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BLKÖ:Liechtenstein, Karl Johann Nepomuk Fürst

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 15 (1866), ab Seite: 130. (Quelle)
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42. Karl Johann Nep. Fürst (geb. 6. Juli [131] 1724, gest. 22. December 1748), ein Sohn des Fürsten Joseph Johann Adam [s. d. S. 127, Nr. 34] aus dessen Ehe mit Maria Anna Katharina Gräfin Oettingen. Bei seinem im kaum vollendeten Mannesalter von 24 Jahren erfolgten Tode hinterblieb seine Gattin Maria Josepha geborne Gräfin Harrach in gesegneten Umständen. Sofort übernahm Fürst Joseph Wenzel die Verwaltung des Majorates, bis durch die Geburt eines weiblichen Erben das Majorat bleibend auf ihn überging. Die Fürstin-Witwe vermälte sich später selbst mit dem Fürsten Joseph Lobkowitz. Mit dem Fürsten Karl Johann Nep. in Verbindung steht die vor mehreren Jahren in einigen Journalen gebrachte historische Reminiscenz, zu Folge welcher im Jahre 1748 die in der Stadt Schildberg in Mähren, welche einen integrirenden Bestandtheil der fürstlich Liechtenstein’schen Herrschaft Eisenberg bildet, an drei Markttagen zur Ausübung ihres sonderbaren Gewerbes berechtigte Zunft der Beutelschneider aufgehoben wurde. Als nämlich die Stadt Schildberg von den Einfällen der Preußen hart mitgenommen worden, verwendete sich der Fürst Karl Johann Nep. für dieselbe bei der Kaiserin Maria Theresia, der er unter anderem auch von den dort zünftigen Beutelschneidern erzählte. [Zur richtigen Auffassung muß nun hier bemerkt werden, daß die Beutelschneider wirklich an diesen Markttagen berechtigt waren, die Taschen der Marktbesucher heimlich auszuleeren. Was sie aber – um ihre Fingerfertigkeit zu zeigen – an einem dieser Tage entwendeten, stellten sie noch am nämlichen Tage, oft mit satyrischen Knittelreimen zurück. So z. B. stahl ein solcher zünftiger Beutelschneider einem verehrlichen Rathsherrn die Feder vom Hute. Als er sie ihm zurückstellte, that er es mit dem Bedeuten, „er wünschte, ihn auch von einer anderen Kopfzierde so rasch befreien zu können“. Der Frau dieses Rathsherrn entwendete er den Ring vom Finger und meinte, „er sei ohnehin ein unbequemer Mahner an etwas Vergessenes“. Das Ganze stellt sich somit als ein mehr harmloser Scherz dar, der freilich leicht zum Mißbrauch führte und wohl auch mißbraucht worden sein mag.] Als nun die Kaiserin von der Noth der Schildberger und von ihren zünftigen Beutelschneidern durch den Fürsten war unterrichtet worden, gab sie demselben ein paar Rollen Kremnitzer mit den Worten: „Da ist mein Beitrag für seine Schildberger, aber weiß Er, lieber Liechtenstein, das sind Thorheiten mit der freien Beutelschneiderzunft daselbst, Recht muß Recht und Unrecht Unrecht bleiben! Schau Er, daß das ein Ende nimmt. Ich will glauben, daß es mehr ein Faschingsspaß ist, wie Er sagt; aber mit den Geboten unseres Herrn treibt man keinen solchen Spaß. Das ist meine Meinung und hoffentlich nun auch die Seine!“ Und lächelnd reichte die Kaiserin dem Fürsten die Hand zum Kuß. Und das war das Ende der freien Beutelschneiderzunft zu Schildberg. [Oesterreichische Zeitung 1855, Nr. 262: „Ein Meister der freien Kunst“. – Oesterreichisches Bürgerblatt (Linz, 4°.) 1855, Nr. 236. – Der Bote von der Eger und Biela 1855, Nr. 77. Dieselbe Mittheilung.] –