BLKÖ:Krejčí, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kreith, Karl
Band: 13 (1865), ab Seite: 188. (Quelle)
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Krejčí, Johann (Geolog, Geo- und Topograph, geb. zu Klattau 28. Februar 1825). Der einzige Sohn sehr armer Eltern. Sein Vater hat als Soldat in der kais. Armee gedient und die französischen Feldzüge mitgemacht, in denen zwei seiner Brüder geblieben sind. Bis zum sechsten Jahre blieb der Sohn in Klattau, dann aber kam er nach Prag, wo er das Piaristen-Gymnasium, später jenes der Altstadt besuchte, dann die philosophischen und 1848 die polytechnischen Studien beendete. Auf seinen vielen Fußwanderungen durch Böhmen, Mähren und die slovakischen Districte Oberungarns gewann er eine besondere Vorliebe für die Erdbeschreibung und widmete sich später, durch Männer wie Opitz, Presl, Zippe aufgemuntert und gefördert, ausschließlich derselben, aber mit besonderem Hinblicke auf geologische und geognostische Verhältnisse, so daß er der Erste ist, welcher das Böhmerland von diesem Gesichtspuncte aus erforscht und dargestellt hat. K. wurde Zippe’s Assistent bei den mineralogischen Sammlungen des böhmischen Museums, im Jahre 1849 sein Nachfolger als Musealcustos und noch im nämlichen Jahre Lehrer der Erdkunde an der neu begründeten höheren čechischen Realschule in Prag. In den Jahren 1850 und 1851 war er als Supplent der Mineralogie am Prager Polytechnicum thätig. Einem Rufe der Piseker Bürgerschaft folgend, organisirte er in den Jahren 1860–1862 die höhere Realschule dieser Stadt, wobei er namentlich auf die gewerblichen Interessen und auf die Ausbildung der ärmeren und verwaisten Jugend Rücksicht nahm. Da aber ein Theil der Bürgerschaft, der mit seinen čechisirenden Plänen und Ansichten nicht übereinstimmte, eine ihm seine Stellung erschwerende Gegenpartei bildete, so dankte er für das ihm durch die Berufung erwiesene Vertrauen und kehrte auf seinen früheren Posten an der čechischen Realschule in Prag zurück. Im Jahre 1862 schickte ihn die Prager Commune zur Welt-Industrieausstellung nach London, bei welcher Gelegenheit er Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Belgien und England bereiste, die berühmteren Gewerbe- und Industrieschulen und auch alle Anstalten, in welchen die ärmere Jugend Unterricht erhielt, besuchte und mit ihren Einrichtungen sich vertraut machte. In den Jahren 1859 und 1860 betheiligte er sich an der geologischen Aufnahme von Böhmen, welche über Auftrag der geologischen Reichsanstalt ausgeführt wurde. Im Jahre 1861 wählte ihn aber der Wahlbezirk von Prachaticz-Netolicz [189] in den böhmischen Landtag. Bei der großartigen Betheilung von Ehrenbürgerschaften, welche bald darauf durch einige Agitatoren angeregt, als politische Demonstration von vielen čechischen Gemeinden des Böhmerlandes in’s Werk gesetzt wurde, ging auch K. nicht leer aus. K. zählt zu den fleißigsten Fachschriftstellern Böhmens und hat auf geologischem Gebiete manchen schätzbaren Beitrag geliefert und manches tüchtige Fachwerk übersetzt. Die von ihm herausgegebenen Schriften mit Einschluß von Uebersetzungen sind: „Obraz květeny“, d. i. Blüthen-Bild (Prag 1850); – „Základové nerostopisu“, d. i. Die Elemente der Oryktographie (ebd. 1850); – „Přehled soustavy živočišné“, d. i. Uebersicht des Systems der Zoologie (ebd. 1851, 2. Aufl. 1863, 8°., mit Atlas); – „Počátky silozpytu dle A. Baumgartnera“, d. i. Elemente der Naturlehre