BLKÖ:Lenhossék, Joseph von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lenhardt, Joseph
Band: 14 (1865), ab Seite: 358. (Quelle)
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Lenhossék, Joseph von (Arzt und Naturforscher, geb. zu Ofen 18. März 1818). Ein Sohn des berühmten ungarischen Protomedicus Michael von L. [s. d. Folgenden]. Joseph erhielt von seinem gelehrten Vater eine vortreffliche Erziehung. Die Gymnasialstudien beendete er theils in Ofen, theils in Waitzen. Von früher Zeit hegte er eine große Neigung für die Medicin, obgleich er darin nichts weniger als mit den Wünschen seines Vaters übereinstimmte. Eben als Ungarn zum ersten Male von der Cholera heimgesucht wurde, folgte er seinem inneren Drange und bezog zur Betrübniß seines Vaters 1836 die Pesther Hochschule. Als Candidat der Medicin zog ihn vor allem anderen das Studium der Anatomie an. Uebrigens gewann er durch seinen Eifer alsbald die Theilnahme der Professoren. Nachdem er das Studium beendet, erlangte er die medicinische Doctorwürde, jene der Geburtshilfe und Augenheilkunde. Im folgenden Jahre ging er nach Wien, um sich unter dem berühmten Berres [Bd. I, S. 333] in der Anatomie noch weiter auszubilden. Im nächsten Jahre wurde er Assistent der Anatomie an der Pesther Universität, und versah diese Stelle durch neun Jahre, innerhalb welchen er in diesem Fache zu ungewöhnlicher Bedeutenheit gelangte. Nun wurde er außerordentlicher Professor der sogenannten topographischem Anatomie, besuchte aber zur weiteren Vervollkommnung auf diesem Gebiete in einiger Zeit wieder Wien, wo er nun unter Hyrtl [Bd. IX, S. 464], Prof. Brücke [Bd. II, S. 169] seine Studien fortsetzte. In Prof. Brücke’s physiologischem Institut stellte L. seine bekannten mikroskopischen [359] Beobachtungen und Entdeckungen über das Central-Nervensystem an. Die anläßlich dieser Studien von ihm selbst gearbeiteten Präparate machte er den medizinisch-anatomischen Sammlungen der Wiener Hochschule zum Geschenke, die ihrerseits wieder mit einem nicht unansehnlichen Honorar entgegnete. Nach zweijährigen Studien in Wien wurde er zum Professor der Anatomie in Klausenburg ernannt. Im Jahre 1857 reiste er nach Bonn zur Versammlung der Aerzte und Naturforscher und knüpfte dort mit den ersten Gelehrten seines Faches Verbindungen an. Von Bonn begab er sich nach Paris, wo er durch Milne Eduards in das „Institut“ eingeführt wurde. Von Paris reiste er, mit Empfehlungsbriefen ausgerüstet, nach London, wo seine Präparate solchen Beifall bei den Gelehrten fanden, daß sie für das große Hunter’sche anatomische Museum um 160 Pfund Sterling angekauft wurden. Von London nach Klausenburg zurückgekehrt, erwartete ihn dort die Auszeichnung, daß die Pariser Akademie ihm und dem französischen Gelehrten Lacase Bouthière den Montyon-Preis zuerkannt hatte. Nachdem er fünf Jahre die Professur in Klausenburg bekleidet, wurde er zum Professor der descriptiven und topographischen Anatomie an der Pesther Universität ernannt. Von L. sind bisher im Drucke erschienen: „Ueber den feineren Bau der sogenannten medulla spinalis“, im 13. Bande der Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftlicher Classe (in Wien); – „Beiträge zur Erörterung der histologischen Verhältnisse des centralen Nervensystems“ (Wien 1858, Gerold, mit K., 8°.), und „Neue Untersuchungen über den feineren Bau des centralen Nervensystems des Menschen: I. Medulla spinalis und deren bulbus rachit.“ (ebd., 2. Aufl., 1858, 4°., mit 5 K. K.). Die Tafeln sind von dem leider zu früh verstorbenen Dr. Elfinger [Bd. XI, S. 401], als Zeichner, namentlich von Caricaturen, bekannter unter dem Namen Cajetan, vortrefflich ausgeführt.

Az ország tükre, d. i. Der Reichs-Spiegel (Pesth, 4°.) Jahrg. 1864, Nr. 23: „Dr. Lenhossek J.“ [mit lithogr. Porträt].