BLKÖ:Mittrowsky, Johann Nepomuk Graf von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 394. (Quelle)
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Mittrowsky, Johann Nepomuk Graf von (Naturforscher, geb. zu Brünn 20. Jänner 1757, gest. 20. Mai 1799). Der einzige Sohn des k. k. Feldzeugmeisters Maximilian Joseph Grafen M. aus dessen erster Ehe mit Maria Theresia Gräfin Heußler. Ursprünglich sich für die Laufbahn seines Vaters entscheidend, trat er, 17 Jahre alt, im Jahre 1773 in die kaiserliche Armee, welche er aber schon nach einigen Jahren, nach dem Tode seines Vaters, im Jahre 1782, wieder verließ. Er trat nun als Hauptmann aus, übernahm die ihm als Erbe zugefallenen Herrschaften Bystrzitz und Rožinka, und lebte ausschließlich den Wissenschaften. Er unternahm Reisen im Kaiserstaate und im Auslande, auf einer derselben, im Jahre 1784, besuchte er Neapel, und widmete vornehmlich dem Vesuv und seinen vulkanischen Erscheinungen ein eindringliches Studium. Der Graf war Mitglied der Privatgesellschaft der Naturfreunde in Brünn und für die Zwecke derselben als ihr freiwilliger Secretär ungemein thätig. Ferner war er Mitglied der Gesellschaft der Freimaurer, welche im J. 1786 in [395] Brünn zwei zur Landesloge in Wien und zur böhmischen Provinzial-Loge gehörige Logen, 1) zu den vereinigten Freunden, und 2) zur aufgehenden Sonne, hatte. Was des Grafen Verhältniß zu den Freimaurern betrifft, so war er – Herausgeber dieses Werkes citirt wörtlich Herrn d’Elvert – „Director, aber gewiß im lautersten Sinne, nicht Theilnehmer ihrer Verirrungen und gefährlichen Tendenzen, wegen welcher Kaiser Leopold diese von seinem Vorgänger, so lange sie Gutes wirken würden, nicht nur geduldeten, sondern auch, freilich erfolglos, organisirten Gesellschaften aufhob.“ [Wie Herr von Elvert dazu kommt und es überhaupt nöthig findet, für M.’s lautersten Sinn einzustehen, und von den Verirrungen und gefährlichen Tendenzen der Freimaurer zu sprechen, das verschweigt er uns leider, obwohl Ersteres für die Familie Mittrowsky, letzteres für die Geschichte der Freimaurer in Oesterreich ungemein wichtig wäre.] Für die Hebung und Förderung der Naturkunde war Graf Johann ungemein thätig, und das Wahre und für die Wissenschaft Wichtige über den Pflanzen- und Mineralienreichthum Mährens zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, des Grafen eifrigstes Bestreben. Insbesondere richtete der Graf sein erstes Augenmerk auf die Mineralquellen Mährens, über welche zwar schon in früheren Zeiten Thomas Jordan von Clausenburg, Hertodt von Todtenfeld und Wenzel von Ardensbach geschrieben haben, deren Arbeiten jedoch veraltet und des Ungehörigen, Unwissenschaftlichen, ja Unglaubwürdigen wegen, das sie enthielten, fast unbrauchbar waren. M. unterzog sich nun einer großen und wichtigen Arbeit, als er die Untersuchung der mährischen Gesundbrunnen vornahm und ihre Beschreibung verfaßte. So lieferte er denn die Analyse von den Mineralwässern zu Andersdorf, Petersdorf, Czeschdorf, Töplitz, Pohorz, Mostieniz, Stip, Luhatschowitz, Nezdienitz, Zaharowitz, Sucholaza, Koritna, Napagedl, Koritschan, Czeitsch, Voitelsbrunn, Slatenitz und Ullersdorf; leider aber war es ihm nicht vergönnt, die Aufgabe, die er sich gestellt, und welche ebenso wichtig war für die vaterländische Naturgeschichte, wie für den Staat selbst, in Ansehung der Finanzen und für die Eigenthümer dieser Heilquellen in Rücksicht der daraus erhöhten Einkünfte, vollständig zu lösen. Ein viel zu früher Tod setzte seinen gemeinnützen Plänen und Bestrebungen das Ziel. In gleicher Weise wendete M. der Blatternimpfung seine Aufmerksamkeit zu. Das Wesen dieser wohlthätigen, in neuerer Zeit aber selbst von Fachmännern bekämpften