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BLKÖ:Pawlis, Johann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 21 (1870), ab Seite: 395. (Quelle)
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Pawlis, Johann (Tonsetzer und Tonkünstler, geb. zu Zditz in Böhmen 13. Mai 1819). In čechischen Werken mit v, Pavlis. Im Alter von 12 Jahren erhielt er Unterricht im Violinspiele, ein Jahr später auf der Trompete und machte die entschiedensten Fortschritte. Im Jahre 1834 kam er in’s Conservatorium nach Prag, wo er sechs Jahre blieb und einer der besten Schüler auf der Trompete war. Im Jahre 1840 wurde er Capellmeister des 3. Huszaren-Regiments. Aus Gesundheitsrücksichten legte er schon zwei Jahre später seine Stelle nieder und kam im Jahre 1843 als erster Posaunist in’s Orchester des National-Theaters in Prag. Zu gleicher Zeit machte er es sich zur Aufgabe, junge talentvolle Musiker zu Capellmeistern heranzubilden und zugleich schrieb er fleißig Tonstücke für Militärcapellen. Im Jahre 1849 unternahm er eine Kunstreise durch Süddeutschland und ließ sich in mehreren Städten als Virtuos auf der Posaune [396] hören. Nach seiner Rückkehr von dieser Künstlerfahrt nahm er bleibenden Aufenthalt in Prag und wurde nach dem Tode des Capellmeisters Svoboda im Jahre 1855 Director des Vereins für Hebung und Forderung der Militärmusik in Böhmen. Dieser Verein, der einzige in der Monarchie, wurde im Jahre 1850 von Svoboda gegründet und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Capellmeister und tüchtige Musiker für Militärcapellen und Harmonien heranzubilden. Unter P., als er im Jahre 1856 im Vereine eine Schule für Flügelhorn, Trompete und Euphonium begründete, hob sich der Verein in zusehender Weise und schon sind aus ihm viele tüchtige Militärcapellmeister und andere geschickte Tonkünstler hervorgegangen. Auch ertheilt P. in seiner Schule außer dem Unterrichte auf den obgenannten Blechinstrumenten solchen im Violinspiele. Bis zum Jahre 1857 blieb P. als Posaunist im Theater-Orchester, nun aber trat er aus demselben, sich ausschließlich den Zwecken seiner Anstalt widmend, die einen immer schöneren Aufschwung nahm. Nebenbei schrieb P. viele Stücke für verschiedene Instrumente, meistens aber für Militärcapellen, welche ob ihrer geschickten Fassung und Durchführung großer Beliebtheit sich erfreuen und weite Verbreitung finden. In neuester Zeit erst begründete P. ein Central-Institut für musikalische Interessen. Von seinen Compositionen ist mehreres gedruckt, unter andern sein Marsch der Sokolisten (Pochod Sokolův), eines čechischen Vereins in Prag, und vor ein paar Jahren, 1865, gab er eine Flügelhornschule in zwei Heften heraus.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 182. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 149 [nach diesem geb. am 14. Mai 1819].