BLKÖ:Latour von Thurmburg, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
fertig | |||
<<<Vorheriger
La Tour, Janus Graf |
Nächster>>>
Latour | ||
Band: 14 (1865), ab Seite: 183. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Josef Latour in der Wikipedia | |||
Josef Latour in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 1018680918, SeeAlso | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||
|
Rudolph, geb. zu Wien 3. Februar 1820). Betrat nach den vollendeten juridischen Studien die politische Laufbahn im Jahre 1841 als Conceptspraktikant bei der steiermärkischen Statthalterei. Im Jahre 1846 kam er bei der ehemaligen vereinigten Hofkanzlei in Wien in Verwendung und verblieb daselbst bis zum Mai 1848. Die Wirren, welche zu jener Zeit den Kaiserstaat erschütterten, riefen viele Söhne der besten Familien unter die Waffen und die Meisten eilten unter die Fahnen Radetzky’s, der in Italien Ordnung machte. L. nahm auch Urlaub auf die Kriegsdauer und ließ sich als Cadet in das 10. Feldjäger-Bataillon einreihen. Im italienischen Feldzuge zeichnete er sich durch Tapferkeit aus, und zwar bei der Erstürmung von Vicenza, wofür er die silberne Tapferkeitsmedaille erhielt, ferner bei Goito, in der Schlacht bei Custozza, wodurch er seine Beförderung zum Lieutenant erlangte. Als er bald darauf bei Wegnahme der feindlichen Kanonen bei der Einnahme von Mailand sich neuerlich hervorthat, wurde er mit dem Militär-Verdienstkreuze decorirt. Im Feldzuge 1849 erlitt er bei dem Sturmangriffe auf Gambolo eine schwere Verwundung, zufolge welcher ihm der durch einen Schuß zerschmetterte Mittelfinger der rechten Hand amputirt werden mußte. Wegen seiner Bravour und wegen seines umsichtigen Verhaltens vor dem Feinde zum Oberlieutenant befördert und der Allerhöchsten Anerkennung gewürdigt, begab er sich nach dem Friedensschlusse zur Wiederherstellung seiner erschütterten Gesundheit in die Bäder nach Baden. Nach seiner Wiedergenesung wurde er zum Hauptmann im 61. Linien-Infanterie-Regiment ernannt, im Jahre 1859 als Rittmeister in das Adjutantencorps übersetzt und anfänglich dem Landescommandanten in Mähren, dem General der Cavallerie Grafen von Schaffgotsche und im Jahre 1860 dem General-Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers, dem Grafen von Crenneville zur Dienstleistung zugetheilt. In dieser Eigenschaft betraute ihn Se. Majestät wiederholt mit besonderen Aufträgen, nämlich an Ihre Majestät die Kaiserin, die sich damals zur Herstellung ihrer Gesundheit auf der Insel Madeira aufhielt; auch wurde ihm die Ehre zu Theil, der Zusammenkunft Sr. Majestät des Kaisers mit dem Könige Wilhelm von Preußen in Teplitz beiwohnen zu dürfen. Ende December 1860 zum Major und Flügeladjutanten des Kaisers befördert, begleitete er Se. Majestät im Jahre 1863 auf der Reise an den bayerischen und württembergischen Hof, sowie zum Fürstencongreß nach Frankfurt a. M. Am Schlusse des deutschen Fürstencongresses ward er nach Berlin beordert, dem Könige von Preußen das Einladungsschreiben sämmtlicher Bundesmitglieder zur Annahme der deutschen Bundesreform zu überreichen, worauf er noch im December 1863 zum Oberstlieutenant avancirte. Im Jahre 1864 begab er sich auf die Anordnung Sr. Majestät zum Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin und hierauf zur Armee nach Schleswig-Holstein, wo er der Besetzung von Fridericia [184] beiwohnte. Nach seiner Rückkehr wurde er mit Allerh. Handschreiben vom 9. Juli 1864 zum Ajo des Kronprinzen Rudolph ernannt und übernahm er die Erziehung des Kronprinzen, der mit dem 21. August das sechste Jahr erreichte und nach den Hausgesetzen seinen eigenen Hofstaat erhält. Latour von Thurmburg besitzt neben den früher erwähnten österreichischen Decorationen theils das Commandeurkreuz, theils das Ritterkreuz des großherzoglich hessischen Ludwig-Ordens, des preußischen rothen Adler-Ordens, des großherzoglich toscanischen Joseph-Ordens und des herzoglich nassauischen Wilhelm-Ordens mit den Schwertern. ─ Sein Bruder Karl Leopold (geb. zu Wien am 19. October 1822) beendete die juridisch-politischen Studien, trat als Conceptsadjunct in das k. k. Finanzministerium, in welchem er seit 1859 in der Eigenschaft als Ministerialconcipist das Referat über die gefällsgerichtlichen Angelegenheiten führt. Ein Freund der Geschichte, ist er als Sammler historischer Documente in wissenschaftlichen Kreisen vielfach gekannt, und soll durch Mittheilung seiner Urkundenschätze Manches zur Förderung der vaterländischen Geschichtsforschung beigetragen haben.
