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BLKÖ:Platzer Ritter von Wohnsiedl, Prokop

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Platzer, Joseph
Band: 22 (1870), ab Seite: 412. (Quelle)
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Platzer Ritter von Wohnsiedl, Prokop (k. k. Staatsbeamter und Humanist, geb. zu Prag 25. October 1758, gest. zu Karlsbad 19. Juli 1825). Besuchte das Gymnasium auf der Kleinseite in Prag, und nachdem er dasselbe beendet, kam er nach Wien in eine Privatbedienstung. Im Jahre 1777 trat er bei der politischen Behörde ein, wurde im folgenden Jahre Kanzelist bei dem Kaurzimer Kreisamte, im Jahre 1784 Protokolist bei dem Kreisamte Saaz, später zu Tabor, 1784 Kreisamtssecretär in Jungbunzlau. Im Jahre 1796 kam er als dritter Kreiscommissär nach Klattau und jetzt erst trug er die ihm fehlenden juridischen Studien nach. Im folgenden Jahre wurde er auf sein Ansuchen zum Gubernium als Concipist übersetzt und zwei Jahre später zum ersten Kreiscommissär in Leitmeritz ernannt; im Jahre 1801 rückte er zum wirklichen Gubernialsecretär vor und wurde mit der Verwaltung des Saazer Kreises bis zur Anstellung eines Kreishauptmanns beauftragt. Im Jahre 1805 ernannte ihn Kaiser Franz zum wirklichen Gubernialrathe und 1807 zum Berauner Kreishauptmann. Auf [413] allen diesen Stellen entwickelte er nach allen Richtungen seines amtlichen Berufes die verdienstvollste Thätigkeit. So verdankt man ihm die Errichtung des Militär-Badhauses in Schönau nächst Teplitz, welches durch Beiträge an Geld und Baumaterialien zu Stande kam. Ferner brachte er durch Sammlung für eben dieses Badhaus zwei Stiftungen zu Wege, die eine 18.000 fl. hoch für 300 Gemeine, welche während der Badezeit täglich eine kleine Zulage zur besseren Verpflegung erhalten und eine zweite, 17.000 fl. groß, wovon 12 Officiere nebst freier Wohnung, jeder mit 50 fl., betheilt werden. Als Berauner Kreishauptmann leistete er Bedeutendes in der Verbesserung des Straßenwesens und durch ausgiebige Unterstützungen der durch Feuersbrunst und bei Ueberschwemmung Verunglückten. Sein schönstes Verdienst aber besteht in der Errichtung der Privat-Erziehungsanstalt für arme blinde Kinder, worin diese nebst der unentgeltlichen Verpflegung ebenso den erforderlichen Unterricht erhalten, ferner in der Heilanstalt für unbemittelte Augenkranke, worin diesen gleichfalls ohne Entgelt der Unterhalt und die ärztliche Behandlung gespendet wird. Beide Anstalten befinden sich zu Prag. P. wurde für seine vielfachen Verdienste mannigfach ausgezeichnet; für seinen in den Drangsalen der Kriegsjahre bewiesenen Eifer erhielt er das von Sr. Maj. dem Kaiser Franz I. gestiftete silberne Civil-Ehrenkreuz, für seine ferneren Verdienste im Jahre 1810 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, worauf im Jahre 1818 seine Erhebung in den erbländischen Ritterstand mit dem Prädicate von Wohnsiedl folgte. Ueberdieß war P. Subarendirungs-Revisionscommissär im Königreiche Böhmen, Director des Gymnasiums zu Beneschau und Ehrenbürger der Stadt Prag.

Ritterstands-Diplom ddo. 2. Juni 1818. – Klar (Alois), Nekrolog des Prokop Ritter von Platzer (Prag 1826, 8°.). – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVI. Jahrg. (1825), Nr. 109: „Nekrolog“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, S. 578. – Wappen. In Roth zwei schräglinks laufende Flüsse, der erste, silbern, entspringt aus dem Schildeshaupte, der zweite, grün, aus dem Schildesrande und fließt zum Schildesfuß. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte goldgekrönte Turnierhelme. Auf der Krone des rechten steht ein goldgekrönter schwarzer Doppeladler mit ausgespannten Schwingen, von sich gestreckten Fängen; auf der Krone des linken Helms befindet sich ein rother Schirm, dessen sieben freie Spitzen mit Pfauenfedern besteckt sind und der von den zwei Flüssen des Schildes belegt ist. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten roth, mit Silber belegt.