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BLKÖ:Mauroy von Merville, Franz Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 153. (Quelle)
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Mauroy von Merville, Franz Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Löwen in den Niederlanden im Jahre 1759, gest. 3. April 1816). Entstammt einer alten niederländischen Adelsfamilie, von denen viele später in den Kaiserstaat übersiedelten. 16 Jahre alt, erhielt er im Infanterie-Regimente Nr. 21 eine Fähnrichsstelle und war im Türkenkriege bis zum Capitän vorgerückt. Im Jahre 1794 zum wirklichen Hauptmann befördert, erhielt er eine Grenadier-Compagnie. Im Jahre 1795 stand er bei der Armee in Deutschland und gab bei mehreren Gelegenheiten Beweise seiner Tapferkeit. So stürmte er in der Nacht vom 20./21. November 1795 mit seiner Grenadier- und einer ihm zugetheilten Füsilier-Compagnie eine stark besetzte Flesche, welche am linken Ufer des Neckarflusses, etwa 60 Schritte von dem bedeckten Wege der Festung Mannheim, gelegen war. Obwohl ein starker Brand in der Festung durch seinen weit reichenden Feuerschein die Annäherung der Sturmcolonne dem Feinde verrieth, dieser ein ununterbrochenes Feuer auf die ihm deutlich sichtbaren Stürmenden richtete, und diese endlich Angesichts des Feindes einen mit Wasser angefüllten Canal durchwaten mußten, nichtsdestoweniger überwand M. an der Spitze seiner wackeren Waffengefährten alle Hindernisse. Ohne einen Schuß zu thun, drang er mit der Division im Sturme gegen die Flesche vor und bemächtigte sich derselben. Er hielt sie nun besetzt, und obgleich in der darauffolgenden Nacht von den Franzosen dreimal aus dem bedeckten Wege angegriffen, warf er sie doch jedesmal zurück und behauptete den Posten. Jedoch wäre die der Festungsseite [154] ganz offene Flesche, die deßhalb dem feindlichen Feuer ausgesetzt war, nicht länger zu behaupten gewesen, wenn nicht M. mit dem in der Flesche vorgefundenen Schanzzeuge sich in die beiden Facen der Escarpe eingeschnitten und dadurch jene Deckung erzielt hätte, die es ihm ermöglichte, ein wirksames Feuer zu erwiedern. Dadurch aber, daß die Flesche von M. behauptet ward, konnten die gegen die Festung gerichteten nächtlichen Arbeiten der Unseren fortgesetzt und die dritte Parallele eröffnet werden. Noch an demselben Tage (21. November) wurden von Seite des Gegners die Feindseligkeiten eingestellt und nahmen die Unterhandlungen mit der Besatzung der Festung Mannheim ihren Anfang. M. wurde für seine Waffenthat in der 66. Promotion (vom 18. August 1801) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Früher noch, als nämlich im Vorjahre (1800) die Legion Erzherzog Karl errichtet wurde, kam er in dieselbe als Oberstlieutenant; den Feldzug des Jahres 1805 machte er als Oberst bei Stain-Infanterie mit und im Jahre 1809 commandirte er eine Brigade, wurde aber bei Wagram verwundet. Nach seiner im September 1813 erfolgten Beförderung zum Feldmarschall-Lieutenant kam er zur Armee in Innerösterreich und erhielt im Gefechte bei Caldiero (15. November) mehrere Wunden. Im Feldzuge des Jahres 1814 befehligte M. eine schwache Division; sie bestand aus der Brigade Stutterheim von fünf Grenadier-Bataillonen, und aus der Brigade Wrede von zehn Schwadronen mit acht sechspfündigen Geschützen, im Ganzen etwas über vierthalbtausend Mann stark. Als Feldmarschall Bellegarde am 7. Februar g. J. mit dem größten Theile seiner Armee über den Mincio setzte, erhielt M. Befehl, mit seiner Division hinter Pozzolo auf einer kleinen Anhöhe aufzumarschiren und dort weiterer Befehle gewärtig zu sein. Da war es nun, wo M.’s kluge und kaltblütige Führung in dem am folgenden Tage bei Pozzolo stattgehabten Gefechte Bellegarde’s Armee vor großer Gefahr rettete. An diesem denkwürdigen 8. Februar leisteten die Unseren dem fünfmal überlegenen Feinde durch acht Stunden einen heldenmüthigen Widerstand. Von keinem Terrainvortheil unterstützt, war es nur dieser todverachtende Heldenmuth, der dem Feinde jeden Fuß breit Terrain streitig machte, und dann vornehmlich die geschickte Führung M.’s, der weit entfernt auf eine bloß positive Vertheidigung sich zu beschränken, die Schwäche seiner Truppe immer wieder durch neue Angriffe dem Feinde zu verbergen und so den Kampf in die Länge zu ziehen wußte. So vereitelte seine standhafte Ausdauer das Vordringen des übermächtigen Feindes gegen Villafranca, wodurch er unserer Armee, welche zum Theile schon über den Mincio gesetzt war, in den Rücken gekommen wäre. Mit Allerh. Handbillet ddo. Chaumont 8. März 1814 wurde M. für seine folgenreiche Waffenthat mit dem Commandeurkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Jahre 1815 befehligte M. das Reservecorps unter Frimont in Oberitalien, mit welchem er durch Wallis und Savoyen gegen Lyon vorrückte, ohne jedoch an einer bedeutenden Action theilnehmen zu können. Schon im folgenden Jahre starb er im Alter von 57 Jahren.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 587, 1169, 1743 u. 1748.