BLKÖ:Provera, Marquis de

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Provin, Gottfried
Band: 24 (1872), ab Seite: 22. (Quelle)
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Provera, Marquis de (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. in der Lombardie, gest. zu Wien im Jahre 1800). Entstammt einer lombardischen Adelsfamilie, trat in die österreichische Armee, in welcher er rasch vorrückte und zur Zeit der französischen Kriege bereits die Generalswürde bekleidete. Er hatte schon früher, im siebenjährigen und im Türkenkriege, gefochten. In den Franzosenkriegen wurde sein Name mehrmals genannt. Im Jahre 1796 befehligte er unter General Alvinczy eine Division, er focht mit derselben am 11. April g. J. in der Schlacht bei Millesimo, in welcher er aber bald nach Beginn der Schlacht vom Feinde abgeschnitten wurde, hart bedrängt, sich in die Gebirge von Cossaria flüchten und endlich in ein altes Schloß zurückziehen mußte. In demselben vertheidigte sich P. gegen die überlegenen Streitkräfte des Feindes mit solcher Bravour, daß ihm endlich nach vier Tagen hartnäckigsten Widerstandes General Augereau [23] freien Abzug gewährte. Im November desselben Jahres zeichnete er sich bei Calagniola und Soave aus. Als zu Anfang 1797 General Alvinczy, um den Feind wegen der leichteren Uebersteigung des Montebaldo zu täuschen, Scheinbewegungen gegen die untere Etsch anordnete, bestand P. mit seinem 9000 Mann starken Corps am 7. Jänner mehrere glückliche Gefechte, namentlich bei Bevillaqua, St. Martin und St. Michael, in welchem dem Feinde mehrere hundert Gefangene und einige Geschütze abgenommen wurden. In dem Gefechte bei Bevillaqua haben sich besonders die Wiener Freiwilligen ausgezeichnet. Mit Unglück aber kämpfte der General im Feldzuge des Jahres 1799. Am 12. Jänner g. J. hatte er Befehl, die republikanischen Truppen von Legnago anzugreifen. Er passirte sofort die Etsch auf einer Schiffbrücke bei Angiari, erfocht auch mehrere Vortheile und rückte gegen Mantua vor. Dort wurde er aber am 16. angegriffen, auf allen Seiten eingeschlossen und mußte zuletzt capituliren. Er verlor bei dieser Gelegenheit 20 Geschütze und sein ganzes, etwa 7000 Mann starkes Corps. Einer Bedingung der Capitulation zu Folge durfte er nun ein ganzes Jahr lang nicht gegen Frankreich kämpfen. Darüber fiel P. bei Kaiser Franz I. in volle Ungnade. Der Kaiser weigerte sich, nachdem P. nach Wien zurückgekehrt war, ihn zu empfangen. P. mußte aus der activen Armee sich zurückziehen und wurde pensionirt. Im Jahre 1799 wurde das päpstliche Heer neu organisirt und der Papst verlangte von Kaiser Franz einen General, der den Oberbefehl der neuen Armee übernehmen sollte. Die Wahl fiel auf Provera, der sich im September g. J. nach Rom verfügte, aber der französische Gesandte in Rom erwirkte den Widerruf dieser Ernennung. Der General kehrte nun nach Wien zurück, wo er einige Jahre darauf im Ruhestande starb. Die französischen Quellen bezeichnen P. als Ritter des Maria Theresien-Ordens. Das ist unrichtig, P. besaß diese höchste militärische Auszeichnung Oesterreichs nicht.

Biographie nouvelle des Contemporains ou dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la célébrité ... Par MM. A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins etc. (Paris 1820 et s., à la librairie historique, 8°.) Tome XVII, p. 134. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix-huitième siècle ... (Londres 1800, 8°.) Tome III, p. 212. – Ritter von Rittersberg (Johann Ritter von), Historischer Militär-Almanach des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts (Prag 1825, C. W. Enders, 8°.) S. 7: „F. M. L. Provera’s Gefecht gegen Augereau“. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs (Heidelberg, Mohr, 8°.) Dritte Aufl. Bd. V, S. 744 u. 754.