Zum Inhalt springen

BLKÖ:Riedel, Johann Gottfried

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Riedel, Johann Anton
Band: 26 (1874), ab Seite: 94. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Gottfried Riedel in Wikidata
GND-Eintrag: 139776451, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Riedel, Johann Gottfried|26|94|}}

Riedel, Johann Gottfried (Maler und Radirer, geb. zu Talken bei Eger in Böhmen im Jahre 1691, gest. zu Dresden im Jahre 1755). Ein geschickter Künstler, über den leider nur sehr dürftige Angaben vorhanden sind. Den ersten Unterricht in der Kunst erhielt er von dem trefflichen Kupferstecher Jacob Maennl [Bd. XVI, S. 251] in Wien, dann setzte er seine Studien unter Solimena fort, den er auch in seinen Arbeiten nachahmte. Darauf kehrte er nach Böhmen zurück, und der von Dlabacz angeführte Gottfried Riedel, der im Jahre 1736 mehrere Gemälde für einen Grafen Nostitz ausführte, scheint mit unserem Johann Gottfried eine und dieselbe Person zu sein. Im Jahre 1739 erhielt R. einen Ruf als Hofmaler nach Dresden, wo ihm im Jahre 1742 die Inspectorstelle an der kön. Gemälde-Gallerie verliehen wurde. Auf diesem Posten starb er im Alter von 64 Jahren. Riedel war auch ein gewandter Radirer, und Nagler meint, daß seine – in guten Abdrücken übrigens seltenen – Blätter mit jenen seines Sohnes Johann Anton verwechselt werden. – Der eben genannte Sohn Riedel’s, Johann Anton (geb. zu Prag im J. 1733, gest. zu Dresden im J. 1816), kam in jungen Jahren mit seinem an den königlich sächsischen Hof berufenen Vater Johann Gottfried nach Dresden, wo er unter Dietrich seine künstlerische Ausbildung erhielt und nach dem Tode des Vaters auf dessen Posten als Gallerie-Inspector angestellt wurde. Bis dahin war er als Maler und Kupferstecher thätig, dann aber widmete er sich fast ausschließlich seinem Dienste als Gallerie-Inspector und erwarb sich als solcher namhafte Verdienste um die Erhaltung der seiner Sorgfalt anvertrauten Kunstschätze, deren mehrere, wie z. B. den „h. Georg“ und die berühmte „Nacht“ von Correggio er von dem sichtlichen Untergange gerettet. Auch hat er in Gemeinschaft mit C. F. Wenzel ein Verzeichniß der Gemälde in der churfürstlichen, nachmals königlichen Gallerie zu Dresden bearbeitet, das im Jahre 1771 zu Leipzig im Drucke erschienen ist. R. hat viele Blätter radirt, darunter 21 Bildnisse und Phantasieköpfe nach F. Boll, A. Both, Adr. Brouwer, van Dyk, Dietrich, G. Flink, A. de Gelder, P. de Grebber, Livens, Karl Maratti, Pauditz, A. Pêsne und Willmann, die meisten aus den Jahren 1754, 1755 und 1756; dann 16 Blätter nach Rembrandt, meist Bildnisse alter Männer und Frauen, die meisten in kl. u. gr. 4°., einige auch in 8°., in den Jahren 1754–1758, und eines: „Der Krieger, der das auf seinem Schoosse sitzende Mädchen mit der rechten Hand umarmt und in der Linken ein Glas hält“, in Folio, 1764; dann mehrere heilige Darstellungen: „Der Heiland mit Dornen gekrönt, mit zwei Engeln“, [95] nach Guido Reni (kl. oval); – derselbe, nach A. Caracci (Qu. 4°.); – „Die h. Jungfrau, dem Christuskinde aus einer Schale zu trinken gebend, im Hintergrunde Landschaft“, nach F. Baroccio (gr. 8°.); – „Ecce homo, von zwei Soldaten begleitet“, nach J. M. Crespi (1767, 4°.); – „Die h. Jungfrau mit dem auf einem Kissen sitzenden Kinde, vor demselben der kleine Johannes“, gleichfalls nach Crespi (1755, 4°.); – „Die sieben Sacramente“, nach Ebendemselben, 7 schön radirte Blätter mit Titel: „I sette sacramenti di G. M. Crespi et Ant. Riedel del. et sc.“ (1754, kl. Fol.); – „Der Evangelist Marcus, die Feder schneidend“, Halbfigur nach Guercino (gr. 4°.). Die genannten Blätter Riedel’s sind sämmtlich nach den Originalen der Dresdener Gallerie ausgeführt; für Sammler haben die früheren Drucke Werth und diese sind auch selten; nicht so die späteren, nach den von Hertel in Augsburg angekauften und retouchirten Platten. Dieser Johann Anton ist offenbar eine und dieselbe Person mit dem bei Dlabacz [Bd. II, Sp. 578] und nach diesem bei Nagler [Bd. XIII, S. 151] angeführten Anton Joseph Riedel, worauf auch das daselbst angegebene Blatt: „Ecce homo“ nach Guido Reni – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, nach J. M. Crespi gestochenen – hinzudeuten scheint.Johann Anton’s Schwester Maria Theresia (geb. zu Prag im Jahre 1720, gest. zu Dresden im Jahre 1792), wurde von ihrem Vater Johann Gottfried R. in der Kunst ausgebildet und copirte mit feiner Geschicklichkeit berühmte Bilder großer Meister, darunter vornehmlich von holländischen Malern. Mit ihrem Vater übersiedelte sie im Jahre 1739 nach Dresden, wo sie Pensionärin der Akademie wurde und daselbst im Alter von 72 Jahren starb.

Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 578. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. V, S. 1191, Nr. 6. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XIII, S. 154, 156 u. 158. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 292. – Porträte. 1) Von Johann Gottfried. Nach seinem Selbstbildniß A. H. Riedel fec. (Rad. 1813, 8°.), – 2) C. Klengel fec. (Rad., 12°.); – 32) von Johann Anton. A. Graff p. 1796, A. Riedel sc. (Rad. 1817, 8°.).