BLKÖ:Röhlich, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 26 (1874), ab Seite: 230. (Quelle) | |||
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Fernkorn [Bd. IX, S. 188] bekannt geworden, trat er über dessen Aufforderung im Jahre 1862 in dessen Atelier und übernahm zuvörderst die schriftlichen Arbeiten. Bei der Ausdehnung, das Fernkorn’s Atelier, der eben damals mit der Erzherzog Karl-Statue beschäftigt war, allmälig gewann, fand R. ein um so größeres Feld zur Thätigkeit vor, als Fernkorn’s finanzielle Verhältnisse in Folge von Mißwirthschaft, die bisher gewaltet, ziemlich zerrüttet waren und es einer starken Hand bedurfte, um das sonst so glänzende Geschäft nicht vollends zu Grunde gehen zu lassen. Röhlich säuberte [231] den Augiasstall, entließ unnöthige Arbeiter, brachte Ordnung in den Betrieb, machte als gewandter Praktiker in allen zum Kunsterzguß gehörigen Fächern neue Versuche und erzielte ebenso glückliche, als finanziell günstige Resultate. Ihm gelang es auch, die Trennung Fernkorn’s von dem Steinmetzmeister Kranner, welche Verbindung wesentlich zu Fernkorn’s Ruin beitrug, zu erzielen und so allmälig einigermaßen Ordnung in Fernkorn’s Geschäft zu bringen. Als aber im Jahre 1864 Fernkorn vom Schlage getroffen und in Folge dessen ganz arbeitsunfähig wurde, übernahm R. die Vollendung des Eugen-Monuments, das kaum über die Modellirung hinausgekommen war, und beendete den Hauptguß der Statue und Postamentsverzierungen. Als das Denkmal vollendet und aufgestellt war, wurde R. am Tage der Enthüllungsfeier, am 20. October 1865, mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet. Nun folgten, noch immer auf Rechnung Fernkorn’s, der Guß des Jellačić-Denkmals, der Vörösmarty-Statue für Stuhlweissenburg und noch mehrerer größerer und kleinerer Denkmaler und Büsten. Als aber Fernkorn’s Leiden so sehr zunahm, daß er vollends vom Geschäfte zurücktreten mußte, verband sich Röhlich mit dem Bildhauer Pöninger [Bd. XXIII, S. 16] zur Uebernahme des Ateliers, das nun freilich nicht mehr die Staatsunterstützung, die Fernkorn so reichlich zu Theil geworden, genießen, sondern vielmehr auf eigene Rechnung fortbestehen und dem Staate für Benützung der Räumlichkeiten einen jährlichen Betrag von 5000 fl. bezahlen sollte. Der ober dem Hauptthore des Gußhauses befindliche Titel: „k. k. Kunst-Erzgießerei“ ist demnach blos ein Merkmal, daß die Gebäude Staatseigenthum sind. Für Röhlich und seinen Compagnon erwuchs durch diesen Anstaltstitel keinerlei Anspruch auf Rang, Gehalt, Subvention und dergleichen, sondern die Stellung ist eine vollkommen private, sowohl ihren Auftraggebern, als auch ihrem eigenen Arbeitspersonale gegenüber. Der vorbenannte Betrag wurde, wie es heißt, der Familie Fernkorn überwiesen, zugleich aber wurden im Jahre 1866 von Röhlich und seinem Gesellschafter Pöninger die sämmtlichen Fernkorn’schen Activen und Passiven übernommen. Seit 1866, d. i. seit Uebernahme der Anstalt, hat R. zahlreiche Bronce-Arbeiten von kolossalen, wie kleineren Formen bereits ausgeführt, u. a. die Schiller-Statue im Parke des Baurathes Freiherrn von Schwarz in Salzburg, das Monument des Fürsten Karl Schwarzenberg in Wien und viele andere monumentale Arbeiten des In- und Auslandes. Auch wird in dieser Anstalt das Wiener Schiller-Denkmal gegossen werden. Bei Enthüllung des Schwarzenberg-Denkmals wurde R. von Sr. Majestät mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.
Röhlich, Joseph (Erzgießer, geb. zu Hause, einem Städtchen im Olmützer Kreise Mährens, 6. Juli 1836). Sohn wohlhabender Eltern, der den ersten Unterricht theils im Elternhause, theils in der Schule erhielt. Da er Lust und Liebe zur Kunst zeigte, besuchte er frühzeitig einen in seinem Geburtsorte lebenden Maler, Namens Landeg, bei dem er eben keinen gründlichen Unterricht erhielt, aber doch Gelegenheit fand, zu sehen, wie man mit Zeichenstift und Farben umgehen müsse und sich nebenbei in einer und der anderen kleineren Arbeit selbst versuchte. Durch einen im Hause seiner Eltern wohnenden Eisengeschmeidehändler wurde er mit der Gewinnung des Roheisens, mit der Schmelzung. Bearbeitung und dem Gußverfahren vertraut, welche Kenntnisse er in den Eisenwerken zu Zöptau und Janowitz in praktischer Richtung, sich selbst mit Gußarbeiten u. dgl. beschäftigend, erweiterte und vervollständigte. Seine Absicht, sich der Malerkunst zu widmen, scheiterte an dem Willen des Vaters, der ihn für das Handlungsfach bestimmt hatte, und so kam er in ein Nürnberger- und Eisengeschäft nach Langendorf. Er war nun in mehreren Etablissements thätig, machte sich in technischen Werkstätten und Gießereien mit den verschiedenartigsten Arbeiten bekannt, erlernte die Erzeugung von Pakfongwaaren und zugleich die in jedem größeren Geschäfte unentbehrliche geregelte Buchführung. Durch Zufall im Jahre 1861 mit dem Bildhauer