BLKÖ:Rośkiewicz, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 27 (1874), ab Seite: 41. (Quelle) | |||
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[42] Cadeten-Compagnie. Aus derselben wurde er im November 1848 noch vor Beendigung des 3. Curses in Folge der kriegerischen Wirren und wegen Mangels an Officieren zum Lieutenant im Brooder 7. Grenz-Regimente befördert. Im Jahre 1852 wurde R. dem Generalstabe zugetheilt mit der Bestimmung, den Generalstabs-Curs in Wien zu hören. Im November 1853 rückte R. zum Oberlieutenant im Infanterie-Regimente Eduard Fürst Liechtenstein Nr. 5 vor, die folgenden zwei Jahre brachte er in der Kriegsschule zu, im März 1857 wurde er Hauptmann, im Mai 1866 Major und im Mai 1869 Oberstlieutenant, in welcher Eigenschaft er seit Mai 1872 in das Infanterie-Regiment König von Bayern Nr. 5 eingetheilt und seit 1. Jänner 1873 mit Rangsevidenz des Regiments dem militär-geographischen Institute zugetheilt ist. Daselbst ist er mit der Verfassung einer Geschichte über die Kartographie beauftragt und hat eine übersichtliche Zusammenstellung der kartographischen Arbeiten in Oesterreich für die additionelle Ausstellung der großen Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 übernommen. R. hat darin 240 Stück Karten vom Jahre 1750 bis 1867 in 20 verschiedenen Abscheidungen, geschichtlich gegliedert, ausgestellt. Die Terrainplastik war durch 10 Stück größere Arbeiten (2–4 Metre: □), circa 80 Stück kleinere Modelle und Reliefarbeiten vertreten, denen sich 30 Stück Globen und Tellurien anreihten. In seine bisherige 27jährige Dienstzeit fallen mehrere Leistungen, die eine nähere Darstellung erheischen. Für sein tapferes Verhalten im Gefechte bei San Martino, 24. Juni 1859 im Armeecorps Benedek, wurde R. mit dem Verdienstkreuze mit der Kriegsdecoration ausgezeichnet. Im September 1862, damals Hauptmann, wurde R. beauftragt, als Militär-Recognoscent nach Bosnien zu gehen. Ueber dieses Land gab es bis dahin nur ganz unsichere, meist auf Basis schriftlicher Aufzeichnungen entworfene Aufnahmen. Auch dießmal durfte R. mit seiner Arbeit nicht öffentlich vorgehen, sondern ohne Instrumente, nur mit Boussole, Uhr und Skizzenbuch in der Hand und durch Abzählung der Schritte seine Skizze entwerfen, welche die Grundlage der von ihm ausgeführten Karte bildet. Diese Karte wurde dann von Oberst Scheda für seine Generalkarte benützt. Der k. preußische Oberstlieutenant von Sydow hat im 12. Hefte des Jahrganges 1865 der „Geographischen Mittheilungen“ von Petermann den Ausspruch gethan, daß die Karten der Türkei durch die Arbeit des Hauptmanns Rośkiewicz in innerer und äußerer Anordnung sehr wesentliche Aenderungen erhalten und große Lücken durch völlig neue Anschauungen ausgefüllt wurden. Und auch Dr. Kiepert, der von dritter Seite beeinflußt, längere Zeit mit seinem Urtheile zurückhielt, äußerte sich im Vorberichte zur neuen Auflage seiner Karte der europäischen Türkei in vier Blättern, „daß die von Rośkiewicz zurückgelegte Route, das Werthvolle der Arbeit, die Grundlage der Neuzeichnung seiner Karte bilde“. Die von R. entworfene Karte erschien unter dem Titel: „Karte von Bosnien, der Herzegowina und des Paschaliks von Novibazar. Auf Anordnung des kais. kön. Generalstabes nach den neuesten Quellen, mit Ausnahme der Kraina an Ort und Stelle gesammelten topographischen Skizzen entworfen and gezeichnet von Hauptmann Rośkiewicz des Generalstabes. Mit Theilen der anliegenden Provinzen ergänzt und lithographirt im militärisch-geographischen Institut in Wien 1865“, [43] vier Blätter. Gleichsam als historisch-topographische Erläuterung folgten dieser Karte die „Studien über Bosnien und die Herzegowina. Mit eilt Abbildungen in Holzschnitten und einer lithogr. Karte“ (Leipzig 1868, F. A. Brockhaus, gr. 8°.), welche von Seite der Kritik eine sehr anerkennende Würdigung fanden. Im Zusammenhange mit Werk und Karte steht auch ein die Anschauungsweise mancher Geographen berichtigender Aufsatz in den Wiener geographischen Mittheilungen (1871, 4. April), in welchem R. den Standpunct klarstellt, was überhaupt bei geographischen Forschungen in völlig unbekannten Ländern von einem