BLKÖ:Neipperg, Maria Wilhelmine Josepha Gräfin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 154. (Quelle)
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6. Maria Wilhelmine Josepha Gräfin N. (geboren 30. April 1738, gest. 21. October 1775). Tochter des Feldmarschalls Grafen Wilhelm Reinhard [s. d. S. 159] aus dessen Ehe mit Maria Franziska Theresia Gräfin Khevenhüller. Gräfin Maria Wilhelmine Josepha war zu ihrer Zeit eine vielgefeierte Schönheit. Wraxall, ein englischer Tourist des 18. Jahrhunderts, dem man interessante Studien über das Hofleben seiner Zeit, namentlich an den nordischen Höfen, verdankt, berichtet über diese Dame und ihre Schönheit: daß, als sie, kaum sechszehn Jahre alt, von ihrem Vater an den kaiserlichen Hof gebracht worden, dessen Wunder und Entzücken sofort ward. Alle, die sie gekannt haben, schreibt Wraxall, haben einmüthig versichert. daß keine Beschreibung im Stande sei, eine angemessene Vorstellung von ihrer Schönheit zu geben. Sie war von mittlerer Gestalt, ihr Teint ein hellbrauner, ihre Augen grau, ihr Haar castanienbraun, üppig und glänzend. Ihr Gesicht aber und die Art und Weise ihrer Haltung waren von der Art, daß kein Maler im Stande war, ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, weil, wenn sie sprach, eine Fülle von Grazie und Anmuth in ihr aufleuchtete und ihr eine Beseelung verlieh, die die Kunst nicht wiedergeben konnte. Ihr Charakter war so sanft und einnehmend, daß es schien, als sei sie gar nicht im Stande, Jemanden beleidigen oder wehthun zu können. Ohne alle Verstellung gab sie sich nie die Mühe, zu gefallen, denn die Natur hatte Alles für sie gethan und sie brauchte bloß zu erscheinen, um bewundert und geliebt zu werden. Die Ueberlegenheit ihrer Schönheit war [155] so groß, daß Niemand mit ihr in die Schranken sich stellte, und die Liebenswürdigkeit ihres Charakters so einschmeichelnd, daß ihr Niemand widerstehen konnte. Sie erweckte Liebe, ohne bei ihrem eigenen Geschlechte zu Neid und Eifersucht zu reizen, und sie machte sich keine Feinde, weil sie nie zu spotten und lächerlich zu machen versuchte. ... So eine ausgezeichnete Person konnte nicht lange ohne Anerbietungen und Bewerbungen der schmeichelhaftesten Art bleiben. Unter ihre Verehrer rechnete sie den Marschall Lascy und andere Männer aus der ersten Gesellschaft und vom ersten Vermögen. Sie wählte den Prinzen Johann Adam Joseph Auersperg und ward mit ihm im April 1755, nach Leopold’s österreichischem Adelsarchive am 19. April 1756 vermält, als sie gerade ihr siebzehntes (18.) Jahr vollendet hatte. Maria Theresiens Gatte, Kaiser Franz I., widmete der Fürstin die zärtlichste Aufmerksamkeit. Sie starb im Jahre 1775, noch nicht 38 Jahre alt. [Wraxall (Rath. Will.), Cursory remarks made in a Tour through some of the Northern parts of Europe particulary Copenhagen, Stockholm and Petersburgh (Wien 1797, Sommer, 8°.), Nachdruck der in London 1774 erschienenen Originalausgabe, von der im Jahre 1776 in Leipzig bei Brockhaus eine Uebersetzung ausgegeben ward. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann u. Campe, kl. 8°.) Bd. VIII, S. 5, 16, 31 u. 43.] –