Latour von Thurmburg, Joseph (k. k. Oberstlieutenant und Ajo Sr. kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen- Adelstands-Diplom vom 11. Februar 1828. ─ Nach dem Schlusse des deutschen Fürsten-Congresses (1863) wurde dem Könige von Preußen das Einladungsschreiben sämmtlicher Bundesmitglieder zur Annahme der deutschen Bundesreform überreicht, und in den Journalen ein Graf Latour genannt, der dieses Schreiben überreichen sollte. Er war kein Graf Latour, sondern der obengenannte Joseph Latour von Thurmburg, der auch hie und da irrig als Latour von Thurmberg aufgeführt erscheint. ─ Über die Familie der Latour von Thurmburg. Die Familie Latour von Thurmburg stammt aus Lothringen. Als Herzog Franz III. von Lothringen in den Jahren 1736 und 1737 die Herzogthümer Bar und Lothringen an Frankreich abtrat und sich mit Maria Theresia, Tochter Kaiser Karl’s VI. vermälte, verließen mehrere lothringische Familien in treuer Anhänglichkeit an ihr angestammtes Herrscherhaus ihre bisherige Heimat und folgten ihrem Regenten nach Oesterreich. Unter diesen Auswanderern befand sich auch Leopold Saint Simon dit Latour (geb. zu Luneville am 10. November 1717), dessen Taufpathen der damals regierende Herzog Leopold von Lothringen und dessen Gattin waren. Er verblieb, früher zum lothringischen Jägermeister ernannt, in derselben Eigenschaft an dem Hofe seines Erbherrn, als dieser im Jahre 1745 als Franz I. zum römisch-deutschen Kaiser erwählt wurde. Sein Sohn Joseph Latour bekleidete die Stelle eines kaiserlichen Rathes und Hofcontrolors. Joseph von Latour rettete während der französischen Invasionen in den Jahren 1805 und 1809 mit Lebensgefahr den kaiserlichen Silberschatz und viele andere werthvolle Gegenstände, wofür er, wie für sein während des im Jahre 1815 zu Wien abgehaltenen Congresses bewiesene Umsicht und besondere Thätigkeit sich wiederholt die Allerhöchste Anerkennung erwarb und mit Diplom vom 11. Februar 1828 in den erbländischen Adelstand erhoben wurde. Er hinterließ einen Sohn Leopold Latour von Thurmburg (geb. zu Wien am 5. October 1794), der jedoch im besten Mannesalter als k. k. Hof-Controloramts-Adjunct (am 4. November 1842) starb. Dessen Söhne sind Joseph und Karl Leopold Latour von Thurmburg [siehe die Obigen]. ─ Wappen. Roth und blau mittelst einem von drei blauen Linien belegten silbernen Querbalken schräglinks getheilter Schild. Im oberen rothen Felde ein mit einem goldenen Passionskreuze besetzter fünfendiger Hirschkopf mit halbem Halse; im unteren blauen Felde ein hoher dreizinniger silberner Festungsthurm mit geschlossenem Thore. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone der obenbeschriebene goldene Hirschkopf hervorwächst. Die Helmdecken sind rechts roth mit Gold, links blau mit Silber belebt.