BLKÖ:Pestiaux, Joachim

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 59. (Quelle)
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Pestiaux, Joachim (k. k. Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Philippeville im Jahre 1772, gest. zu Marchienne au Pont in Belgien 24. Februar 1853). Noch sehr jung, trat er bei dem Wallonen-Infanterie-Regiment Prinz de Ligne (nachmals Nugent Nr. 30) ein und wurde – erst 18 Jahre alt – Officier, bald darauf Oberlieutenant und kämpfte als solcher in den Jahren 1799 und 1800 in Tirol und Deutschland. Das Armeecorps, zu welchem das Regiment de Ligne gehörte, stand um Taufers und erhielt am 4. April 1799 Befehl, den Feind anzugreifen und sich der von ihm besetzten Position zu bemächtigen. Nach heftigem Widerstande von Seite des Feindes fiel Taufers in unseren Besitz; da wurde unser im Vorrücken begriffenes Corps von dem Feinde, der indessen Verstärkungen an sich gezogen, zuerst aufgehalten, allmälig aber zum Weichen gebracht. Mehrere von dem General Bellegarde aus der Reserve zur Unterstützung herbeigerufene Bataillone sollten den Feind am weiteren Vordringen hindern. Unter diesen Bataillonen befand sich das Leibbataillon von Prinz de Ligne-Infanterie, das in Tirailleurs aufgelöst, den Feind links im Gebirge angriff. Dieser aber war gerade auf diesem Puncte sehr stark, zudem im Besitze des vortheilhaften Berges, auf welchem das Feuer zweier gutbedienter Geschütze den Uebergang über die Etsch fast unausführbar machte. Wiederholte Angriffe der Unseren wurden von dem mächtigeren Gegner zurückgeschlagen. Da nahm Oberlieutenant Pestiaux etwa 60 Mann und setzte mit diesen muthig durch den Fluß. Der von diesem Wagestück überraschte Feind verließ nun nach kurzer Gegenwehr seine Stellung und auch die auf der Höhe placirten zwei Geschütze. Rasch erkletterte Pestiaux mit seiner Mannschaft den Berg, bemächtigte sich beider Geschütze, die er nun auf den Feind wirken ließ, so daß derselbe, dem überdieß das Geschütz eine ziemliche Niederlage bereitet hatte, seine Flucht beschleunigte. Wohl begann nun das feindliche Reservegeschütz das Feuer gegen die von Pestiaux genommene Anhöhe zu richten, aber er ließ sich dadurch nicht beirren, sondern setzte auch seinerseits das Feuer mit Erfolg fort und erbeutete überdieß sämmtliche Munitionswagen der Franzosen. Nicht minder tapfer und umsichtig bewies sich P. ein Jahr später, am 5. Mai 1800, bei Möskirch, wo sein Bataillon von Feldzeugmeister Kray Befehl erhalten hatte, die Franzosen aus dem Walde, den sie besetzt hielten, zu vertreiben. P. griff mit seinem Zuge zuerst an, gerieth in’s Handgemenge, erhielt einen Bajonnetstich und war mit einem Male von den Franzosen umrungen. Ungeachtet seiner Wunde focht er, um nicht gefangen zu werden, muthig weiter, und ein Grenadier seines Zuges, der ihn in der Gefahr erblickte, eilte herbei und riß ihn aus den Händen des [60] Feindes. Ohne seine Wunde zu verbinden, sammelte nun P. seine Mannschaft, stellte sich an ihre Spitze und setzte den Kampf mit heldenmüthiger Bravour fort, bis der Wald von den Franzosen geräumt war. Auch später noch, als der Feind mit Verstärkung heranrückte, blieb der verwundete P. bei seiner Compagnie, und erst, als das Gefecht beendigt war, ließ er seine Wunde verbinden, blieb aber während des ganzen Rückzuges bis Ulm bei dem Bataillon. Dann erst sorgte er für entsprechendere Behandlung seiner Wunde. Für seine Bravour wurde P. in der 66. Promotion (vom 18. August 1801), die nach dem Abschlusse des Luneviller Friedens stattfand, mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Er wurde bald darauf Hauptmann, am 1. Mai 1811 trat er aber, nachdem er über zwanzig Jahre in der kaiserlichen Armee gedient, mit Majors-Charakter aus der activen Armee. Später nahm er holländische Dienste, dann kehrte er in sein Vaterland Belgien zurück, wo er auch als Greis im Alter von 81 Jahren starb.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 638 u. 1743.