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BLKÖ:Niemecz, Primitiv

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Niemec, Joseph
Band: 20 (1869), ab Seite: 347. (Quelle)
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Niemecz, Primitiv (Tonkünstler und Tonsetzer, geb. zu Domazliče (Taus), einer Stadt im Pilsner Kreise Böhmens, im Jahre 1750, Todesjahr unbekannt). Nachdem er die philosophischen Studien beendet, trat er in den Orden der barmherzigen Brüder und legte im Jahre 1769 die Ordensgelübde ab. Einige Jahre später erlangte er die Priesterwürde. Von früher Jugend schon hatte sich N. mit Musik beschäftigt und er spielte mit Meisterschaft das zu seiner Zeit beliebte Instrument, die Gamba (Viola di Gamba, Kniegeige, später durch das Violoncell verdrängt), die Violine, das Pianoforte und die Harfe. Wohl zumeist seine tüchtigen musikalischen Kenntnisse veranlaßten seine Anstellung in Diensten des Fürsten Nikolaus Eßterházy als Bibliothekar auf dessen Schlosse Eßterházy in Ungarn, wo zu jener Zeit Joseph Haydn den Grund zu seiner späteren Berühmtheit legte. Bald befreundete er sich auch mit ihm und begann unter dessen Anleitung für die Instrumente, welche er spielte, Sonaten, Duetten, Concerte u. dgl. m. zu componiren. Nebstdem besaß N. ein großes Geschick in mechanischen Arbeiten, welches er an verschiedenen Orgel- und Uhrwerken bekundete, in denen er bewegliche Figuren mit kleinen Musikstücken in eine harmonirende Verbindung zu bringen mußte. In dieser Richtung erlangte er weit und breit einen vortheilhaften Ruf und erhielt auch von auswärts Bestellungen auf dergleichen Orgelwerke. Im Jahre 1798 war ein solches, für England bestimmtes im Universitätssaale in Wien ausgestellt. Es bestand aus zwei achtfüßigen Registern zusammen mit 112 Pfeifen vom großen C bis zum dreimal gestrichenen g und spielte die Ouverture aus Mozart’s „Zauberflöte“ für ein großes Orchester, drei andere Compositionen desselben Meisters und zwei von Haydn. Der Ertrag für den Eintritt zur Besichtigung dieses Kunstwerkes war zur Unterstützung einer armen Familie bestimmt. Was seine Compositionen betrifft, so bemerkt Dlabacz, daß sie ihres correcten Satzes wegen den Beifall der Kenner erhielten. Ob etwas davon im Drucke erschienen, sowie nähere Nachrichten über diesen musikalischen barmherzigen Bruder sind nicht vorhanden. Gaßner in seinem Universal-Lexikon nennt ihn Peter Primitiv Niemecz; er gibt ihm den Taufnamen Peter zu viel und mag dieser Peter aus der schlechten Schreibung des Pater entstanden sein. Niemecz lebte, wie eben Gaßner meldet, noch zu Anfange unseres Jahrhunderts.

Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 390. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Köhler, Lex. 8°.) S. 656. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, Lex. 8°.) Bd. III, Sp. 586.