Einzelnen angefordert und in welcher Ausdehnung und mit welcher Genauigkeit diesem Zwecke entsprochen werden könne. Um Cadeten, Officiersstellvertretern und Officieren, welche nicht Gelegenheit haben, Terrainstudien zu machen und die Aufnahme zu üben, ein Mittel in die Hand zu geben, verläßliche Croquis für den Feldgebrauch zu liefern, ersann R. einen Apparat, „Recognoscent“ genannt, der mit einem eigenthümlichen, praktisch befundenen Diopter versehen und Ende 1870 bei Syrè und Neffe in Wien mit einer unter gleichnamigem Titel gedruckten Beschreibung (32 S., mehrere Tafeln kl. 8°.) publicirt wurde. Die Beschreibung über die Ausführung à la vue und über die Anfertigung der Croquis von einem, zwei oder mehreren Standpuncten, jene der Marschcroquis, die Aufnahme einer Gegend mit Hilfe der Schmalkaldischen Boussole u. s. w. überging als Lehrstoff in den 17. Abschnitt des von Muschinsky und Przihoda herausgegebenen Werkes über Terrainlehre. Ferner gab R. selbstständig heraus: „Betrachtungen über die territoriale Gliederung und Steigerung der österreichischen Wehrkraft mit Rücksichtnahme auf das Friedens-Budget“ (Wien 1872, Seidel u. Sohn, gr. 8°.), mit einer Uebersichtstafel in Imp. Fol.; – „Die Bahnen der österreichischen Türkei und der Nachbarländer“ (Wien 1869, Seidel, 8°.); – „Beschreibung des Distanzmessers“ (Hermannstadt 1870, 8°.). Noch sei nebensächlich bemerkt, daß R. mit Rücksicht auf die praktischen Zwecke des Felddienstes ein Feldcopirbuch construirte, das ebenso sinnreich als zweckentsprechend ist; dann befürwortete er schon im Jahre 1861 in einem Aufsatze der „Oesterreichisch militärischen Zeitschrift“ die Dotirung der Infanterie-Pionnier-Abtheilungen mit einem Material- und Brückenwagen, schlug im December 1866 in einem besonderen Berichte an den Generalstab mehrere Organisations-Anordnungen in der Armee vor, von denen einige in der Folge auch zur Durchführung kamen; beantragte im 1. Hefte 1870 des militär-wissenschaftlichen Organs die Annahme einer besonderen Schraffenscala; richtete im December 1869 das Augenmerk auf die Wichtigkeit des Ausbaues der Dalmatiner Linien und in einer besonderen Abhandlung trat er 1871 mit erheblichen Gründen für die Wiederannahme der Dreigliederstellung auf. Schließlich sei noch des von R. schon 1862 erfundenen, im Principe patentirten graphischen Höhenmessers gedacht, wovon R. eine gedruckte „Beschreibung und Anwendung des Hypsometers“ veröffentlichte und welcher, immer mehr und mehr verbessert, Messungen in großem Maßstabe in Zolldifferenzen zulässig macht und in den späteren Jahren die Idee zur Anwendung der graphisch-tabellarischen Höhenbestimmungen nach gemessenen Winkeln, die sich bei Eisenbahnaufnahmen Bahn brach, gegeben haben mag. R. ist correspondirendes [44] Mitglied der geographischen Gesellschaft in Wien und erhielt für seine Studien und Karte von Bosnien von dem türkischen Sultan den Medschidje-Orden 4. Classe; für seine Wirksamkeit in der Wiener Weltausstellung 1873 von der internationalen Jury in der Gruppe „Additionelle Ausstellung für Gewerbe und Erfindungen“ für die Geschichte der Kartographie in Oesterreich vom Jahre 1750 bis 1867 und für die geschichtliche Exposition dieses Zweiges das Ehrendiplom, in der Gruppe 16 für den Vorschlag der Terraindarstellung mit Rücksicht auf zu erzielende Einheitskarten die Verdienstmedaille und am 8. November 1873 wurde ihm für die besonderen Verdienste, welche sich R. um das Unternehmen der Weltausstellung erworben, die „Allerhöchste Zufriedenheit“ zuerkannt.
Rośkiewicz, Johann (k. k. Oberstlieutenant und militärischer Schriftsteller, geb. zu Drohowycze in Galizien 26. Mai 1831). Sohn eines k. k. Ober-Kriegscommissärs, trat er im Jahre 1839 in das k. k. Militär-Erziehungshaus des Graf Nugent-Infanterie-Regiments Nr. 30 zu Lemberg als Aerarial-Zögling ein, kam im September 1846 als Regimentscadet zu Graf Hartmann-Infanterie und zugleich in die Olmützer- Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 1497. – Militär-Zeitung, herausg. von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1863, S. 118. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1868, Nr. 37, S. 588.