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BLKÖ:Nave, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Navratil, Joseph
Band: 20 (1869), ab Seite: 106. (Quelle)
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Nave, Johann (Naturforscher, geb. zu Prag 16. September 1831, gest. zu Brünn 18. November 1864). Den Vater, der als kaiserlicher Beamter in Prag diente, verlor der Sohn frühzeitig. Die Mutter übersiedelte später nach Brünn, wo der Sohn in den Jahren 1842–1850 das Gymnasium besuchte und schon damals eine große Vorliebe für die Naturwissenschaft bezeugte[WS 1]. Ungeachtet dessen betrat N. die juridische Laufbahn und begab sich im Jahre 1850 nach Wien, wo er die Rechte studirte, zugleich aber mit großem Eifer Naturwissenschaften trieb, wozu sich ihm in der auch in dieser Hinsicht reich ausgestatteten Residenz genügend Gelegenheit darbot. Besonders studirte er fleißig die Botanik, besuchte den botanischen Garten, die geistvollen, im hohen Maße anregenden Vorträge Unger’s, der ihn der Erste in [107] die Geheimnisse des Mikroskopes einweihte, wie ihn auch der Umgang mit anderen wissenschaftlichen Autoritäten dieses Faches, wie mit Fenzl [Bd. IV, S. 179], Kotschy [Bd. XIII, S. 41][WS 2], Reiseck u. A., in diesem Gebiete nur förderte. Im Jahre 1854 kehrte N. nach beendeten juridischen Studien nach Brünn zurück. Die anfängliche Absicht, sich der Advocatur zu widmen, gab er wegen Mangel an Aussichten einer entsprechenden Zukunft auf, und so trat er denn bei der mährischen Finanz-Landesdirection in den Staatsdienst, dabei gab er aber sein Lieblingsfach, die Botanik, nicht auf, sondern setzte dasselbe fleißig fort, und wohl einsehend, daß die Gesammtheit von dem Einzelnen zwar überblickt, aber nicht durchdrungen werden könne, warf er sich auf einen speciellen Zweig der Botanik, und zwar auf das Studium der Algen. Die ihm mangelnden literarischen Hilfsmittel und die fehlende Theilnahme seiner nächsten Umgebung für dergleichen Arbeiten suchte er durch einen brieflichen Verkehr mit Männern, die in diesem Gebiete anerkannt waren, zu ersetzen. So trat er denn mit Dr. Rabenhorst in Dresden, mit Lenormand in Paris, mit Milde in Preußen, mit Grunow und Heufler [Bd. VIII, S. 450] in Oesterreich in Correspondenz, in welcher er seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen mittheilte und Rathschläge und Winke für seine Studien erhielt. Ferner begründete er den von ihm angeregten naturforschenden Verein in Brünn, der ein mächtiger Hebe! für seine eigenen Forschungen wurde. Bei dem Vereine versah er überdieß durch mehrere Jahre die Stelle eines Bibliothekars und bis zu seinem Tode jene eines Rechnungsführers. Was N.’s wissenschaftliche Arbeiten betrifft, so beschränken sich ihre Resultate auf die Erforschung der Algenflora Mährens und Schlesiens, die fast ganz Nave’s Werk ist. Die Arbeiten darüber sind von ihm in den Verhandlungen des oberwähnten naturforschenden Vereins niedergelegt. Einzelne Mittheilungen naturwissenschaftlichen Inhalts von seiner Hand befinden sich in dem in Dresden erscheinenden Journal „Hedwigia“, ferner in den Sitzungsberichten der naturwissenschaftlichen Section der k. k. mährisch-schlesischen Ackerbau-Gesellschaft. Auch betheiligte sich Nave bei der Herausgabe von Rabenhorst’s kryptogamischen Sammlungen. Selbstständig gab er nur eine für weitere Kreise bestimmte Schrift, betitelt: „Anleitung zum Einsammeln, Präpariren und Untersuchen der Pflanzen, mit besonderer Rücksicht auf Kryptogamen“ (Leipzig 1864, Kurdach, 8°.), heraus, in welcher N. seinen Gegenstand, dem Urtheile von Fachmännern gemäß, mit Gründlichkeit und Faßlichkeit behandelte. Sein letztes Lebensjahr brachte N. krank in seinem Zimmer zu, jedoch ununterbrochen mit seinen Arbeiten beschäftigt. Sein Leiden, dessen Keim schon seit Jahren in ihm gelegen, raffte ihn im Alter von erst 34 Jahren dahin. Was seine wissenschaftliche Stellung als Naturforscher betrifft, so widmet ihm ein Nachruf die bezeichnenden Worte: „daß es außer allem Zweifel siehe, daß Nave mit Grunow einer der bedeutendsten Algologen Oesterreichs war“.

Brünner Zeitung 1864, Nr. 585 u. 587, im Feuilleton: „Johann Nave“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zeugte.
  2. Vorlage: [Bd. XIII, S. 13].