BLKÖ:Lenhossék, Michael von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 14 (1865), ab Seite: 359. (Quelle) | |||
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Joseph Graf Batthyani, der den talentvollen jungen Mann bereits früher kennen gelernt hatte, als ordentlichen Physicus im Graner Comitate an. Schon auf diesem Posten, in einer bedrängnißreichen, von kriegerischen Wirren schwer heimgesuchten Zeit, bewährte sich L. als ein Fachmann von großer Tüchtigkeit und seltener Opferfähigkeit. Als die bösartige Typhusepidemie im Graner Militärspitale bedenklich wüthete, selbst mehrere Aerzte schon dahingerafft hatte und immer mehr Opfer forderte, traf L. alle nöthigen Vorkehrungen, um dem Wüthen der Seuche Einhalt zu thun und zur Rettung der von ihr Befallenen. Im Jahre 1809 erhielt er die Lehrkanzel der Physiologie und höheren Anatomie an der Pesther Hochschule. Auf diesem Posten als Lehrer und Schriftsteller thätig, erweckte er durch seine Fachschriften die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt, und nach einer zehnjährigen Thätigkeit an derselben, innerhalb welcher er die akademische [360] Würde des Decans wiederholt und auch jene des Rectors der Universität bekleidet hatte, erhielt er im Jahre 1819 einen Ruf an die Wiener Hochschule für das Lehramt derselben Gegenstände und als Nachfolger Prohaska’s . Sechs Jahre war L. auf dieser Hochschule als Lehrer und Fachschriftsteller thätig, bis er im Jahre 1825 zum kön. Statthaltereirathe, Sanitätsreferenten, Protomedicus von Ungarn und Director des medicinisch-chirurgischen Studiums an der Universität zu Pesth ernannt wurde, welche Stelle L. durch fünfzehn Jahre bis zu seinem im Alter von 66 Jahren erfolgten Tode bekleidete. Als Schriftsteller seines Faches war L. ungemein fleißig und hat die Wissenschaft mit mehreren tüchtigen Arbeiten bereichert. Seine selbstständig erschienenen Schriften sind in chronologischer Folge: „Untersuchungen über Leidenschaften und Gemüthsaffecte als Ursachen und Heilmittel der Krankheiten“ (Pesth 1804, 8°.); – „Introductio in methodologiam Physiologiae corporis humani“ (ebd. 1808); – „Physiologia medicinalis“, 5 Bde. (ebd. 1816–1818); – „Institutiones Physiologiae organismi humani usui academico accommodatae“, 2 Bde. (Viennae 1822); – „Darstellung des menschlichen Gemüthes in seinen Beziehungen zum geistigen und leiblichen Leben; für Aerzte und Nichtärzte höherer Bildung“, 2 Bde. (ebd. 1824, neue Aufl. ebd. 1834); – „Die Religion und Arzneikunde in ihren wechselseitigen Beziehungen dargestellt von Scotti. Mit einer Vorrede und mit Bemerkungen nach dem Italienischen“ (ebd. 1823); – „Observanda circa febrim scarlatinam“ (ebd. 1826); – „Instructio pro mortuorum revisoribus in liberis regiisque civitatibus regni Hungariae constitutis“ (ebd. 1828), wurde auch in’s Deutsche und Ungarische übersetzt; – „Institutio circa medico-legalem cadaverum humanorum investigationem pro Physicis, Medicis et Chirurgis Regni Hungariae“ (ebd. 1829), wurde ebenfalls in’s Deutsche und Ungarische übersetzt; – „Taxa medicamentorum pro regno Hungariae etc. etc“ (Budae 1829); – „Summa praeceptorum in administrando variolae vaccinae negotio per Regnum Hungariae observandorum“ (ebd. 1829); – „Diatribe seu de recta morum ratione ut summo tuendae valetudinis praesidio“ (Budae 1830); – „Animadversiones circa curandam Choleram orientalem et