Entdeckung durchdringend, die sich bei der unwissenden, wahnbefangenen Bevölkerung so schwer Eingang verschaffte, war er einer der Ersten, der mit dem guten Beispiele voranging, und, um das Vorurtheil zu bekämpfen, seine eigenen Kinder impfen ließ. Als Schriftsteller auf naturwissenschaftlichem Gebiete thätig, hat der Graf selbstständig herausgegeben: „Physikalische Briefe über den Vesuv und die Gegend von Neapel“ (Leipzig 1785); – „Ueber den Ursprung und die Eigenschaften des Queck- und Heilbrunnens, unweit dem Dorfe Altstadt, auf der fürstlich Liechtenstein’schen Herrschaft Mährisch-Trübau in Mähren“ (Brünn 1794). Sein Versuch, das an malerischen Ansichten so reiche Heimatland durch eine pittoreske Landesbeschreibung zu verherrlichen, kam leider nicht über die ersten Hefte hinaus, denn es erschienen von den von ihm herausgegebenen „Mährischen Aussichten“ (1798–1799) nur zwei Hefte, mit je drei illuminirten Kupferstichen von [396] Franz Conrad in Brünn, den historischen Text dazu hat der Graf beigegeben; diese sechs Ansichten stellen dar das Bergschloß Plumenau, die Capelle bei Schwaretz, das Bergschloß Pernstein, die Schlösser Neudeck, Jahrnsdorf, Frankstadt und Brünles, Ruinen eines alten Bergschlosses auf der Herrschaft Pernstein. Von seinen in wissenschaftlichen Sammelschriften und Journalen abgedruckten Arbeiten sind bekannt: in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, im Jahre 1785: „Beschreibung einiger besonderer Zufälle, die sich beim Erdbeben des Jahres 1783 in Calabrien ereignet haben“; – in der Sammlung physikalischer Aufsätze von Böhmen, im 2. Bande (1792, S. 223 bis 266): „Beiträge zur mährischen Mineralogie“; – in André’s „Bibliothek alles Wissenswürdigen“ 1800: „Ueber die Salaschen“ – und im Brünner allgemeinen europäischen Journal: „Ueber den Namiesterstein“. In Handschrift – das Original befand sich im Besitze des Altgrafen Hugo von Salm-Reifferscheid – hinterließ er: „Versuche einer Reisebeschreibung durch Mähren, den Gesundbrunnen, Bergwerken und anderen mineralogischen Gegenständen gewidmet. In Briefen aus dem Jahre 1790“. Der Graf, der auch Kenntnisse in der Musik besaß, verfaßte eine Pantomime, betitelt: „Der Orakelspruch“, zu der er die Musik selbst componirte und die von adeligen Dilettanten zu einem wohlthätigen Zwecke im Jahre 1799 auf dem Brünner Theater dargestellt wurde. Ein längeres Leiden, an dem der Graf litt, nahm endlich einen tödtlichen Ausgang und raffte den Grafen im vollen Mannesalter von erst 43 Jahren dahin. „Ihm dankt Mähren, sein Vaterland“, heißt es im Nekrologe, „manche gute, manche nützliche Erfindung, und sein Verlust ist um so mehr zu beklagen, als von ihm noch manches wichtige Werk zu erwarten war, das einen ehrenvollen Platz in den Arbeiten verdienstvoller Gelehrten behauptet hätte. Mährens Genius trauert; denn einer seiner verdienten und braven Männer ist nicht mehr.“ Der Graf Johann, dessen Vater Maximilian Joseph der Stifter der älteren gräflichen Linie ist, war seit 6. Mai 1788 mit Antonia Gräfin Zierotin vermält, aus welcher Ehe zwei Kinder entstammen, eine Tochter Onuphrie Emma, vermälte Moriz Graf Braida, und ein Sohn, der Graf Wilhelm, der das Geschlecht fortpflanzte.

Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, gr. 8°.) III Heft (1852), S. 15–18. – Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1805, gr. 8°.) Bd. II, S. 53. – Oesterreichische Biedermanns- Chronik. Ein Gegenstück zum Fantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1785, kl. 8°.) I. (u. einziger) Theil, S. 144. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, S. 559. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, Lex. 8°.) Bd. II, Sp. 163. – Brünner Zeitung 1799, S. 379.