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BLKÖ:Lederer, J. J. Dr.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lederer, A.
Band: 14 (1865), ab Seite: 290. (Quelle)
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Lederer, J. J. Dr. (dramatischer Dichter, geb. zu Prag 28. August 1808). Sein Vater war Kaufmann, der, während er in Wien seinen Geschäften nachging, die Frau mit den Kindern in Prag zurückließ. In der Zeit, in welcher jene Grundlagen in der Erziehung eines Menschen gelegt werden sollen, die ihn später einer vernünftigen Selbstbestimmung fähig machen, waren eben die Vermögensverhältnisse des früher wohlhabenden Vaters zurückgegangen und dadurch fiel L.’s Erziehung, wie er mit bitterem Humor in seiner Selbstbiographie berichtet, mangelhaft aus, und konnte er auch keinen Unterricht in der Musik erlangen, wofür er nach eigenem Bekenntniß entschiedenes Talent besaß. Den Unterricht erhielt er zu Hause, nebst anderen Gegenständen auch im Talmud. L. sollte nun einmal studiren; da es dem Vater beim Handel nicht geglückt war, sollte sich L. in der Wissenschaft eine bessere Zukunft schaffen. Für das Rabbinat, obgleich es ihm an Sinn und Neigung dazu nicht fehlte, stimmte nicht ganz der Eltern Absicht. So gerieth er denn in die ärztliche Carriere, die ihm aber schon nach einem Jahre durch die Schulfuchserei zweier Pedanten gründlich verleidet und in Folge dessen aufgegeben wurde. Er wendete sich nunmehr den Rechtswissenschaften zu, beendete an der Prager Hochschule die Studien und erlangte im Winter 1839 die juridische Doctorwürde. Sein Streben, eine juridische Lehrkanzel, z. B. aus der Rechtsphilosophie zu erlangen, scheiterte an seiner Religion, so daß ihm, wie er selbst schreibt, „für das Lehrfach jede Aussicht durch eine chinesische Mauer gesetzlicher Beschränkungen benommen war“. Die Rechtspraxis, die er im ersten Moment einschlug, sagte ihm auf die Dauer auch nicht zu und so wendete er sich der Schriftstellerei zu. Anonym erschien zuerst eine „Sammlung seiner Bagatellen“, wie er selbst schreibt, unter dem Titel: Olla potrida, oder: „Dies Buch gehört dem Käufer“.. Der Vortrag einiger seiner Arbeiten durch beliebte Mitglieder der Prager Bühne, wie z. B. M. Bender, Franz Rudolph Bayer, in musikalisch-declamatorischen Akademien, machte seinen Namen in weiteren Kreisen bekannt, und da die Sachen gefielen, auch beliebt; dieß trieb ihn nun um so entschiedener auf das schriftstellerische Gebiet, und da in jener Zeit sein Trieb nach Publicität kein anderes Feld fand als das Theater, so schrieb er also erst über das Theater, meist gegen das Theater, und zuletzt für das Theater. Seine erste dramatische Arbeit war das dreiactige Lustspiel „Die Wortbrüchigen“, das er als Pseudonym Felix Wagner in Prag zur Aufführung [291] brachte und das, nach seinen eigenen Worten, „wegen des erträglichen Dialogs und einiger komischen Scenen zu keinem rechten Durchfall bringen konnte; zu einem bleibenden Gefallen noch viel weniger“. Seine nächste Arbeit war das auf dringendes Ersuchen W. A. Gerle’s[WS 1] [Bd. V, S. 155] mit ihm gemeinschaftlich verfaßte Lustspiel: „Die zwei Kranken“, auf dem Wiener Burgtheater unter dem Titel: „Die kranken Doctoren“ noch immer auf dem Repertoire. Dann machte er sich an die Bearbeitung der „lustigen Weiber von Windsor“, welche auf dem Wiener Burg- und dem Prager ständischen Theater lange in derselben gegeben wurden und zu sehr possirlichen Beurtheilungen Veranlassung gaben, „indem man oft ihn für Shakespeare und ebenso oft Shakespeare für ihn verantwortlich machte“. Noch ist dem Herausgeber ein Stück L.’s, welches bis zur Stunde auf dem Repertoire des Burgtheaters steht, nämlich das Lustspiel „Geistige Liebe“ bekannt, welches Holbein nicht weniger denn sieben Jahre liegen ließ, bis Frau Haizinger, die es auf einer Bühne darstellen gesehen, Holbein dahin brachte, daß er das Stück aus der Dunkelheit des Burgtheater-Archivs vor das Lampenlicht der Bretter, welche die Welt bedeuten, brachte. Viele Arbeiten L.’s, namentlich aus früherer Zeit, sind in deutschen, vornehmlich in Prager Journalen zerstreut. Sie athmen viel Humor und einen noch größeren Hang zur Satyre.

Jahrbuch für Israeliten. Herausgegeben von Joseph Wertheimer und Dr. Leopold Kompert (Wien, kl. 8°.) Neue Folge, neunter Jahrgang (5623, 1862/1863), S. 126. – Oesterreich im Jahre 1840. Von einem österreichischen Staatsmanne (Leipzig 1840, Otto Wigand, 8°.) Bd. II, S. 316. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: W. M. Gerle’s.