BLKÖ:Lodoli, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 15 (1866), ab Seite: 368. (Quelle) | |||
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[WS 1] die Erziehung ihrer Kinder an und so wurde Lodoli der Lehrer von Angelo Emo [Bd. IV, S. 35] und Andreas Memmo. Die Republik übertrug ihm auch die Revision der Bücher, während ihn sein Orden mit manchem ehrenvollen Amte betraute. Lodoli war ein gründlicher Denker und wendete seine Logik zu dem eigenthümlichen Zwecke an, die Absurdität der bisherigen Architectur nachzuweisen. Es war dieß ein gewagtes Unternehmen in einem Lande, das in eben dieser Kunst die Werke bedeutender Meister, wie eines Sammichele, Calderari, Barozzi, Scamozzi, Palladio und vieler Anderer aufzuweisen hatte. Aber von Autoritäten ließ sich Lodoli am Wenigsten anfechten. Den Köhlerglauben aller Ueberlieferung in dieser Kunst entschieden verwerfend, hielt er fest am Gesetze der Zweckmäßigkeit und verlangte für Alles seinen Grund. Er hat mehreres geschrieben, das theils unbekannt geblieben, theils in Verlust gerathen ist, jedoch sind seine Principien über die Architectur, die er in socratischer Weise seinen Schülern, mit ihnen Gründe und Gegengründe tauschend, vortrug, durch einen seiner eifrigsten Schüler uns erhalten worden. Es sind nämlich die von Andrea Memmo herausgegebenen „Elementi di Architettura Lodoliana, ossia l’arte di fabbricare con solidità scientifica e con eleganza non capricciosa“, welche im Jahre 1786 in Rom erschienen sind. Memmo erzählt darin die mit seinem Meister über die Baukunst gehaltenen Disputationen, theilt ferner mit des Letzteren abweisende Urtheile über die besseren Architekten seiner und selbst der älteren Zeit, unter denen besonders die Bauwerke Temanza’s einer scharfen und durchaus verneinenden Kritik unterzogen werden. Eben dieser Schüler Lodoli’s gab auch seine Apologhi (Bassano 1787) heraus. Diese heftigen, eher den Namen beißender Satyren als den von Apologhen verdienenden Excurse über die Kunst, sind vornehmlich gegen seine Gegner gerichtet, an denen es ihm [369] unter den obwaltenden Umständen, bei seinen furcht- und rücksichtslosen Angriffen auf Alles, was seinen Principien entgegenstand, eben nicht fehlte. Als Memmo diese von ihm sorgfältig gesammelten 56 Apologhen im Jahre 1787 veröffentlichte, erschienen bald darauf Gegenschriften. Aber Memmo stand für seinen Lehrer, an dessen Grundsätzen er hing, mit Muth und Ueberzeugungstreue ein und beantwortete die noch in demselben Jahre zu Padua erschienene, gegen Lodoli’s Apologhi gerichtete Gegenschrift: „Riflessioni“ mit einer Orazione intorno all’ Architettura, in welcher er noch einmal mit aller Wärme seinen einstigen Lehrer in Schutz nahm. Ein durch seine Eigenart bemerkbar gewordener, vielgenannter und bekannter Schüler und Anhänger Lodoli’s ist Milizia. Noch ist einer interessanten Sammlung zu gedenken, welche Lodoli zu Stande gebracht, er hat nämlich den Ursprung und die allmälige Entwickelung der Maler-, Bildhauer-, Kupferstecher- und Baukunst in einer systematischen Sammlung aller darauf bezüglichen Objecte in höchst sinnreicher Weise zusammengestellt. Diese Sammlung ist nach seinem Tode leider zu Grunde oder verloren gegangen.
Lodoli, Karl (Architekt, geb. zu Venedig im Jahre 1690, gest. zu Padua im Jahre 1771, nach Anderen bereits im Jahre 1761). Entstammt einer venetianischen Patricier-Familie. Im Jahre 1706, 16 Jahre alt, floh er heimlich nach Cattaro und trat gegen den Willen seines Vaters in den Franziskanerorden. In demselben setzte er seine Studien zuerst in Cattaro, dann von seinen Oberen nach Rom geschickt, daselbst fort. Geometrie und die griechische Sprache betrieb er mit besonderem Eifer, in Rom aber erwachte die Liebe zu den schönen Künsten in ihm. In Forli studirte er Philosophie und Theologie. Nun wurde er im Lehramte verwendet und lehrte zu Verona durch fünf Jahre die Philosophie. Darauf kam er nach Venedig, trug dort theologische Wissenschaften vor, zugleich vertrauten ihm vornehme Patricierfamilien- Die von Memmo herausgegebenen„Elementi di Architettura Lodoliana“ (Rom 1786, 4°.) enthalten zu Anfang Lodoli’s Biographie. – Temanza, Vita degli Architetti (Venezia 1778, 4°.). – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni (Venezia 1857, Naratovich, 8°.) p. 325. – Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane ecc. ecc. (Venezia 1824, Gamba, 8°.). – Leidenfrost (Karl Florentin), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigtsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, B. F. Voigt. 8°.) Bd. III, S. 465 (nach diesem gest. am 27. October 1771, Gamba läßt ihn bereits im Jahre 1761 gestorben sein]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXI, p. 458. – Porträt. Unterschrift: Carlo Lodoli. Cominato incise (Venedig, 8°.) [bloßer Umriß, auch in der von Gamba edirten Galleria dei Letterati ed Artisti illustri ecc.]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Partricierfamilien.