alios epidemicos morbos in Regno Hungariae nunc vigentes“ (ebd. 1831), wurde zugleich in’s Deutsche, Ungarische und Italienische übersetzt; – „Introductio de lue pecorum pro Dominiis Chirurgisve“ (ebd. 1836), wurde auch in’s Deutsche übersetzt; – „Die Wuthkrankheit nach bisherigen Beobachtungen und neuen Erfahrungen pathologisch und therapeutisch dargestellt“ (Pesth und Leipzig 1837, 8°.). Außerdem lieferte er werthvolle Aufsätze zu Lübeck’s patriotischem Wochenblatte für Ungarn, in die Tudományos Gyüjtemény, d. i. Wissenschaftliche Nachrichten, für die medicinisch-chirurgische Zeitung in Salzburg, die medicinischen Jahrbücher des k. k. österr. Staates, die von Harles herausgegebenen rheinischen Jahrbücher für Medicin und Chirurgie. Durch diese Schriften hatte sich L. in den wissenschaftlichen Kreisen eine mächtige und einflußreiche Geltung bereitet, auch war er für die Förderung des medicinischen[WS 1] Studiums und überhaupt des Medicinalwesens eifrig bedacht und hatte unter anderem in der Versammlung der deutschen Naturforscher im Jahre 1837 eine plan- und zweckmäßigere Einrichtung des physiologischen Schulunterrichtes befürwortet, [361] welche von Seite der Fachmänner volle Zustimmung erhielt. Aber seine großen Verdienste als Arzt und Mann der Wissenschaft fanden auch in vielfacher Weise gerechte Würdigung. Schon im Jahre 1809 erhielt er von seinem Vaterlands den Adelsbrief. Der König von Schweden zeichnete ihn durch den Wasa-Orden aus und vom Jahre 1804 bis 1838 schickten ihm 21 gelehrte Gesellschaften, darunter die ersten Europa’s, ihre Diplome, als z. B. die k. Gesellschaften der Wissenschaften zu Göttingen, Prag, Turin, Bonn, Padua, Bologna, die französische Akademie der Wissenschaften und jene der Medicin zu Paris; ferner die medicinisch chirurgischen Akademien zu Neapel, Petersburg, Wilna, Berlin, und mehrere andere naturwissenschaftliche und ärztliche Vereine. Wie er als Gelehrter durch sein gründliches umfassendes Wissen und durch eine bündige klare Darstellung sich auszeichnete, so nahm er auch als Mensch durch seine echt humane Gesinnung, religiöse Pietät und herzgewinnende Gemüthlichkeit eine hervorragende Stelle ein.
Lenhossék, Michael von (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Preßburg 11. Mai 1773, gest. zu Ofen 12. Februar 1840). Seine erste Bildung erhielt er in seiner Vaterstadt, dann begab er sich nach Wien, wo er das Studium der Medicin begann und es in Pesth vollendete, wo er auch am 16. August 1779 die medicinische Doctorwürde erlangte. Nun stellte ihn der Cardinal-Primas- Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, kl. 8°.) XVIII. Jahrg. (1840), S. 201, Nr. 62. – Oesterreichischer Zuschauer (Wien, 8°.) 1837, Bd. II, S. 576. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. I, S. 397; Bd. VI, S. 538. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1818, Intelligenzblatt Nr. 82, S. 328. – Der Adler, herausgegeben von Groß-Hoffinger (Wien, gr. 4°.) Jahrg. 1840, S. 427: „Nekrolog“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, 1. Abthlg, S. 1571. – Porträt. Unterschrift: Lenhossék. Lithographie (4°.). Ohne Angabe des Zeichners und Lithographen; auch in der „Porträten-Gallerie berühmter Aerzte und Naturforscher des österreichischen Kaiserthums“ (Wien 1828, Fr. Beck, 4°.) Blatt Nr. 29.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: medecinischen.