BLKÖ:Righini, Vincenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Riezlmair, Georg
Band: 26 (1874), ab Seite: 151. (Quelle)
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Righini, Vincenz (Compositeur, geb. zu Bologna 22. Jänner 1756, gest. ebenda 19. August 1812). Seine vieljährige Wirksamkeit in Prag und Wien weist ihm eine Stelle in diesem Werke an. Er zeigte frühzeitig großes Talent für die Musik, wurde Chorknabe in der Kirche San Petronio zu Bologna, wo er den ersten musikalischen Unterricht erhielt, erlernte dann den Contrapunct bei dem berühmten Padre Martini und den Gesang in Bernacchi’s[WS 1] Schule. Schon im Alter von 19 Jahren trat er als Tenorist im Theater zu Parma auf und kam im folgenden Jahre, 1776, nach Prag, wo ihn der dortige Unternehmer der Opera buffa für seine Bühne engagirte. Daselbst bildete sich R. nicht blos im Gesange weiter aus, sondern versuchte sich auch in mehreren Opern und Scenen als Componist. So kamen daselbst außer kleineren Nummern, Duetten und in ernste Opern eingelegten Gesangstücken folgende Opern zur Aufführung: „La vedova scaltra“, Opera buffa, sein erstes größeres Werk; – „La bottega del Caffè“, Opera buffa; und – „Don Giovanni o sia il Convitato di Pietra“, Opera buffa. Nachdem er drei Jahre in Prag als Sänger und Componist thätig gewesen, berief ihn Kaiser Joseph II. im Jahre 1779 als Gesangslehrer der Prinzessin Elisabeth [152] von Württemberg nach Wien, wo er zugleich als Capellmeister und Componist an dem italienischen Operntheater angestellt wurde. Während seiner nahezu zehnjährigen Wirksamkeit auf den genannten Posten in Wien kamen daselbst folgende Werke zur Aufführung: „La Sorpresa amorosa“, Cantata a 3 voci, für drei seiner Schüler geschrieben mit vollem Orchester; – „Il natale d’Apollo“, große Cantate mit vollem Orchester; – Große Serenade mit vollem Orchester; – „L’incontro inaspettato“, Opera buffa, im Jahre 1785 aufgeführt; – „Il Demogorgone o sia il filosofo confuso“, Opera buffa; – „Armida“, Opera seria; dann wieder mehrere Scenen und Rondeaux zum Einlegen in verschiedene, auf dem Wiener Theater aufgeführte Opern und eine große Menge anderer Compositionen aller Art. Nachdem er schon im Jahre 1788 einem Rufe des Churfürsten von Mainz gefolgt und in dessen Dienste als Capellmeister getreten war, kam noch am 5. Juni 1804 unter seiner persönlichen Leitung im kleinen Redoutensaale zu Wien seine ursprünglich, 1789, für Coblenz geschriebene Oper: „Alcide al bivio“ zur Aufführung, in welcher damals Herr und Dlle Fischer und Herr Brizzi auftraten. Zur Kaiserwahl Leopold’s II., in Frankfurt a. M. componirte er auch die große Festmesse, welche daselbst aufgeführt wurde. Im Jahre 1792 berief ihn Friedrich Wilhelm II. von Preußen nach Berlin, wo er, nachdem seine Oper: „Enea nel Lazio“ eine sehr beifällige Aufnahme gefunden, im folgenden Jahre an Alessandri’s Stelle mit hohem Gehalte zum Capellmeister ernannt wurde. Friedrich Wilhelm III. bestätigte ihn in seiner Stelle, in welcher er bis zum Jahre 1812 verblieb. Im letztgenannten Jahre reiste er, um sich einer Steinoperation zu unterziehen, in seine Vaterstadt Bologna, wo er der Operation – der zweiten, die erste, in Berlin ausgeführte, hatte er glücklich überstanden – im Alter von 56 Jahren unterlag. R. hat während seines Mainzer und Berliner Aufenthaltes noch Vieles, größere Werke, wie ernste und komische Opern und eine Menge kleinerer Tonstücke, als Messen, Serenaden, Concerte, Symphonien u. dgl. m., componirt, welche sich jedoch nur sehr unvollständig in den in den Quellen verzeichneten Werken angeführt finden. Was seine Bedeutung als Compositeur betrifft, so bezeichnet ihn die Fachkritik im Großen und Ganzen nur als einen Nachahmer, ja Copisten Mozart’s, der sich jedoch durch Gediegenheit der Ausführung seiner Werke, durch Wohllaut und anmuthigen Fluß auszeichne. Von seiner großen Composition: „Atalanta e Maleagro“, welche im Februar 1797 in Berlin gegeben wurde, schreibt der kundige und eben mit Lob nicht verschwenderische Gerber: „nie werde ich den Eindruck vergessen, den damals das Anhören dieser himmlischen Musik auf mich machte“. Von besonderer Meisterschaft sind die Terzette, Quartette und Quintette in seinen Opern. „Es wäre“, bemerkt einer seiner Biographen, „in der That gar nicht übel, wenn unsere heutigen Concertinstitute – bei der Verlegenheit besonders, in der sie in Betreff neuer und guter Sachen unleugbar immer sind – mitunter sich an Righini erinnern und dann und wann Ensemblestücke aus dessen besseren Opern bringen wollten. Righini war seit 1794 mit Rosine Kneisel (geb. zu Stettin 1767, gest. zu Berlin 25. Jänner 1801), einer zu ihrer Zeit berühmten Sängerin, vermält, von der er sich aber [153] im Jahre 1800 hatte scheiden lassen. Auffallend ist es, daß der über alle Maßen vollständige Dlabacz Righini’s, der doch auch in Prag gewirkt; auch nicht mit einer Sylbe erwähnt.

Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1792, J. G. J. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 292. – Derselbe, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 867. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst, Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 343.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Vernacchi’s.