BLKÖ:Jonák, Eberhard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 256. (Quelle)
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Jonák, Eberhard (Statistiker, geb. zu Prag um das Jahr 1820). Studirte in Prag, später in Wien, wo er im Hause des Baron Hammer-Purgstall eine Erzieherstelle bekleidete. Nach beendeten juridischen Studien erwarb er aus denselben die Doctorwürde und wählte das Lehramt zu seinem Lebensberuf. 1846 wurde er Professor der Rechte an der Universität in Krakau, welches eben der österreichischen Monarchie einverleibt worden war. Im Jahre 1847 hielt er Vorlesungen über Nationalökonomie in Wien. Im Jahre 1848 trat er als Candidat für den österreichischen Reichstag auf, und wurde von dem Wahlbezirke Brandeis in Böhmen in denselben gewählt. Seine Thätigkeit im Reichstage, in welchem er zur Rechten gehörte, bestand vornehmlich in Verbesserungsanträgen oder formellen Berichtigungen, nahm aber in einzelnen Fällen einen mehr selbstständigen Charakter an. So steht er in der 14. Sitzung (vom 5. August 1848) bei der Berathung der Geschäftsordnung nachdrücklich für die Ausübung des Interpellationsrechtes ein; – in der 20. Sitzung (vom 12. August 1848) sprach er in der Debatte über den Kudlich’schen, die Entlastung von Grund und Boden betreffenden Antrag für die Entschädigung; – in der 27. Sitzung (vom 22. August) interpellirte er den Minister des Aeußern (Wessenberg) wegen seiner Politik in Italien: indem er ausdrücklich erklärt, kein Anhänger der Politik der traditionellen Nothwendigkeit zu sein, fragt er, ob Frankreich und England in der italienischen Frage zu interveniren gedenken und in welchem Verhältniß die deutsche Centralgewalt zur italienischen Frage stehe; – in der 38. Sitzung (vom 6. September 1848) interpellirt er den Finanzminister, ob Ungarn seit der factischen Trennung von Oesterreich im April gewisse Zahlungen leiste, was es bisher schon geleistet und, wenn es mit seinen Leistungen im Rückstande sei, ob der [257] Finanzminister seinen Ansprüchen kräftigen Nachdruck zu geben gedenke? – in der 42. Sitzung (vom 14. September) spricht er eindringlich für die Bewilligung eines Credits für den durch die Verhältnisse schwer leidenden Gewerbsstand Wiens; – in der 43. Sitzung (vom 16. September) stellt er das Befugniß des Reichstags fest, und weist die Anmaßung, welche dem Reichstage die Competenz von gottweiß was allem vindicirt wissen will, womit er insbesondere auf Borrosch zielt, zurück; – in der 61. (9. Kremsierer) Sitzung (vom 8. December 1848) erklärte er es, gelinde gesagt, für eine Indiscretion, wenn Zeitungen Acten des Reichstages früher publiciren als sie im Reichstage selbst vorkommen, und in der 64. (12. Kremsierer) Sitzung (vom 21. December 1848) spricht er für die Bewilligung einer Anleihe von 50 Millionen, um das Deficit vom Jahre 1849 zu decken. Nach der Auflösung des Kremsierer Reichstages wurde Jonák Professor der Nationalökonomie an der Prager Universität, welche Stelle er noch zur Zeit bekleidet. Auf diesem Posten entfaltet J. neben seinem Berufe eine humanistische und schriftstellerische Thätigkeit. Im Sommersemester 1853/1854 gründete er das Institut zur Errichtung von Freitischen für dürftige Rechtshörer, welches bald in ausgedehnter Weise seine segensvolle Wirksamkeit beurkundete und in der Frist von zwei Jahren (1853–1854) 73 Studirende mit 10.992 Kosttagen betheilt hatte. Nach Jonák’s zeitweiliger Berufung nach Wien, um im Handelsministerium die Berichte der Pariser Ausstellung zu redigiren, übernahm Professor Leopold Hasner Ritter von Artha [Bd. VIII, S. 31] die Leitung dieses Institutes. Auf schriftstellerischem Gebiete beschränkt sich Jonák’s Thätigkeit auf folgende zwei selbstständige Werke: „Theorie der Statistik in Grundzügen“ (Wien 1856, Braumüller, gr. 8°.); – „Bericht über die allgemeine deutsche Industrie-Ausstellung in München im Jahre 1854, erstattet an die Handels- und Gewerbekammer in Prag“ (Prag 1855, Tempsky, gr. 8°.). Außerdem redigirte er im Auftrage des k. k. