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BLKÖ:Meinert, Joseph Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Meinert
Band: 17 (1867), ab Seite: 281. (Quelle)
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Meinert, Joseph Georg (Schriftsteller, geb. zu Leitmeritz im Jahre 1775, gest. zu Partschendorf in Mähren 17. Mai 1844). Nachdem er die Studien an der Prager Hochschule beendet, widmete er sich dem Lehrfache, und wurde zunächst Professor der Syntax (so hieß damals die 4. lateinische Classe) und im Jahre 1803 Professor der Poesie (so hieß die erste Humanitäts-, heute erste Classe des Obergymnasiums) am Gymnasium der Prager Altstadt. Nach des Professors Meißner Abgang im Jahre 1806 supplirte Meinert einige Zeit dessen Lehramt der Aesthetik, aber schon im Jahre 1811 zog er sich von der Schule ganz zurück, trat in den Ruhestand über und lebte seitdem theils zu Prag, theils zu Wien und während der schöneren Jahreszeit auf dem damals Graf Pachta’schen Gute Partschendorf, im Kuhländchen Mährens, den Wissenschaften und der angenehmen Muße eines geistig bewegten Lebens. Schon im Jahre 1801 begann M. die Herausgabe des Blattes „Der böhmische Wandersmann“, [282] das in deutscher und čechischer Mundart zugleich erschien, dann versuchte er es mit der historisch-belletristischen Zeitschrift „Libussa“, wovon innerhalb der Jahre 1803 und 1804 vier Hefte herausgekommen sind. Nicht am Mangel der Ausdauer von Seite des Herausgebers, wohl aber an jenem der Theilnahme des Publicums, gingen diese beiden Zeitschriften in kurzer Zeit ein. Die übrigen, von Meinert selbstständig herausgegebenen Schriften sind: „Franz Petrarka; Biographie“ (Prag 1794, Neureutter, 8°.); – „Rede über das Interesse[WS 1] der Aesthetik, Pädagogik, Geschichte der Gelehrtheit und Philosophie für gebildete Menschen“ (ebd. 1807, Widtmann, 8°.); – „Fylgie oder alte deutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens“, 1. Band (Wien und Hamburg 1817, Perthes, gr. 8°.), eine Fortsetzung dieser geschätzten Volksliedersammlung ist leider nicht erschienen; Mehreres und darunter Schätzbares findet sich aber in gelehrten Sammelwerken zerstreut, so z. B. in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Bd. VII (1820): „Joannis von Marignola, mindern Bruders und päpstlichen Legaten, Reise in das Morgenland vom Jahre 1339–1353. Aus dem Lateinischen übersetzt, geordnet und erläutert“; – ferner in den Schriften des Vereins für ältere deutsche Geschichtskunde zu Frankfurt a. M.; – in den seiner Zeit selbst im Auslande geachteten Wiener Jahrbüchern der Literatur; – in der Monatsschrift des kön. böhmischen Museums; – im Hormayr’schen „Archiv für Geschichte“ und in der Fortsetzung desselben von Riedler, und sind unter diesen Aufsätzen besonders anzuführen: „Die Annales Gradicenses“, – „Mährische Urkunden des XIV. und XV. Jahrhunderts, als Beitrag zur Geschichte der Krawaře, des mährischen Städtewesens, der Propstei Fulnek, der hussitischen Verhältnisse“, – „Die auf Oesterreich sich beziehenden Stellen in den ältern Minnesängern Deutschlands“, –, „Die Trübauer Handschrift“, – „Die Königinhofer Handschrift“[WS 2], – „Lobgesang auf die mährischen Apostel Cyril und Methud“, – „Die böhmischen Geschichtschreiber des ersten Zeitraums“, – „Beiträge zur böhmischen Münzkunde“ u. m. a. Druckbereit waren und befanden sich wohl in seinem Nachlasse: „Eine Lebensbeschreibung des Bischofs Zdík“, – „Briefe und Nachrichten über Cardinal Guido“. Daß Meinert auch dem Lose der sogenannten „Propheten im Vaterlande“ verfallen war. darauf deutet eine Stelle in Klar’s „Nekrolog einiger Zeitgenossen von 1840 bis 1850“ in der Libussa 1851 hin, welche wörtlich lautet: „Deutschland kannte die außerordentlichen Geistesanlagen dieses Mannes besser als Oesterreich“.

Moravia (Brünner Blatt. 4°.) 1818, Nr. 41 u. f., S. 160, im Aufsatze: „Literarische Mittheilung von J. J. H. Czikann“. – Libussa. Taschenbuch. Herausgegeben von Al. Klar (Prag, 12°.) Jahrg. 1861, S. 463. Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 630. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur (Wien 1858, Zamarski, 8°.) S. 343. – Raßmann (Friedrich), Pantheon deutscher, jetzt lebender Dichter u. s. w. (Helmstädt 1823, C. G. Fleckeisen, 8°.) S. 213. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 219.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Interresse.
  2. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).