BLKÖ:Pirkhert, Eduard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 336. (Quelle)
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Pirkhert, Eduard (Clavier-Virtuose und Componist, geb. zu Aussee in Obersteiermark 14. October 1817). Sohn des k. k. Salinen-Buchhalters Wilhelm Pirkhert. Das Gymnasium und die Universität besuchte er in Gratz, nebenbei aber erhielt er auch Unterricht in der Musik, in welcher er ein so entschiedenes Talent an den Tag legte, daß ihm von allen Seiten gerathen wurde, sich derselben ausschließlich zu widmen und in ihr seinen zukünftigen Lebensberuf zu suchen. P. ließ sich dieß nicht vergebens gesagt sein und begab sich daher zur weiteren musikalischen Ausbildung nach Wien. Dort nahm er zuerst bei Anton Halm [Bd. VII, S. 257] und später bei Karl Czerny [Bd. III, S. 105] Unterricht im Clavier und bildete sich unter deren Leitung zu einem vortrefflichen Pianisten aus. Mehrere in Wien gegebene Concerte verschafften ihm bald einen nicht gewöhnlichen Künstlerruf. In den Jahren 1840 und 1841, unternahm er eine größere Kunstreise nach Süddeutschland, Frankreich und England, wo er mit seinem anmuthigen graziösen Spiele überall großen Anwerth fand. In London hielt er sich längere Zeit auf; dort verschafften ihm Moscheles kunstbrüderliche Empfehlung, sein vollendetes Clavierspiel und sein bescheidenes, liebenswürdiges Wesen Eintritt in die ersten Zirkel. In der Folge, da ihm das Klima nicht ganz zusagte, kehrte er nach Wien zurück, wo er seinen bleibenden Aufenthalt nahm und seither als sehr gesuchter Claviermeister thätig ist; auch wurde er im Jahre 1855 als Professor am Conservatorium angestellt. P. hat mehreres für sein Instrument componirt; von seinen im Drucke erschienenen Arbeiten sind anzuführen: „Andante et Étude concertante“, Op. 1; – „Trois Nocturnes“ in As, F, B, Op. 2; – „Étude héroigne“, in D-moll, Op. 4; – „Six Études mélodiques“, Op. 5, Nr. 1 in D-moll, Nr. 2 in F, Nr. 3 in B, Nr. 4 in F-moll, Nr. 5 in Des, Nr. 6 in Ges; – „Trois Airs allemands“, Op. 7; – „Quatrième grand Nocturne“, F-dur, Op. 8; – „Six Mélodies“, in Es, C-moll, G-moll, As, Des, F, Op. 9; – „Douzes Études de Salon“, Op. 10, Nr. 1: C-dur; Nr. 2: Elfenreigen, A-moll; Nr. 3: Kriegerchor, F-moll; Nr. 4: As-dur; Nr. 5: Thême pour la main gauche seul Des-dur; Nr. 6: Tarantelle, Fis-moll; Nr. 7: Triller-Etude, D-dur; Nr. 8: A-dur; Nr. 9: Romance, E-moll; Nr. 10: Wiegenlied, H-dur; Nr. 11: F-dur; Nr. 12: Souvenir, B-dur; – [337] „Octaven-Etude“, H-moll, Op. 11; – „Fantaisie de Concert sur Le nozze di Figaro de Mozart, Op. 12. Viele andere Compositionen liegen noch ungedruckt im Pulte des Künstlers. P.’s Arbeiten besitzen Styl und Charakter, sie blenden und glänzen nicht durch allerlei Figuren und Kunststückchen, aber diese gehaltloser Flitter ist reichlich durch Melodie und liebliches Variiren des Grundgedankens ersetzt. Als Pianist charakterisirt er sich in seinem Vortrage durch eine ihm eigenthümliche Anmuth; darauf baut er wesentlich die Wirkung seines Spiels und mit weit sichererem Erfolge, als auf jene brillanten Krafteffecte der modernen Schule, denen er – bei bedeutend ausgebildeter Mechanik – allerdings gewachsen wäre, jedoch absichtlich aus künstlerischem Grundsatze aus dem Wege zu gehen scheint. Er mag daher vielleicht weniger auf die Massen, desto mehr aber auf jene Classe von Zuhörern wirken, die einen anmuthig leichten, gefälligen Vortrag, eine sinn- und stylvolle Darstellungsweise jeder Anderen vorziehen. Man findet den Namen des Künstlers auch Pirkhart, Pirckhert, gar Pyrkhert geschrieben; ist unrichtig und die Schreibweise Pirkhert die allein richtige.

Hanslick (Eduard), Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien 1869, Braumüller, gr. 8°.) S. 327. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 190. –