BLKÖ:Rainer, Rudolph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 285. (Quelle)
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Rainer, Rudolph (Componist, geb. zu Wien um das Jahr 1806, gest. ebenda im Jahre 1830). Den ersten Unterricht im Gesange und in der Violine erhielt er in der Musikschule des Regenschori der Kirche zu St. Ulrich in Wien. Später ausschließlich dem Clavierspiele sich widmend, erlangte er in demselben bald große Fertigkeit, arbeitete aber fleißig an seiner weiteren musikalischen Ausbildung fort. Der tüchtige Lehrer des Generalbasses Em. A. Förster, obgleich bereits in hohen Jahren, ertheilte doch dem vielversprechenden und mit Compositionstalent begabten jungen Clavierspieler Unterricht in der Composition und dieser widmete alle Muße, welche ihm das Ertheilen des Musikunterrichts, der ihm und seiner betagten Mutter den Lebensunterhalt verschaffte, übrig ließ, dem Studium der musikalischen Classiker und der Composition. R. schrieb zuerst Sonaten und Solopiecen für das Pianoforte, welche sich durch Einfachheit des Styls, Klarheit der Idee und Ausführung, besonders aber durch eine ernste Kunstrichtung vor den Tageserscheinungen vortheilhaft bemerkbar machten. Diese ernste Richtung leitete ihn auch in der Composition bald auf das Gebiet der musica sacra und er schrieb einige Offertorien und Graduale und zuletzt auch eine Messe, welche von dem durch Smeykal und Aug. Schmidt damals in’s Leben gerufenen Kirchenmusik-Verein bei den Mechitaristen in Wien zur Aufführung gebracht wurden. In einen Kreis von musikalischen Kunstjüngern gezogen, wurde R. auch zur Lieder-Composition angeregt und schrieb mehrere Gesänge, die nach dem Urtheile von Kennern Schubert’schen Geist athmen. Gleich diesem wählte er auch Schiller’sGruppe aus dem Tartarus“ zum Vorwurfe musikalischer Behandlung, und August Schmidt, auf dessen Anregung zunächst diese bedeutendste Composition R.’s entstanden war, brachte das Tonstück öfter zur Aufführung. Später versuchte sich R. mit günstigem Erfolge in der Kammermusik und ist in dieser Richtung ein von ihm componirtes Streichquartett bekannt. Rainer ward, gleichsam im Vorgefühle seines baldigen Endes, von einer drängenden Hast des Schaffens getrieben. Aber nur zu bald erlag sein schwächlicher Körper der anstrengenden Beschäftigung des Unterrichtgebens und seiner aufreibenden geistigen Arbeiten, denn der Tod raffte ihn im Alter von erst 24 Jahren dahin. Im Druck ist von ihm nur das folgende Werk erschienen: „Variationen über das beliebte Alpenlied für das Pianoforte“, 1. Werk (Wien 1829, Jos. Czerny). Was mit seinem musikalischen Nachlasse, der manches Verwendbare enthalten mochte, geschehen, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt. Erst in jüngster Zeit (Februar 1872) wurde seine Messe in B von dem Kirchenmusik-Verein in Alt-Lerchenfeld in Wien zur Aufführung gebracht.

Castelli, musikalischer Anzeiger (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1829), S. 23. – Handschriftliche eigene Notizen. – Mittheilungen des Herrn Dr. August Schmidt.