BLKÖ:Pechátschek, Franz (Sohn)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Peche, Therese
Band: 21 (1870), ab Seite: 411. (Quelle)
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Pechátschek, Franz [der Sohn] (Tonkünstler, geb. zu Wien 4. Juli 1793, gest. zu Karlsruhe 15. September 1840). Der Sohn des Vorigen. Von seinem Vater erhielt er frühzeitig Unterricht im Violinspiele, worin er bald so ausgezeichnet war, daß er, ein zehnjähriger Knabe, 1801 und 1802, am kaiserlichen Hofe sich hören lassen konnte. Im Jahre 1803 unternahm sein Vater mit ihm eine Kunstreise nach Prag. Später machte P. bei Förster [Bd. IV, S. 273] Compositionsstudien; fungirte dann als zweiter Orchesterdirector im Theater an der Wien und im Jahre 1818 wurde er als erster Violinist an der hannover’schen Capelle angestellt. Zugleich machte er viele Kunstreisen, ließ sich in Dresden, Leipzig, in den Jahren 1824 und 1825 in vielen Städten Süddeutschlands mit großem Erfolge hören und erhielt im Jahre 1826 anläßlich seines Künstlerrufes die Stelle des großherzoglichen Concertmeisters in Karlsruhe, die er bis an sein Lebensende bekleidete. Seit 1826 verließ er, einmal ausgenommen, wo er eine Kunstreise nach Paris machte, Karlsruhe nicht; seine geschwächte Gesundheit, die auch sein Ende im schönsten Mannesalter herbeiführte, gestattete ihm die Anstrengungen des Reisens nicht. In Paris, wo man in seinem Spiele eine schwache Nachahmung Paganini’s finden wollte, was es jedoch nicht im Geringsten war, fand er nur mittelmäßigen Beifall. Im Uebrigen war P. als Violinspieler und Componist zu seiner Zeit sehr geschätzt. Er spielte außerdem auch Guitarre und das Pianoforte, letzteres jedoch nur, soweit er es zu Compositionsstudien brauchte. Sein Spiel bezeichnen Fachmänner als ein elegantes, keckes, mit herrlich reinem und zartem Tone, doch ist ihm der dem eigentliche Concerte angehörende große Bogen nicht eigen, wohl aber das leichte graziöse Spiel, das freilich nicht den Zuhörer erfaßt und tief in die Herzen dringt, wohl aber die Sinne ergötzt und den Beifall der Menge erhält. P. war auch Compositeur, aber die Zahl seiner Compositionen ist nicht eben groß, sie mag kaum die Vierzig erreichen, es sind kleinere Stücke für Violine und Orchester, meistens Tänze und Variationen, sie sind gefällig, zierlich, unterhaltend, oft reizend, durch Zartheit sowohl als Keckheit der Melodie, aber mehr im Polonaisen- und Rondostyl, weniger großartig und tief, obwohl er auch im ernsten Styl etwas zu leisten vermochte, wie sein [412] Concertino Op. 16 beweist. Aber gerade diese Eigenschaften seiner Compositionen verschafften ihnen Eingang bei Virtuosen und Dilettanten, so daß viele seiner Werke, um zu verschiedenem Gebrauche zu dienen, in mannigfachem Arrangement – als Quintetts, Quartetts mit Pianobegleitung u. dgl. m. – vorhanden sind. Von seinen Compositionen sind anzuführen: „Iier Potpourri avec Quatuor“, Op. 2; – „Polonaise avec Quintuor in D“, Op. 3; – „Quatuor“, Op. 4; – „Duo concertant“, Op. 6; – „Quatuor brillant in G“, Op. 7; – „Polonaise“, Op. 11; – „3me Polonaise pour 1 Viol. avec Pianof.“, Op. 12; – „Variations sur un thème hongrois avec Quatuor“, Op. 17; – „Premier Concertino avec Pfte. in E-moll, Op. 16; – „Polonaise avec Quatuor“, Op. 18„Rondoletto p. Viol. avec Quatuor in G“, Op. 19; – „Divertissement pour le Violon“, Op. 20; – „Polonaise“, Op. 21; – „Rondo brillant avec Pfte.“, Op. 25; – „Introduction et Variations sur un thème très favori in E“, Op. 28; – „Variations concertantes sur un thème favori pour Violon et Violoncelle avec Orchestre, in A“, Op. 29; – „Sixième Polonaise avec Pfte., in G“, Op. 32; – „Variations sur une valse tirolienne in G“, Op. 31; – „Introduction et Variations sur la 4me corde avec Pfte. in Es“, Op. 34; – „Introduction et variations sur un thème favori in A“, Op. 35; – „Encouragement aux jeunes Violonistes, Variations faciles et brillantes sur un thème polonais pour 1 Viol. avec Pfte.“; – „Variations sur un thème hongrois avec Quatuor in A“; unter den angeführten dürften Opera 3, 11, 12, 18, 21 und 32 (Polonaisen), 19 (Rondoletto), 25 (Rondo) und 34 (Variationen) die beliebtesten sein. – Pechatschek’s zwei Söhne Franz und Wilhelm widmeten sich gleichfalls der Musik: Ersterer dem Directionsfache, Letzterer machte einige Zeit Kunstreisen und war dann als Violinist Mitglied der Hofcapelle in Karlsruhe. Die Schwester beider, Jeannette, war anfänglich Sängerin, später heirathete sie den Baritonisten Meinhardt, der damals an der Mannheimer Oper angestellt war.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1856, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 150. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 679. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. II, S. 1071. – 'Hanslick (Eduard), Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien 1869, W. Braumüller, gr. 8°.) S. 231. – Porträt. A. Suchy p., J. Jaresch sc. (4°.).