Zum Inhalt springen

BLKÖ:Morzin, Peter Prokop Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Morzin, Wappen
Band: 19 (1868), ab Seite: 112. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Peter Prokop Morzin in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Morzin, Peter Prokop Graf|19|112|}}

Morzin, Peter Prokop Graf (k. k. Feldzeugmeister, geb. im Jahre 1768, gest. zu Wien 13. November 1855). Ein Bruder des Maria Theresien-Ritters Grafen Ferdinand [s. d. S. 108]. Widmete sich gleichfalls dem Waffendienste und trat im Jahre 1786, 18 Jahre alt, als Corpscadet in das Ingenieurcorps ein. Schon im folgenden Jahre wurde er Lieutenant und im Jahre 1790 Oberlieutenant. Im Feldzuge 1792 wohnte er der Belagerung von Lille und der Vertheidigung von Namur bei und gerieth in Gefangenschaft. Nach erfolgter Auswechslung wurde er in kurzer Zeit darauf dem Generalstabe zugetheilt, machte die Belagerung von Landrecis, die drei Schlachten von Charleroi mit und zeichnete sich besonders bei der Vertheidigung von Mastricht, 1794, aus, wo er einen Ausfall machte, die feindliche Tranché erstürmte und zerstörte. Im Jahre 1796 zum Capitän befördert, focht der Graf im italienischen Feldzuge und führte als Ingenieur-Officier bei der Vorrückung der Armee im Etschthale, in der Schlacht von Castiglione und bei der Vertheidigung von Mantua mehrere Colonnen. Im folgenden Jahre machte er bei der Besitznahme von Dalmatien eine Expedition zur See gegen die Türken mit und war bei der Vertheidigung der Bocche di Cattaro in Verwendung. In den Jahren 1798, 1799 und 1800 stand er in der Schweiz, am Rhein und am Inn, leitete die Vertheidigung des Brückenkopfes von Zürich, die Sprengung und Demolirung der Festung Mannheim. Im Jahre 1800 zum wirklichen Hauptmann ernannt, focht er noch bei Hohenlinden und Salzburg, im führte bei dem Rückzuge der Armee ihr Colonnen bis zum Abschlusse des Waffenstillstandes. Nachdem der Friede geschlossen worden, fiel auf ihn die Wahl als Lehrer der Mathematik und Feldbefestigung bei den Herren Erzherzogen Rainer und Ludwig, deren Ersterem er als Dienstkämmerer zugetheilt wurde. Im Jahre 1805 erfolgte seine Beförderung zum Major und gleichzeitig seine Ernennung zum Dienstkämmerer und Adjutanten Sr. k. Hoheit des Erzherzog Johann, in welcher Eigenschaft er den Feldzug genannten Jahres mitmachte. Im Jahre 1809 wurde Graf M. Oberst und General-Adjutant bei der von dem Erzherzoge Johann befehligten italienischen Armee, und wohnte im Feldzuge d. J. der Schlacht bei Fontana freddo, den größeren Gefechten an dem Alpon und an der Piave, der Schlacht bei Raab und der Vertheidigung von Preßburg bei. Im Jahre 1814 rückte der Graf zum General-Major vor und leitete im folgenden Jahre als General-Adjutant in Basel die Dienstgeschäfte bei dem Armeecorps des Erzherzogs, führte als ältester General des Geniecorps die Belagerungsarbeiten von Hünningen bis zum Falle der Festung, wofür er im September 1815 mit dem württembergischen Militär-Verdienst-Orden ausgezeichnet wurde. Nun begleitete er den Erzherzog auf seiner Reise nach Frankreich und England. Im Jahre 1820 wurde der Graf, seine Eigenschaft als Dienstkämmerer behaltend, dem Genie-Hauptamte zugetheilt, wo er bis 1832 verblieb, mittlerweile aber, im Jahre 1829, zum Feldmarschall-Lieutenant vorrückte. Im [113] Jahre 1838 wurde er zum Obersthofmeister des Erzherzogs Johann und geheimen Rath und im Jahre 1846 zum Feldzeugmeister ernannt. Im April 1855 erhielt Graf M. „in Anerkennung der durch fünfzig Jahre an der Seite des Erzherzogs Johann in verschiedenen Eigenschaften, sowohl im Kriege als im Frieden mit aller Hingebung geleisteten vielfachen und guten Dienste“, den Orden der eisernen Krone 1. Classe. Im nämlichen Jahre noch starb M. im hohen Alter von 87 Jahren. Seine Ehe mit Anna Gräfin Berchtold, die bereits am 13. März 1826 gestorben ist, ist kinderlos geblieben.

Militärische Zeitung, redigirt von Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) VIII. Jahrg. (1855), Nr. 117, S. 784: „Nekrolog“. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) VIII. Jahrg. (1857), S. 218, Nr. XVIII.