nach Baumgartner (ebd. 1851, 8°.); – „Základové zeměznalství pro hornickou školu v Příbrami dle Grimma“, d. i. Grundzüge der Geognosie für die Bergschule zu Přibram nach Grimm (ebd. 1852, 8°.); – „Průvodce po okolí Pražském“, d. i. Der Begleiter durch die Umgebung von Prag (ebd. 1853, 8°.); – „Přírodopis pro reálné školy die Zippe“, d. i. Naturgeschichte für Realschüler nach Zippe (ebd. 1853); – „Horopísné obrazy z okolí Pražského“, d. i. Orographische Bilder aus Prags Umgebung (ebd. 1857, 8°.); – „Die Umgebungen Prags“ (ebd. 1857, 8°.), in Gemeinschaft mit Wenzig; – „Přírodopis kovů a jejich rud“, d. i. Die Naturgeschichte der Metalle und Erze (ebd. 1858, 8°.); – „O jedlých a jedovatých houbách dle Dr. Billa“, d. i. Eßbare und schädliche Schwämme nach Dr. Bill (ebd. 1859), auf Grundlage des schönen Bilderwerkes von A. Hartinger und Schulrath Becker; – „Der Böhmerwald“ (ebd. 1859), zugleich mit Wenzig; – „Geologie čili nauka o útvarech zemských se zvláštním ohledem na krajiny českoslovanské“, d. i. Erdkunde oder die Lehre von den Gebilden des Erdbodens, mit besonderer Rücksicht auf čecho-slavische Gegenden (ebd. 1860, 8°.); – „Fysika pro realni skoly“, d. i. Physik für Realschulen (ebd. 1859, 2. Aufl. 1861); – „Přírodopisný atlas s textem“, d. i. Naturgeschichtlicher Atlas mit Text (ebd. 1863); – „Cestopis po Německa, Svýcářích, Francii, Belga, a Anglu“, d. i. Reise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Belgien und England (ebd. 1863). Ferner enthalten die Blätter Poutník, Škola a život, die Kalender Sborník und Pokladnica, und die Almanache Maj und Perly české, u. m. a. zahlreiche volksthümliche Artikel aus seiner Feder. Auch ist K. ein fleißiger Mitarbeiter der von Dr. Franz Lad. Rieger herausgegebenen großen čechischen Encyklopädie (Slovník naučný), und redigirt in Gemeinschaft mit Professor J. Purkyné seit 1853 – die Jahre seines Aufenthaltes in Pisek ausgenommen – bis heute die čechische naturwissenschaftliche Zeitschrift Živa. Die kön. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften, das böhmische Museum, mehrere landwirthschaftliche Vereine des Kaiserstaates, die geologische Reichsanstalt in Wien u. a. zählen ihn zu ihren Mitgliedern. Seit 1863 aber ist er auch Docent für Mineralogie, Geologie und Paläontologie am. polytechnischen Institute zu Prag. K. besitzt um die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse unter[WS 1] dem böhmischen Volke, welchem er sie in populären Originalschriften und in Uebersetzungen der besten [190] Handbücher vorführt, unläugbare Verdienste. Im Lande selbst aber wird er weniger seiner Kenntnisse und seines Eifers, sie zu verbreiten, als seiner čechisirenden Richtung wegen in den Vordergrund gestellt, und von jener Partei, welche in der Čechisirung des ganzen Landes ihre Lebensaufgabe und des Landes Heil erblickt, zu einer nationalen Größe erhoben.

Obrazy života, d. i. Bilder des Lebens (eine unterhaltende Prager Monatschrift, 4°.) Jahrg. 1859, S. 195. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, 12°.) Theil II, S. 298. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 289, Nr. 4. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Sp. 1317. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1862, Nr. 117; 1863, Nr. 292. – Porträt. Ein solches in Lithographie erschien als Andenken seiner dankbaren Schüler im Jahre 1859 in Prag.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: untre.