BLKÖ:Pichler, Johann (Bildhauer)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pichler, Ignaz
Band: 22 (1870), ab Seite: 257. (Quelle)
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9. Johann Pichler (Bildhauer, geb. zu Moos in Tirol, wahrscheinlich 13. März 1663[WS 1], gest. zu Botzen, Todesjahr unbekannt). Dieser Johann wird als das älteste bekannte Mitglied der Künstlerfamilie Pichler, zu welcher die Gemmenschneider Anton, Johann und Luigi gehören [siehe diese S. 229, S. 235 und S. 254], angesehen. Das nähere Verwandtschafts-Verhältniß findet sich nirgends angegeben. Johann stammt von armen Eltern, sein Vater war Saumer (Führer von Lastthieren), und verrichtete in seiner Jugend Hirtendienste, und als des Sohnes Schnitzereien die Aufmerksamkeit des Ortsgeistlichen Namens Winnebacher erregten, gab ihn dieser zu einem obscuren Bildhauer in Sassina in die Lehre. Dort machte er gute Fortschritte, später ging er nach Rom, um sich in seiner Kunst zu vervollkommnen; zu gleicher Zeit erwarb er sich wegen seiner Geschicklichkeit im Fechten und damit verbundenen Rauflust den Beinamen il Gladiatore. Nach längerem Aufenthalte in Rom begab er sich nach Venedig und von da nach Wien, und arbeitete daselbst an der auf dem Graben aufgestellten Dreifaltigkeitssäule, einem geschmacklosen Denkmale aus den letzten Jahrzehnden des 17. Jahrhunderts, an welchem die besten Künstler jener Zeit, Strudl, Rauchmüller, Fruhwirth u. A. mitgearbeitet haben. Pichler soll die Engel daran ausgeführt haben. Von Wien begab er sich mit einem Ersparniß von mehreren hundert Stück Ducaten nach Meran, wo er sich häuslich niederließ. Daselbst heirathete er eine reiche Witwe Deprida aus Lana, mit der er eine unglückliche Ehe führte, denn ebenso wie sie lebenslustig, war er knauserig und unfreundlicher Gemüthsart. In Folge dessen übersiedelte er nach Botzen, wo er auch gestorben. Jedoch läßt sich das Todesjahr nicht mit Bestimmtheit angeben, da sich in den Sterberegistern zwei Johann Pichler vorfinden, von denen der Eine im Jahre 1719, der Andere im Jahre 1731 gestorben, ohne daß durch Angabe des Standes nähere Anzeichen gegeben wären. Von P.’s [258] Arbeiten sind bekannt: in der letzten Capelle des Calvarienberges zu Botzen die lebensgroße Statue des Heilands, und über der Pforte der Tertianerinen die Mutter Gottes mit dem Leichnam Christi im Schooße in halberhabener Arbeit; ferner viele Figuren bloß aus Elfenbein und aus Elfenbein mit schwarzem Holz zusammengesetzt, für den Freiherrn von Flugi in Meran und Grafen Fuchs in Lebenberg, und vier große Gruppen von Gauklern und Bettlern aus Elfenbein, Kleidung und das andere Beiwerk aus Holz, das ehemals im Besitze des Kanzlers Freiherrn von Hormayr sich befand, und deren meisterhafte Ausführung hochgerühmt wurde. Auf diesen Figuren, welche als sein Meisterstück gelten, findet sich jedoch nirgends der Name des Künstlers angegeben. Außerdem kommen in Innsbruck. Botzen, Trient viele treffliche Arbeiten seiner Hand, darunter auch höhere religiöse Darstellungen, vor. [(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XII. Jahrg. (1821), S. 69, in den Kunst-Nachrichten. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. II, S. 735. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 273. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1850, Fel. Rauch, 8°.) S. 186.] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1763