BLKÖ:Offermann, Karl Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 42. (Quelle)
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Offermann, Karl Ritter von (Industrieller, geb. zu Brünn in Mähren im Jahre 1792). Der Handelswissenschaft [43] sich widmend, übernahm er in noch jungen Jahren die Leitung der seit 1782 bestehenden ältesten renommirten Brünner Tuchfabrik. Im Jahre 1816 führte er, der Erste, eine englische Dampfmaschine in seiner Fabrik ein, erschloß der inländischen Tuchindustrie ein neues Feld der Thätigkeit und entwickelte die Tuchfabrikation zu einem kaum geahnten Grade der Vollkommenheit, so daß die Vorzüglichkeit seiner Erzeugnisse auf allen Ausstellungen glänzend anerkannt wurde. Bei den internationalen Ausstellungen in London 1851 und 1862, in München 1854, und in Paris 1855, wo er die Firma durch seinen Sohn Karl vertreten ließ, fungirte dieser als Juror und auf der letzten Londoner Weltausstellung als Präsident der Jury. Ueberdieß wurden auf den genannten Ausstellungen den Erzeugnissen der Firma Offermann die goldene, silberne und andere erste Medaillen zuerkannt. Seit 1820 Vorstand der evangelischen Gemeinde und Schule in Brünn, hat er für beide in einer Reihe von Jahren durch namhafte Spenden in materieller Hinsicht Ersprießliches geleistet und sich auch sonst als Mitglied mehrerer Vereine und Humanitäts-Anstalten in Brünn, auf humanistischem Gebiete zahlreiche Verdienste erworben. Schon im Jahre 1808, als nach der Schlacht von Aspern die Verwundeten nach Brünn gebracht wurden, hat er bei Uebernahme und Unterbringung derselben in wohlthuendster Weise mitgewirkt; ebenso im Jahre 1849 als Mitglied des Vereins in Brünn, welcher der Armee ein halbes Tausend ausgerüstete Artillerie-Bespannungspferde zuführte und im Jahre 1859 nach dem Friedensschlusse von Villafranca, indem er von den abgeschlossenen Tuchlieferungen bedeutenden Nachlaß zugestand. Offermann’s industrielles und humanistisches Wirken wurde auch Allerh. Ortes zu öfteren Malen in ehrenvoller Weise gewürdigt; so erhielt er noch von Kaiser Franz I. die mittlere goldene Civil-Verdienstmedaille, von Kaiser Ferdinand die große Civil-Verdienst- und Ehrenmedaille, von Kaiser Franz Joseph den Franz Joseph-Orden und für seine hervorragende Betheiligung an der Londoner Ausstellung 1862 mit Allerh. Cabinetsschreiben vom 10. Februar 1863 den Orden der eisernen Krone 3. Classe. Die Firma Offermann blüht zur Stunde noch als eine der ersten im Lande Mähren, sie erzeugt in verschiedenen Tuchen und Modestoffen mit Maschinen nach der neuesten Construction jährlich an zehntausend Stück Waare und besitzt zur Fabrikation von Militärtuchen ein Filial-Etablissement zu Fußdorf. – Karl Offermann’s gleichnamiger Sohn Karl[WS 1] der im Jahre 1855 auf der Pariser Ausstellung als Jury fungirte, wurde, da er als solcher von der Betheilung mit Medaillen ausgeschlossen war, mit dem Kreuze der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Ritterstands-Diplom vom 4. April 1863. – Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855. Herausgegeben von Dr. Eberhard A. Jonák (Wien 1857/58, Staatsdruckerei. 8°.) Zwanzigste Classe. Schafwoll-Industrie, S. 70, 73, 75, 77. – Arenstein (Jos. Prof. Dr.), Oesterreich auf der internationalen Ausstellung 1862 (London) (Wien 1862. Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 5 u. 75, Nr. 901. – Derselbe, Oesterreichischer Bericht über die internationale Ausstellung in London 1862 (Wien 1863, Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. XLI u. XLVIII u. S. 492. – Wappen. Schräg quadrirter Schild. Im oberen goldenen Felde ein schwarzer rothbezungter Adler; im rechten rothen Seitenfelde ein silbernes Kammrad mit einer darüber schwebenden goldenen Blätterkrone; [44] im linken blauen Seitenfelde drei auffliegende goldene Bienen in die Winkel gestellt; im unteren goldenen Felde ein aus dem Fußrande aufsteigender grüner Dreiberg mit einem darüber schwebenden blauen Sterne. Auf dem Schilde ruhen zwei gekrönte zueinander gekehrte Turnierhelme. Auf der Krone des rechten Helms steht ein ausgebreiteter schwarzer rothbezungter Adler, einwärts sehend; jene des linken Helms trägt einen offenen, rechts von Blau über Gold und links abwechselnd quergetheilten Adlerflug. Die Helmdecken sind rechts roth, links blau, beiderseits mit Gold unterlegt. Unter dem Schilde zieht sich ein goldenes Band mit der Devise: dankbar, treu und wahr, in schwarzer gothischer Schrift.

Anmerkungen (Wikisource)