einen Fond von fünfhundert Gulden; dieses Capital ist bei vaterländischen Industrie-Unternehmungen angelegt, soll jährlich 100 fl. ö. W. Interessen abwerfen, und sind davon jährlich zwei Schüler mit je 50 fl. zu betheilen. Die zu betheilenden müssen Söhne armer, dem 4. und 5. Bezirke angehörender Gewerbsleute und in Realfächern mit gutem Erfolge geprüft sein. In den Schuljahren 1861/2 und 1862/3 sind bereits je zwei Schüler mit je 50 fl. betheilt worden. Verwaltung und Verleihung dieser Stiftung kommt K. zu, nach welchem dieselbe auch den Namen Kletzinsky-Stiftung führt.

Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1862, Nr. 214. – Die neuesten Erfindungen. Illustrirte Zeitschrift. Herausgegeben von Dr. Fernand Stamm. – Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile der Namensunterschrift: V. Kletzinsky. Eduard Kaiser 1861 nach der Natur lithogr. Druck von J. Haller (Wien, Halb-Fol.); – 2) Unterschrift: Facsimile der Namensunterschrift. Druck der lithogr. Kunstanstalt von H. Gerhard. Zur Erinnerung, am 5. April 1862 vom Gemeinderath H. Gerhard (Wien, Halb-Fol.). –