BLKÖ:Knesevich von Szent-Helena, Martin Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kner, Rudolph
Band: 12 (1864), ab Seite: 145. (Quelle)
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Knesevich von Szent-Helena, Martin Freiherr (General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Zengg im Jahre 1708, gest. zu Grachacz in Croatien 30. October 1781). Entstammt einem alten bosnischen Dynastengeschlechte, welches zu Brochno in der Herzegowina ansässig war. Ein Ahnherr Martin’s, der Knes[1] und Wojwode [146] Philipp, fiel an der Seite seines Herrn, Stephan II. von Bosnien, zu Jaicza am 1. October 1463. Philipp’s Sohn Iván flüchtete sich nach Lika in die Gegend von Grachacz, wo er sich auf dem Berge Gradina ein festes Schloß erbaute. Von dieser Familie, aus welcher der vorgenannte Iván im Jahre 1466 von dem Könige Mathias in den Adelstand erhoben wurde und den am 15. Juli 1628 König Ferdinand bestätigte, stammt Martin K. Schon um das Jahr 1728 – also etwa im Alter von 20 Jahren – war Martin K. Capitän von Zwonigrad und als solcher in heftiger Fehde mit den Türken, die er mit anderen Angehörigen seines Hauses siegreich bekämpfte. Für seinen in den Türkenkriegen der Jahre 1737–1739 den Kaiserlichen geleisteten Dienste wurde er von Kaiser Karl VI. mit einer goldenen Gnadenkette ausgezeichnet. Als bald darauf im österreichischen Erbfolgekriege die Lika und das Karlstädter Generalat ein Grenz-Huszaren- Regiment stellte, welches von 1746 bis zum Aachener Frieden in den Niederlanden focht, wurde K. vorerst Rittmeister, dann Major in demselben und rückte in Folge seines ausgezeichneten Verhaltens im Jahre 1754 zum Oberstlieutenant und 1757 zum Obersten im Regimente vor. Im siebenjährigen Kriege gab K. bei mehreren Gelegenheiten Beweise seiner Tapferkeit und Unerschrockenheit und wurde bei Kollin gefährlich verwundet. Im Juni 1761 erbat er sich vom Feldzeugmeister Loudon den Auftrag, eine 600 Reiter starke, zwischen Landshut und Hartmannsdorf stehende preußische Abtheilung zu überfallen und aus ihrer Stellung zu vertreiben. Mit einer aus Huszaren und leichten Dragonern bestehenden größeren Reiterabtheilung führte K., der das Terrain vorher genau recognoscirt, seinen Ueberfall mit solcher Umsicht aus, daß der Feind, obwohl er noch bei Zeiten von den Absichten der Kaiserlichen Nachrichten erhalten hatte und dieselben kampffertig erwartete, mehr als 100 Mann an Todten und 190 Mann an Gefangenen verlor und ihm überdieß an 200 Pferde als Beute genommen wurden. Von den übrigen, welche die Flucht ergriffen hatten, fiel noch ein großer Theil in die Gefangenschaft, da Feldzeugmeister Loudon eine kleinere Abtheilung dem Obersten Knesevich hatte nachrücken lassen, welche den Flüchtigen nunmehr nachsetzte, sie einholte und gefangen nahm. Für diese Waffenthat wurde Oberst Knesevich in der 7. Promotion (vom 30. April 1762) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Noch focht K. bei Heidersdorf im Juni 1762, wo er neuerdings verwundet wurde. Nun aber ging er als General-Major in den Ruhestand, welchen er noch viele Jahre zu Grachacz in Croatien verlebte, wo er im Alter von 73 Jahren starb. Die Kaiserin Maria Theresia verlieh ihm nebst der Freiherrnwürde den ungarischen Magnatenstand. Von seinen Söhnen traten mehrere in Dienste der kaiserlichen Armee: Der älteste, Georg, diente viele Jahre als Instructor in der toscanischen Armee und starb zu Wien, 72 Jahre alt, als k. k. General-Major am 27. Mai 1805. Ein zweiter, Johann, war Commandant des k. k. Wurmser’schen Freicorps. Sein Bildniß hat A. Barth im Jahre 1794 in Kupfer gestochen. Ein dritter, Peter, war Oberst des Kreuzer Grenz-Regiments, mit welchem er sich bei Mainz im Jahre 1795 und bei Martinsbruck in Tirol im Jahre 1799 auszeichnete. Auch dieser starb als General-Major auf seinem Gute Stridon am [147] 12. Mai 1814. Der vierte, Vincenz, mit dem Ruhme des Vaters wetteifernd, wurde gleich ihm Maria Theresien-Ordensritter [siehe die Lebensskizze des Folgenden].

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 152 u. 1730 [daselbst heißt es Knesevich sei im Jahre 1781, 73 Jahre alt, gestorben, also wäre er 1708 geboren] – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon von Hirtenfeld (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III, S. 557 [nach diesem ist K. 1712 geboren]. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 284.

  1. Knes oder richtiger Knjäs ist die Bezeichnung eines hohen Adelsranges, den in Rußland in Folge eines Gesetzes vom Jahre 1841 nur 59 Familien zu führen berechtigt waren.