BLKÖ:Mayer, Christian (Jesuit)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Mayer, Christian
Band: 18 (1868), ab Seite: 91. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Christian Mayer (Physiker) in der Wikipedia
Christian Mayer in Wikidata
GND-Eintrag: 117542644, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mayer, Christian (Jesuit)|18|91|}}

21. Mayer, Christian (gelehrter Jesuit, geb. zu Mesrzitz in Mähren 20. August 1719, gest. zu Heidelberg 16. April 1783). Besuchte die Schulen [92] in seiner Heimat, ging dann nach Wien, wo er am Gymnasium und der Universität die Studien fortsetzte. Nach beendigter Philosophie unternahm er eine Wahlfahrt nach Rom, welche er zu Fuß zurücklegte. In Würzburg hörte er die Theologie und erlangte daselbst die akademischen Würden. Am 26. September 1745, bereits 26 Jahre alt, trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er im Lehramte verwendet, zuerst am Gymnasium zu Aschaffenburg die Gegenstände der Humanitätswissenschaft vortrug. Die Mathematik war sein Lieblingsfach, das er mit ungemeinem Eifer sein ganzes Leben lang betrieb. Nach Heidelberg als Professor der Mathematik und Experimentalphysik berufen, wurde er daselbst auch churfürstlicher Astronom. Er unternahm nun zu wissenschaftlichen Zwecken eine Reise nach Paris und in Gesellschaft mit dem berühmten Astronomen Cassini durch Deutschland. Auf Kosten des Churfürsten errichtete er zu Schwetzingen, dann zu Mannheim eine Sternwarte, die er mit vortrefflichen astronomischen Apparaten versah. Einer Einladung der Kaiserin von Rußland folgend, begab er sich im Jahre 1769 nach St. Petersburg, um daselbst den Durchgang der Venus zu beobachten. Ihm zuerst verdankt die Astronomie die Entdeckung der Satelliten der Fixsterne. In seinem Fache schriftstellerisch thätig, hat M. folgende Schriften herausgegeben: „Selecta Physices experimentalis elementa mathematico physica“ (Heidelberg 1753, 4°.), – „Aër fluidus in sua origine inquisitus“ (ibid. 1753, 4°.); – „Brevis Trigonometriae planae inquisitio selectis Matheseos et Physicae experimentalis partibus adplicata“ (ibid. 1754, 4°.); – „Specimen Physicae experimentalis in aqua“ (ibid. 1755, 4°.); – „Specimen Physicae experimentális in terra“ (ibid. 1755, 4°.); – „Disquisitio de momento virium mechanicarum“ (ibid. 1756, 4°.); – „Systema primum muniendi Mareschali de Vauban“ (ibid. 1758, 4°.); – „Elementa Arithmeticae“ (ibid. 1762, 8°.); – „Pantometrum Pacechianum seu instrumentum novum pro elicienda ex una statione distantia loci inaccessa a. 1762 inventum, calculis et observationibus examini subiecta“ (Manhemii 1762, 4°., c. fig. aen.); – „Basis Palatina anno 1762 ad normam Acad. R. Parisinae Sc. exactam bis dimensa, anno 1763 novis mensuris aucta ei confirmata, recentissimisque observationibus et calculis stabilita“ (ibid. 1763, 4°.); – „Altitudo poli speculae electoralis astronomicae Schwetzingensis“ (ibid. 1766, 4°.); – „Expositio de transitu Veneris per discum solis“ (Petropoli 1769, 4°.), auch in russischer Sprache (ebd. 1769, 4°.); – „Nouvelle méthode pour lever en peu de temps et à peu de frais une carte général exacte de toute la Russie“ (Petersbourg 1770, 8°.); – „Directio Meridiani Palatini per speculam electoralem arcis aestivae Schwetzingensis ducti, observationibus et calculis definita“ (Heidelberg 1771, 4°.); – „Basis novae chartae Palatinae“ (ibid. 1773, 4°.); – „Gründliche Vertheidigung neuer Beobachtungen von Fixsterntrabanten, welche zu Mannheim auf der churfürstlichen Sternwarte entdeckt worden sind“ (Mannheim 1779, 8°., mit K. K.); – in den Philosophical Transactions vom Jahre 1764 und in den Nov. Commentar. Petropolit., Bd. XIII, sind von ihm „Observationes astronomicae“ enthalten; und in der Historia et Commentationes Academiae Electoralis [93] Theod. Palatinae vol. IV physicum (1780, 4°.) die Abhandlung: „De novis in coelo sidereo phaenomenis“. Mayer, dessen wissenschaftliche Forschungen die Würdigung der gelehrten Welt fanden, war Mitglied der gelehrten Akademien zu Mannheim, München, London, Philadelphia, Bologna, Göttingen und der Leopoldinischen Academia Naturae Curiosorum. Von seinem Vermögen stiftete er mehrere Stipendien[WS 1] für arme Studenten. Er starb im Alter von 64 Jahren.

Pelzel (Franz Martin), Böhmische, mährische und schlesische Gelehrte und Schriftsteller aus dem Orden der Jesuiten (Prag 1786, 8°.) S. 238. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 317. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1816, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 292. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 90. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, Lex. 8°.) Bd. I, Sp. 917. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VIII, S. 562. – Saxii onomasticon literarium. P. VI, p. 178. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXIV, p. 537.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stipiendien.