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten aus den Arbeiten und Materialien der österreichischen Berichterstatter und Jury-Mitglieder den „Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855“. Endlich, als von der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Böhmen ein Centralcomité für die land- und forstwirthschaftliche Statistik Böhmens eingesetzt und die Herausgabe von Tafeln zur Statistik der Land- und Forstwirthschaft des Königreichs Böhmen angeordnet wurde, leitet J., welcher Vorstand des statistischen Bureaus der Gesellschaft ist, die Herausgabe dieses trefflichen Werkes. Mit dem Budweiser Kreise wurde begonnen und in diesem mit der Darstellung des Flächenmaßes der Culturarten und der Vertheilung derselben unter die Kategorien des Besitzes; auf diese Darstellung folgen ähnliche der Verhältnisse der Bevölkerung und des Viehstandes, der natürlichen Grundlagen der Wirthschaft: als klimatische Niveauverhältnisse, Bodenbeschaffenheit u. a., der Art und Weise der Bewirthschaftung, der Förderungsmittel der Landescultur u. dgl. m.

Verhandlungen des österreichischen Reichstages (1848 und 1849) nach der stenographischen Aufnahme (Wien, Staatsdruckerei, 4°.) Bd. I, S. 231, 321, 383 [über das Recht der Interpellation], S. 522–529 [Rede in der Grundentlastungsfrage], S. 632, 675, 709 [Interpellation wegen Italien], S. 724; – Bd. II, S. 71, 113, 131, 193, 254 [Interpellation wegen Ungarn], S. 299, 306, 314, 316, 373, 374, 382, 410 [über die Ertheilung eines [258] Credits für die leidenden Gewerbe], S. 431, 461 [über die Competenz des Reichstages], S. 564, 704; – Bd. III, S. 36; – Bd. IV, S. 73, 125, 154, 209 [wegen des Credits von 50 Millionen], S. 238; – Bd. V, S. 226. – Reichstags-Gallerie. Geschriebene Porträts der hervorragendsten Deputirten des ersten österreichischen Reichstages (Wien 1849, Jasper, Hügel und Manz, 8°.) Drittes und Viertes Heft, S. 103, [In der Zeichnung des Porträts dieses Abgeordneten findet sich eine treffliche Bemerkung über die Taktik der čechischen Partei und über den krassen Nationalitäts-Materialismus derselben, welche die Theorie der Gleichberechtigung bis zum Ekel im Munde führt und sie in der That geltend macht – gegenüber allen anderen Nationalitäten – nur nicht gegenüber ihrer eigenen. Wenn nun der Silhouetteur diese allgemeine und treffende Bemerkung mit den Worten schließt: „Herr Jonák war die Packtasche dieser Mißgeburt, welche von der Mehrheit der Kammer an Kindesstatt angenommen worden ist“, so erscheint dieses Spottwort, der parlamentarischen Thätigkeit Jonák’s entgegengehalten, unbegründet.] – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, Pospišil, 12°.) Theil I, S. 879. – Wurzbach von Tannenberg (Constant Dr.), Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) III. Bericht (1855), S. 571, Marg. 18.197–18.220. – Bohemia (Prager Unterhalt. Blatt, 4°.) 1858, Nr. 41 u. 42 [über Jonák’s Freitische]; – dieselbe 1861, Nr. 146. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1847, Wiener Bote S. 31. –