BLKÖ:Muzzarelli, Adele

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Muzl, Sebastian
Band: 19 (1868), ab Seite: 488. (Quelle)
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Muzzarelli, Adele (Sängerin, geb. zu Venedig 4. Juni 1816). Sie ist eine Enkelin des Balletmeisters Muzzarelli, der sich zur Zeit des Kaisers Joseph in Wien als Begründer der Ballete bekannt gemacht hatte. Ihr Vater war Tenorsänger, starb aber bald nach der Geburt des Kindes, ihre Mutter aber, damals eine der vorzüglichsten Tänzerinen des Theaters de la Fenice in Venedig, blieb als Witwe nicht lange mehr in Italien und begab sich mit der zweijährigen Adele nach Wien. Frühzeitig gab sich in Adelen das mimische Talent kund; schon als fünfjähriges Kind wirkte sie im Ballete mit, und als die berühmte Brugnoli in Wien auftrat, gab Adele den Amor in „Die Fee und der Ritter“, dann wurde sie bei dem Ballete des Josephstädter Theaters angestellt. Aber bald mußte ihr Eifer für die Tanzkunst vor ihrer Lust an Gesang und Musik zurücktreten; ihr musikalisches Talent entwickelte sich rasch, und als sehr junges Mädchen wurde sie im Opernchor des Kärnthnerthor-Theaters angestellt. Zu gleicher Zeit erhielt sie fortwährenden Unterricht im Gesange, und allmälig entwickelten sich ihre Anlagen so vortheilhaft, daß sie der berühmte Ciccimara zur letzten Ausbildung übernehmen konnte. Indem sie mit mehreren kleineren Solopartien begann, sollte sie bald in einer größeren auftreten. Sie wurde für das Theater in Brünn engagirt, und im Jahre 1830 trat sie daselbst, ein noch nicht 15jähriges Mädchen, als Zerline im „Don Juan“ auf. Jugend und Anmuth, eine frische liebliche Stimme und eine gute Schule hatten ihr den Erfolg, der ihr ward, voraus gesichert. Sie sang nun bald die ersten Partien der beliebtesten Opern jener Zeit, so z. B. die Unbekannte, Semiramis, Pamina, Isolde im „Vampyr“, Rosine im „Figaro“ u. s. w. Sie war der Liebling des Publicums, und blieb zwei Jahre in Brünn. Eben im Begriffe, einem Rufe nach Pesth zu folgen, wurde sie von einer schweren Krankheit befallen, aus der sie wohl die Kunst der Aerzte rettete, in welcher sie jedoch die Kunst des Gesanges einbüßte. Ihre Stimme war dahin. Sie mußte sich einen neuen Wirkungskreis schaffen und entschied sich – da sie denn doch die Bühne, für welche sie von Kindheit auf erzogen worden, nicht verlassen wollte, für das Localstück, zu welchem mehr Spiel als Gesang erforderlich ist, und nahm ein Engagement bei dem Theater an der Wien unter Carl an. In dieser neuen Richtung vervollkommnete sie sich in der Darstellung schalkhafter Charaktere, humoristischer Parodiengestalten und leistete darin so Vorzügliches, daß ihr in diesem Genre keine Andere an die Seite gesetzt werden konnte. Dabei nahm ihre Stimme allmälig wieder zu und im Verlaufe eines Jahres war sie im vollen Besitze derselben. Der engere Kreis der österreichischen Localsängerin sagte ihr nun nicht mehr zu, sie verließ Wien und ging nach Berlin, wo sie zwei Jahre auf dem Königstädter-Theater spielte. Auf diesem hatte sie sich als Opern-Soubrette einen bedeutenden Ruf gemacht. In Berlin hatte sie der beliebte Komiker Beckmann [489] kennen gelernt, der sie am 8. Mai 1839 heirathete, worauf sie mit ihm mehrere Jahre den Künstlerruhm theilte, dann aber von der Bühne zurücktrat. Adele lebt seit 7. September 1866, an welchem sie den als Darsteller komischer Rollen und in Künstlerkreisen so beliebten Gatten durch den Tod verlor, als Witwe in Wien.

Thalia. Norddeutsche Theater-Zeitung u. s. w., Redigirt von Dr. Karl Töpfer (Hamburg, 8°.) III. Jahrg. (1838), Nr. 13: „Adele Muzzarelli“. Von Dr. Töpfer. – Kaiser (Friedrich), Friedrich Beckmann, Heiteres – Ernstes – Trauriges aus seinem Leben. Erinnerungen von – – (Wien 1866, Klemm, 8°.) S 40.