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BLKÖ:Marchioretto, Peter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Marchovitsch
Band: 16 (1867), ab Seite: 420. (Quelle)
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Marchioretto, Peter (Landschaftsmaler, geb. zu Lamon im Gebiete [421] von Feltre in Südtirol im Jahre 1772, Todesjahr unbekannt). Der Sohn eines armen Landmannes, der schon als Knabe eine außerordentliche Neigung zur Malerei zeigte und mit Kohle und Röthel überall zeichnete, wo er konnte. Es fehlte aus diesem Anlasse von Seite seines Vaters, der wollte, daß sein Sohn Bauer bleibe, nicht an Mißhandlungen thätlicher Art. Aus diesem Grunde floh der dreizehnjährige Knabe aus dem väterlichen Hause und ging mit einem paar Gulden in der Tasche nach Bassano. Dort kaufte er Heiligenbilder, Papier, Kreide, copirte diese Bilder und verkaufte sie wieder. Auf diese Weise brachte er sich mühselig einige Zeit fort, als es aber Winter ward, und es ihm an Kleidung fehlte, erbarmte sich ein Bauer aus Ramon. einem Dorfe bei Castelfranco, seiner, und nahm ihn als Hirten in seine Dienste. Aber auch jetzt setzte er in seinen Mußestunden das Zeichnen fort. Einige seiner Arbeiten kamen in die Hände des venetianischen Edelmannes Civran, und dieser gab den talentvollen Knaben in die Lehre zu dem Maler Jos. Caj. Lazzarini, der eben damals auf Civran’s Edelsitze sich befand. Fünf Jahre arbeitete M. bei Lazzarini, wo er anfänglich in der Figurenzeichnung beschäftigt wurde, als er aber darin keine Fortschritte machte, zur Landschaft überging. In dieser leistete er so Vortreffliches, daß er sich die Liebe seines Meisters vollends erwarb und ihn dieser bei seinem Tode zum Erben einsetzte. Dieses Glück wußte M. nicht zu würdigen, er vernachlässigte seine Arbeiten und vergeudete sein Erbe. Die Bekanntschaft mit dem Maler Caucig [Bd. II, S. 312] riß ihn glücklicher Weise aus dieser unordentlichen Lebensweise wieder heraus. Caucig ermunterte ihn zu neuer künstlerischer Thätigkeit, wurde sein Lehrer und in den fünf Jahren, die M. Caucig’s Unterricht genoß, vervollkommnete sich er sichtlich in seiner Kunst. M. folgte nun einem Rufe der Familie Ottolini nach Verona, wo er drei Jahre als Zeichenmeister thätig war. Von Verona begab er sich nach Brixen, arbeitete dort im chalcographischen Institute, welches Bisdomini in’s Leben gerufen und wo nach seinen Zeichnungen mehrere Landschaften im Stiche ausgeführt wurden. Als sich Bisdomini’s Institut auflöste, war M. ohne Beschäftigung, bis ihm ein günstiger Zufall eine solche verschaffte. Eines Tages zeichnete er auf der Poststraße bei Clausen eine Ansicht des Klosters und Schlosses Seben, als eben die Gräfin Kielmannsegge aus Hannover, die auf einer Reise nach Italien begriffen war, vorüber fuhr. Die Gräfin, als sie den Zeichner sah, ließ sich seine Arbeit zeigen, und da ihr dieselbe gefiel, machte sie ihm den Antrag, sie auf ihrer Reise nach der Lombardie zu begleiten, wobei sie ihm sehr vortheilhafte Bedingungen stellte. M. nahm diesen Antrag um so williger an, als er eben dienstlos war, begleitete die Gräfin auf ihrer Reise und zeichnete jene Ansichten, die ihr besonders malerisch erschienen. Nach beendeter Reise trat er aus den Diensten der Gräfin, kehrte nach Tirol zurück und lebte nun drei Jahre zu Borgo in Valsugana, wo er Landschaften in Oel malte, von denen viele theils zu Augsburg, theils zu Wien in Kupfer gestochen wurden. Nun folgte er einem Rufe nach Brixen, um für die dortige Pfarrkirche ein sogenanntes heiliges Grab zu malen. In Brixen lernte ihn der Fürst Rasumowsky kennen, der ihn für sich mehrere Prospecte malen ließ und dann als Begleiter auf seinen Reisen mitnahm. Einen Antrag des Fürsten, ihm nach [422] Rußland zu folgen, lehnte M. ab. Nun begab sich M. nach Trient, wo er malte und Unterricht im Zeichnen gab. Nach vier Jahren übersiedelte er nach Telve in Valsugana, wo er sich verehelichte und bleibend niederließ. In Telve scheint er auch fortan bis zu seinem Tode geblieben zu sein. Die Zeit des letzteren ist nicht bekannt. Von M.’s vorzüglichsten Arbeiten sind anzuführen: Zwanzig Landschäften, die er theils für einen französischen Bischof, theils für mehrere französische Officiere gemalt; – eine Folge italienischer Ansichten nebst mehreren Ideal-Landschaften, die von Zancon in Kupfer gestochen in Venedig erschienen sind; – vierzig Ansichten, theils von Tirol, theils von Oberitalien, für die Gräfin Kielmannsegge ausgeführt; – eine Folge von Landschaften nach der Natur in Oel ausgeführt und im Stiche bei Zona in Augsburg und bei Artaria in Wien ausgeführt; – vierundzwanzig Tiroler Ansichten, deren Stich Zancon begonnen, aber nicht vollendet hat; – zwölf Ansichten aus der Umgebung von Verona im Auftrage des Grafen Bovio, ein beabsichtigter Stich derselben, den Basioli ausführen sollte, unterblieb. In seinem Besitze befanden sich noch viele Prospecte, italienische Ansichten, Landschaftstudien u. dgl. m., theils gezeichnet, theils in Oel ausgeführt. Man rühmt M.’s Arbeiten nach: glückliche Wahl der Aufnahmspuncte, vortreffliche Perspective, feste Zeichnung, fleißige Ausführung und glänzendes Colorit.

(Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1816, Nr. 21 u. 22, S. 81: „Kunstnachrichten“. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Fel. Rauch, 8°.) S. 159. – Der Gratzer Aufmerksame (Unterhaltungsblatt, 4°.) 1815, Nr. 102. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 557. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 308. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 672. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr.Karl Klunzinger (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 23.