BLKÖ:Oesterreicher, Joseph Manes

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 26. (Quelle)
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Oesterreicher, Joseph Manes (Arzt, geb. zu Altofen in Ungarn im Jahre 1756, gest. zu Wien im Jänner 1832). Der Sohn vermögensloser jüdischer Eltern, die zu Altofen in Ungarn seßhaft waren. Obwohl bis zum Erscheinen des Toleranzedicts vom Jahre 1781 die Zukunft eines Juden, der die wissenschaftliche Laufbahn betrat, in Ungarn und in Oesterreich überhaupt nichts weniger als gesichert war, widmete sich O. dennoch den Studien und beendete die Humanitätsclassen, worauf er, da er für den Kaufmannstand, für den er sich nach dem Wunsche seiner Eltern entscheiden sollte, nun einmal keine Lust hatte, das Studium der Arzneiwissenschaft begann. Im Jahre 1780, 24 Jahre alt, hatte er dasselbe vollendet und zu jener Zeit die Abhandlung: „Analysis aquarum Budensium, praemissa methodo Cl. Prof. Winterl (Budae 1781, 8°.) herausgegeben. Bald nach Erscheinen des Toleranzedictes wurde O. zur Promotion zugelassen und ihm im Februar 1782 das Doctordiplom ertheilt. Mittlerweile war er bereits als Spitalsarzt zu Altofen thätig gewesen. Nun folgte er einem Rufe als Comitatsarzt nach Sala-Egerszeg im Szalader Comitate, und da er der oberwähnten Abhandlung über die Ofner Heilquellen auch einige Mittheilungen über den Füreder Gesundbrunnen beigefügt hatte, wurde O. mit k. Entschließung vom 12. September 1785 zum Brunnenphysikus in Füred ernannt. O. siedelte nun ganz nach Füred über und das Aufblühen dieses Bades, das immer bekannter und besuchter wurde, [27] ist eigentlich Oesterreicher’s Werk. Was Nehr und Heidler für Marienbad, wurde Oesterreicher für das Bad Füred. Nach siebzehnjähriger Wirksamkeit in Füred, das durch seine Bemühungen zu anerkannter Geltung gelangt, übersiedelte O. im Jahre 1803 nach Wien, wo er als praktischer Arzt lebte. Daselbst verfertigte er im Jahre 1810 einen Apparat, welcher zur Entdeckung von Verfälschungen der Lebensmittel dienen sollte. Auch wurde ihm gestattet, Versuche mit demselben vor Sr. Majestät dem Kaiser Franz anzustellen, der ihn anläßlich derselben mit einer goldenen Tabatière beschenkte. Im Jahre 1818 unterbreitete O. der Regierung einen Plan zur fabriksmäßigen Erzeugung der Soda mittelst des von ihm in Ungarn als häufig vorkommendes Naturproduct. entdeckten Glaubersalzes. In Wien, wo O. seine Frau durch den Tod verloren, lebte er bei seiner Tochter Therese, vermälten Weikersheim, noch viele Jahre, übte auch die ärztliche Praxis aus und bekleidete, wie es in seiner Biographie heißt, die Stelle eines k. k. Kammerphysicus. Für seine Verdienste als Arzt wurde O. mit der großen goldenen Civil-Ehrenmedaille in Band und Oehr ausgezeichnet, auch wurde ihm das medicinisch-technische Institut zum Betriebe der Sodafabrikation überlasten und ihm gestattet, das Vorrecht der Sodabereitung seiner Tochter Therese testamentarisch zu übertragen. Seine Absicht, in Füred ein Haus zur unentgeltlichen Unterbringung des k. k. Militärs zu erbauen, scheiterte, sonderbar genug, an unerwartet erhobenen Hindernissen, er stiftete nun statt dessen in seiner letztwilligen Verfügung vom 31. August 1823 einen Betrag von 2480 fl., von dessen Interessen für immerwährende Zeiten an die zur Trink- und Badecur nach Füred kommende Mannschaft eine Zulage verabreicht werden sollte. O. war seit 1797 Mitglied der Leipziger ökonomischen Gesellschaft und der physikalischen Societät zu Jena. Er starb zu Wien im hohen Alter von 76 Jahren und ist daselbst auf dem altjüdischen Friedhofe bestattet, sein Grab jedoch in L. A. Frankl’s Buche: „Inschriften des alten jüdischen Friedhofes in Wien“ (Wien 1855, 8°.) nicht verzeichnet.

Reich (Ignaz), Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten (Pesth 1856, Alois Bucsánszky, 4°.) I. Heft, S. 1–7. – Wiener Mittheilungen. Zeitschrift für israelitische Culturgegenstände (4°.) 1858, Nr. 5. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrgang 1818, Intelligenzblatt Nr. 78. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Dr. Jos. Manes Oesterreicher. Lith. S. Winter (Pesth 1856, 4°.). –